Stand heute, 6. Dezember 2024, sind mehrere OKP-Stellen unbesetzt, weil sich keine Interessenten finden lassen. Liechtenstein verliert zunehmend an Boden bei der Anwerbung von neuen Ärzten, Schuld daran sind Standortnachteile im Vergleich zur angrenzenden Schweiz.
Die fünf gravierendsten Standortnachteile sind:
1. Bedarfsplanung
Das sperrige System der Bedarfsplanung ist der massgeblichste Standortnachteil. In der Schweiz wird jeder Arzt automatisch zur OKP zugelassen, was die notwendige wirtschaftli-che Sicherheit für den kostenintensiven Aufbau eines Praxisstandorts schafft.
2. Wohnsitznahme
Die Wohnsitznahme in Liechtenstein ist nur in Sonderfällen möglich, grundsätzlich müssen Ärzte im Ausland wohnen. Starker Pendlerverkehr, fehlender Lebensmittelpunkt und man-gelnde Wertschätzung («arbeiten ja, wohnen nein») schmälern die Motivation, in Liechten-stein ärztlich tätig zu sein.
3. Bürokratie
Ausufernde Bürokratie ist erwiesenermassen eine der Hauptsorgen junger Ärzte. In Liech-tenstein schreitet die Bürokratisierung schneller voran als in der Schweiz (EWR-Vorgaben, eGesundheitsdossier etc.).
4. Staatsangehörigkeit
Drittstaatsangehörige dürfen in der Schweiz als Ärzte arbeiten, in Liechtenstein ist dazu eine aufwendige Ausnahmebewilligung ohne Erfolgsgarantie notwendig. Es ist nicht mehr zeitgerecht, dass ein Arzt mit Deutsch als Muttersprache und EU-/CH-Studienabschluss in Liechtenstein grundsätzlich nicht arbeiten darf.
5. Vergütung (Taxpunktwert)
Seit Juli 2024 gilt in Liechtenstein der zweittiefste Taxpunktwert und damit die zweittiefste Vergütung von ärztlichen Leistungen im gesamtschweizerischen Vergleich.
Es besteht dringender Handlungsbedarf, damit Liechtenstein bei der Rekrutierung neuer Ärzte nicht noch weiter abgehängt wird. Kurzfristig soll die Regierung die Vergütung auf das regionale Niveau anheben, mittelfristig müssen die übrigen Hürden abgebaut oder zumindest abgemildert werden.