Leserbrief von Jo Schädler,
Bendern
Also wenn der 1400 in Mainz geborene, sehr gescheite Bub vom Friedrich Gensfleisch, später Johannes Gutenberg genannte Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Metalllettern geahnt hätte, wie unfähig wir im Lande Liechtenstein noch heute sind, aus seiner Erfindung reichen Segen und Nutzen zu schlagen, würde er sich von seiner Druckerpresse flachdrücken lassen.
Erwähnenswert; Gutenberg hat wohl schon um 1420 eine Universität besucht, wogegen in Liechtenstein erst 400 Jahre später, nämlich erst 1805 die Schulpflicht eingeführt wurde. Im Jahre 1962 baute dann die Firma Heidelberg die ersten Bogenoffsetmaschinen, deren Leistung bis heute kontinuierlich verbessert wurde. Heute schafft so eine Maschine locker 20‘000 Bogen pro Stunde, hinten und vorne vier oder mehrfarbig bedruckt, samt Lackierung. Derzeit landet bedrucktes Papier zu Broschüren gebunden fast täglich in den Briefkästen. Wahlbroschüren die angeblich den Zweck verfolgen würden, dem Wähler die eine oder andere Partei mit möglichst vielen Informationen über ihr Können, ihren Mut, ihr Selbstvertrauen und über ihre Ambitionen mundig und gluschtig zu machen. Doch im Wissen um die Begehrnisse der Parteien und ihrer Kandidaten wundert man sich dann doch sehr, dass da Broschüren dabei sind, welche auf ganzen A4-Seiten entweder gar nichts, ein Blumenfeld, eine Dorfansicht, eine Alphütte, oder ein grossporiges Konterfei zeigen.
An den Druckmaschinen kann es nicht liegen, denn diese sind in der Lage jede Seite bis zum Rand mit Text zu befüllen. Aber was macht die Maschine, wenn sie keinen Text bekommt und was macht der Text wenn er nicht geschrieben wird und was macht der Schreiber, wenn ihm nichts einfällt und was macht die Partei, wenn sie nichts zu sagen hat?
Wir sehen also, einem leeren, oder einem nur spärlich bedruckten Blatt Papier und sei es noch so dick, liegt eine unendliche Spirale, ja geradezu ein Füllhorn von „Nichts“ zugrunde. Mag es also sein, dass 400 Jahre fehlende Schulen immer noch Wirkung zeigen?