Reis‘saus nehmen

Leserbrief von Jo Schädler, Bendern

Gene sind ja für weit mehr verantwortlich, wie für die Knollennase, krumme Beine, die Glatze, oder sogar abstehende Ohren. Es sind wohl durchdringende Volksgene, die neben unserem Aussehen auch unser Tun weitflächig bestimmen und explizit in der Politik und bei Väterchen Staat ihre nährende Erde gefunden haben.

Ob Aufgabe, Vorhaben, oder Umsetzung einer herbeigeschwatzten Notwendigkeit, immer beginnt es mit einer riesengrossen Klabauterei, um meist aber schnell wieder in Vergessenheit zu geraten. Wer sich erinnert; da waren einst Beben für ein neues Tunnel, eine S-Bahn, Hängebrücke, ein neues Spital, ein Solardachwindrad über Liechtenstein, usw. die allesamt genug energiereiche und eben womöglich auch genetische Kräfte hatten, das ganze Gäu zu erschüttern und die armen Liechtensteiner Seelen aufzuwühlen. Und alle haben und hatten eines gemeinsam. Sind die Dinge politisch abgehakt, oder in der Urne abgesoffen, gibt es für sie kein neues Erwachen mehr.

Das „Notwendige“ dennoch durchzuboxen, ist für den Schluss der Legislatur vorgesehen. Kurz bevor man sich aus der Politik verabschiedet, oder verabschiedet wird, legt man noch schnell ein buntes Ei mitten in den grünen Klee. Da wird aus heiterem Himmel einfach der saure Käse verboten und erklärt den Leuten noch schnell, die Briefmarken über 1.10 Franken die er gekauft hat, könne er sich an den Hintern kleben, oder fortwerfen, aber auf ein Päckli kleben geht wie aus heiterem Himmel nicht mehr. Dann noch schnell den Russen sanktionieren, den Casinos eine Ohrfeige erteilen, die Mehrwertsteuer bewaffnen und beim IWF ein wohliges Nest bauen.

All diese Skurrilitäten werden von einem sagenhaften Reisefieber begleitet. In der Finalität fliegt – flüchtet man schnell nach New York, Kirgisien, zu den Kalmücken, in die Ukraine, Indien, Polen, oder eben wo man noch nie war, entweder um sich zu verabschieden, weinend Verlorenes nachzuholen, nicht Bewältigtes zu entschärfen, oder retten was noch zu retten geglaubt wird?