RUGGELL – Liechtenstein muss sich im Freiheitsindex 2024 von Avenir Suisse nur dem Kanton Aargau geschlagen geben. Nachdem das Fürstentum im vergangenen Jahr seinen Podestplatz verloren hatte, rückte Liechtenstein wieder auf den zweiten Rang vor. Auf Platz 3 folgt Appenzell Ausserrhoden. Liechtenstein kann vor allem bei den steuerbezogenen Indikatoren punkten.
Der Freiheitsindex von Avenir Suisse beurteilt jährlich die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Freiheiten in den Schweizer Kantonen. Dieses Jahr wurden dafür insgesamt 29 Indikatoren ausgewertet, um herauszufinden, wie liberal die einzelnen kantonalen Gesetzgebungen ausgestaltet sind.
Liechtenstein wurde im Jahr 2020 erstmals in den Vergleich aufgenommen und schaffte es prompt auf den ersten Platz. Seitdem konnte sich das Fürstentum auf den vorderen Plätzen behaupten. Der diesjährige Index brachte eine grosse Veränderung für den Nachbarkanton Graubünden. Dieser springt von der 23. auf die 10. Position. Neben einer Anpassung der Indexierungsmethodik verbesserte sich der Bergkanton bei den Ladenöffnungszeiten und Gastgewerbegebühren. Der Kanton St. Gallen hingegen rutschte verstärkt ins Mittelfeld ab.
Geringe Steuerbelastung und eine Kirchensteuer für alle
Gute Noten erhält Liechtenstein für die niedrige Steuerbelastung, die hohe Bonität und die geringe Zahl an Beschäftigten im öffentlichen Sektor. Ein negativer Punkt ist jedoch der fehlende Steuerabzug für externe Kinderbetreuung. Ausserdem kennt das Fürstentum keine Regulierungsfolgenabschätzung. Knapp die Hälfte der Schweizer Kantone hat eine solche eingeführt.
Bei den gesellschaftlichen Indikatoren sticht die geringe Dauer zur Erteilung einer Baubewilligung im Vergleich mit den Schweizer Kantonen hervor. Einen Spitzenplatz nimmt Liechtenstein auch bei der öffentlichen Sicherheit ein. Schwächen zeigt Liechtenstein bei der Behandlung von Ausländern, die vergleichsweise geringe politische Rechte haben. Auch die Wohnsitzfristen bei Einbürgerungen sind relativ lang. Bei der Kirchensteuer geht Liechtenstein weiter als viele katholische Schweizer Kantone. Zwar kennt das Fürstentum keine obligatorische Kirchensteuer für Unternehmen, die katholische Kirche wird aber aus dem allgemeinen Steuertopf finanziert.
Im vergangenen Jahr hatte noch der relativ schwache Ausgleichsmechanismus bei der kalten Progression das Liechtensteiner Ergebnis belastet. Liechtenstein hat sich in dieser Hinsicht verbessert und gleicht die kalte Progression nun bei einem geringeren Inflationswert als früher an. Avenir Suisse hat den Indikator aber wieder aus dem Index genommen.
Der Freiheitsindex zeigt sich transparent
Der Freiheitsindex von Avenir Suisse berücksichtigt nur Themenbereiche, in denen die Kantone über Handlungsspielraum verfügen. Der Vergleich mit Liechtenstein ist deshalb im Detail mit Vorsicht zu geniessen. Denn Gesetze, die in der Schweiz auf Bundesebene gelten, fliessen nicht in den Vergleich ein.
Erstmals sind alle Daten und Rangierungen in einem öffentlich zugänglichen Excel-Dokument aufbereitet. Zudem ist der Freiheitsindex interaktiv gestaltet: Jeder Indikator kann individuell an- und abgewählt werden, um damit einen Index nach den eigenen Präferenzen zu erstellen. Denn ob und wie stark beispielsweise ein Gesetz als Einschränkung der persönlichen Handlungsmöglichkeiten empfunden wird, hängt stark von der individuellen Einschätzung ab.
Die Daten für Liechtenstein hat die Stiftung Zukunft.li erhoben.
Detaillierte Informationen zum Freiheitsindex 2024 von Avenir Suisse finden Sie ab dem 11. Dezember 2024, 05.00 Uhr, unter: www.avenir-suisse.ch/publication/avenir-suisse-freiheitsindex-2024/
Stiftung Zukunft.li
Die Stiftung Zukunft.li engagiert sich als liberaler Think-Tank für die gesellschafts- und wirtschaftspolitische Entwicklung des Standorts Liechtenstein. Die 2014 gegründete Organisation ist unabhängig und transparent, sie finanziert sich aus privaten Stiftungs- und Förderbeiträgen.