Leserbrief von Jo Schädler,
Bendern
Nun ist wieder einmal Hanebüchenes passiert. Da hält die Polizei im Schutze der nächtlichen Finsternis doch tatsächlich einen Wagen mit vierstelliger Liechtensteiner Autonummer an. Das, obwohl der Wagen frisch gewaschen und laut MFK-Bericht durchaus noch fahrtauglich.
Es folgte der übliche Kalauer; Fahrzeugausweis, Führerschein und; hat er etwas getrunken? Der Mann der sich am Lenkrad festkrallte, war schon älteren Semesters, was die Frage nach den Trinkgewohnheiten überflüssig, wenn nicht gar frech erscheinen lässt, denn im Alter soll man viel trinken, um seine Gesundheit nicht zu gefährden. Trotz dem Schutz, welche ihm seine vierstellige Autonummer und zwar eine unter zweitausend eigentlich gewährt, musste er in so einen Apparat hineinblasen, welcher einen Alkoholgehalt von lediglich 2,8 Promille anzeigte.
Das Alter des Mannes, seine Fahrerfahrung, die ja durch die tiefe Autonummer belegt ist und der Umstand, dass er Bodenbesitzer von über acht Bauplätzen in der Bauzone, fünf in der Reservezone und ein paar Rietteilen ist, musste er seinen Führerschein abgeben. Früher hatte man noch Achtung vor tiefen Liechtensteiner Nummern. Der Fürst selber hatte die Eins und die Polizei die Elf, aber die hatten ja auch nur elf Mann.
Was uns diese Geschichte lehrt, ist die besorgniserregende Tatsache, dass wir wohl unter Tränen erkennen müssen, dass unsere geliebte Heimat vollständig im Umbruch ist und droht den Alten den Boden unter den Füssen zu entreissen und die Jungen ins Chaos zu stürzen. Dass wir personell überfremden; früher kam eine Gemeinde noch mit etwa fünf Familiennamen aus, heute braucht sie über hundert, um die Aufgaben zu bewältigen, müssen wir hinnehmen.
Aber es tut einfach nur weh, ist übelst und sehr schmerzhaft, wie unsere Kultur und unsere Gewohnheits- und Einsitzungsrechte, zusehends von der Neuzeit aufgefressen werden. Wenn bald einmal das Bodenrecht auch nicht mehr zu halten ist, ist auch die einstellige Autonummer nichts mehr wert.