
Am Montag, 4. März 2025, weilte Aussenministerin Dominique Hasler auf Einladung der Ukraine in der Stadt Lwiw.
Im Mittelpunkt ihres Besuchs standen dabei zwei Schulen in Kinderspitälern, die sogenannten „Schools of Superheroes“, welche durch Liechtenstein im Rahmen der humanitären Zusammenarbeit massgeblich mitfinanziert wurden. Begleitet wurde sie vom ukrainischen Aussenminister Andrij Sybiha, der First Lady Olena Selenska und der Botschafterin der Ukraine für Liechtenstein, Iryna Venediktova. Die Schulen stellen sicher, dass Hunderte von Kindern, die in den Spitälern infolge schwerer Erkrankungen oder Kriegsverletzungen behandelt werden, innerhalb des Spitals weiterhin an der Bildung teilnehmen können.
Rehabilitation von traumatisierten Kindern als Teil des gesellschaftlichen Wiederaufbaus
Ein wichtiger Bestandteil des Aufenthalts von Regierungsrätin Hasler war die Besichtigung des Kinderspitals „Okhmatdyt“ sowie der spezialisierten westukrainischen Klinik zur Behandlung schwer erkrankter und traumatisierter Kinder in Lwiw. Diese beiden Spitäler nehmen in der Ukraine eine zentrale Rolle bei der Behandlung von krebskranken Kindern, Kindern mit seltenen Krankheiten oder für Kinder nach Organtransplantationen ein. Auch werden hier Kinder, insbesondere aus den frontnahen Gebieten im Osten des Landes, welche teils Verletzungen von Geschossen oder Minenexplosionen erlitten haben, behandelt.
Zudem übernimmt die Klinik die Evakuierung von verletzten Kindern, die zur hochspezialisierten Behandlung während des Krieges in diverse europäische Länder überwiesen wurden.
Liechtenstein finanziert Aufbau von Schulen in Spitälern
In diesen Spitälern integrierte die „Olena Zelenska Foundation“ mithilfe finanzieller Beiträge aus Liechtenstein im Rahmen der „Internationalen Humanitären Zusammenarbeit und Entwicklung“ zwei Schulen. Die sogenannten „Schools of Superheroes“ sind neue Bildungseinrichtungen in Kinderspitälern in der Ukraine. Sie geben Kindern, die aufgrund von einer Langzeitbehandlung oder Rehabilitation lange Zeit in den Spitälern bleiben müssen, die Möglichkeit, ihre Schulbildung weiterzuführen und gleichzeitig psychosoziale Begleitung zu erhalten.
Die Schools of Superheroes werden mit kinderfreundlich gestalteten Unterrichtsräumen ausgestattet. Unterrichtet wird aber auch auf den Krankenstationen selbst, wenn bei den Kindern eine eingeschränkte Mobilität besteht. Mit einem Beitrag von CHF 70’000 konnte Liechtenstein die Einrichtung zwei solcher Unterrichtsräume in Lwiw finanzieren. Den Unterricht sowie die psychologische Betreuung der Kinder werden hingegen vom ukrainischen Staat übernommen. Somit ist ein nachhaltiger Betrieb und Integration in das reguläre Bildungssystem sichergestellt.
Neben diesen Schulen unterstützte Liechtenstein auch ein Projekt für Waisenkinder der Olena Zelenska Foundation in der Ukraine. Hierbei werden jeweils mehrere Kriegswaisenkinder zusammen in Familien untergebracht und dort betreut. Liechtenstein setzte dabei insgesamt CHF 180’000 für die Reparatur beschädigter Häuser, zur Verfügungsstellung von Heizungssystemen und Haushaltsgeräten sowie weiteren Hilfsgütern ein.
„Man kann bei all den andauernden politischen neuen Ausgangslagen nicht ausser Betracht lassen, dass es beim Einsatz für den Frieden in der Ukraine schlussendlich um Menschen und viele unschuldige Kinder und deren Zukunft geht“, so Regierungsrätin Hasler. Im Hinblick auf den Wiederaufbau des Landes ist von besonderer Bedeutung, dass Kinder sowohl physisch wie auch psychosozial bestmöglich rehabilitiert werden und gleichzeitig an der Bildung teilnehmen können. Die Folgen des Krieges sind insbesondere auch bei den Kindern sehr präsent und werden noch über viele Jahre Auswirkungen haben.
Die Unterstützung solcher Projekte, welche mit einem angemessenen finanziellen Beitrag grosse Wirkung erzielen können, wird daher auch bei den Wiederaufbauaktivitäten Liechtensteins im Rahmen des vom Landtag für die Jahre
2025-2029 genehmigten Verpflichtungskredits in Höhe von CHF 8 Millionen ein Schwerpunkt sein. Gerade in sicherheitspolitisch sehr unsicheren Zeiten kommt dieser verlässlichen Form des humanitären Engagements Liechtensteins eine besondere Bedeutung zu.
Grosse Wertschätzung für Solidarität Liechtensteins
Auch von offizieller Seite wurde der Besuch Liechtensteins überaus geschätzt. So reisten aus Kiew sowohl Aussenminister Andrij Sybiha wie auch die First Lady Olena Selenska für die gemeinsame Eröffnung der Schulen an. Gemeinsam mit dem Aussenminister legte Regierungsrätin Hasler auf dem militärischen Friedhof „Marsfeld“ in Lwiw einen Blumenkranz zu Ehren der über 1000 alleine aus der Stadt Lwiw im Krieg gefallenen Soldaten nieder.
Aussenminister Sibyha betonte sowohl gegenüber Regierungsrätin Hasler wie auch im Rahmen von Medienterminen die grosse Bedeutung der Unterstützung und der Präsenz Liechtensteins. Diese sei insbesondere im Lichte der aktuellen Entwicklung nicht selbstverständlich und werde die engen und freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern weiter stärken. Regierungsrätin Hasler betonte ihrerseits: „Wie auch der Regierungschef jüngst festhielt, kann es uns nicht egal sein, was in der Ukraine passiert. Denn es geht bei diesem Krieg um das Fundament der Staatengemeinschaft, welches nach dem 2. Weltkrieg geschaffen wurde, um sicherzustellen, dass das internationale Recht gilt. Wenn sich Liechtenstein mit der Ukraine solidarisch zeigt, tut es dies auch im ureigensten Interesse. Denn wenn die Rechtsstaatlichkeit nicht mehr gesichert ist, die Macht des Stärkeren gilt, Grenzen beliebig verschoben werden können und Solidarität in Frage gestellt wird, kann das nicht im Interesse eines Kleinstaates sein.“
Arbeitstreffen mit Aussenminister, Olena Selenska und Bürgermeister von Lwiw
Regierungsrätin Hasler nutzte die Gelegenheit, um neben den Projektbesuchen auch bilaterale Gespräche zu führen. Mit Aussenminister Sybiha sprach sie insbesondere über das von Liechtenstein während des Vorsitzes im Europarat geschaffene Schadensregister sowie über die Notwendigkeit, die schwersten Verbrechen der russischen Aggression aufzuklären und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Mit Olena Selenska tauschte sich die Aussenministerin über die erzielten Ergebnisse der bisher unterstützen Projekte sowie über mögliche künftige Kooperation bei Bildungsprojekten aus. Ebenfalls wurde sie vom Bürgermeister von Lwiw, Herrn Andrij Sadovyi, offiziell empfangen und erhielt Informationen über die bedeutende Rolle der Stadt bei der Rehabilitation von Kriegstraumatisierten.
Begleitet wurde Aussenministerin Hasler von Panagiotis Potolidis-Beck, Leiter der Abteilung für Wirtschaft und Entwicklung beim Amt für Auswärtige Angelegenheiten. Diese Abteilung wird auch hauptverantwortlich für die Umsetzung des vom Landtag verabschiedeten Wiederaufbaubudgets für die Ukraine sein, weshalb es sehr wertvoll war, sich vor Ort ein Bild der Situation und über die Verwendung der Gelder machen und sich mit Projektpartnern darüber austauschen zu können. Das Aussenministerium bedankt sich für den ausserordentlichen Einsatz.