Kopf einschalten, bitte !

Leserbrief von Norman Wille,
Vaduz

27.000. Soviele Menschen haben im Zweiten Weltkrieg ihr Leben gelassen. Tag. Für Tag. Sechs Jahre lang. Jeden einzelnen Tag. 27.000, meist junge Leben. Sinnlos verheizt. Wir sollten aufhören, in der Ukraine von „Frieden, Freiheit und Demokratie“ zu schwafeln. Und wir sind in Liechtenstein gut dabei. Da wird auf den grossen Stühlen palavert und geschwatzt. Aber nicht einer der Damen und Herren käme auf die Idee, den Kopf einzuschalten.

Wir heroisieren ein Land, in dem die Korruption blüht wie in keinem anderen europäischen Staat. In dem kaum ein Führerschein über den Tresen geht, ohne dass der Verwaltungsbeamte, der Fahrlehrer und der Fahrprüfer geschmiert worden sind. „Die Korruption in der Ukraine zieht sich durch alle Ebenen der Gesellschaft“, wie schon der ehemalige Präsident der Europäischen Kommission, Jean Claude Juncker im September 2023 öffentlich festgestellt hat. Spielt alles keine Rolle. Einmal mehr, wie sollte es anders sein, wirft die EU ihre eigenen Wertevorstellungen, ohne zu zögern, über den Haufen. Und wir laufen hinterher, als wüssten wir nicht, dass diese Dinge so nicht in Ordnung sind.

Würden wir eine offene und ehrliche Politik betreiben (was wir zweifellos nicht tun), dann würden wir längst sehen, dass diese heillose Zündlerei zwischen der Ukraine und Russland unser aller Leben gefährdet.

Unfähig und unwillig zu Friedensverhandlungen, taumelt die Europäische Union – und mit ihr unser kleines Land – ziel- und planlos durch die Gegend. 27.000 Tote. Jeden einzelnen Tag. Und es reicht noch immer nicht. Wir zündeln munter weiter, wie die kleinen Kinder.  Verantwortungslos. Gedankenlos. Gleichgültig. Als gäb’s kein Morgen. Und ich warte noch immer, ob die Politik den Mut aufbringt, die richtigen Worte am richtigen Ort zu finden. Aber dazu wird’s nicht reichen. Das wäre dann doch, einmal mehr, zu viel erwartet.