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«Aktiv für die Gemeinde und ihre Bevölkerung»

Schellenberg – naturnahe Wohlfühloase mit 360-Grad-Rundumblick.

Im Gespräch mit dem Schellenberger Gemeindevorsteher Dietmar Lampert, gab er Auskunft über die Aktivitäten der Gemeinde im ablaufenden Jahr. Er freut sich über ein aktives Vereinsleben, wichtige strategische Entwicklungen und vieles andere mehr. Und er blickt voraus auf ein ereignisreiches Jahr 2025.

Interview: Heribert Beck

 

Herr Gemeindevorsteher, das Jahr neigt sich dem Ende zu. Zeit, Bilanz zu ziehen. Was waren die Höhepunkte des Jahres für die Gemeinde Schellenberg?

Der Jahresbeginn 2024 war geprägt durch das vom Gemeinderat genehmigte Grundstückstauschgeschäft mit Aufpreiszahlung, bei welchem die Gemeinde die Möglichkeit hatte, ein attraktives Grundstück an strategischer Lage mitten im Dorfzentrum zu erwerben. Gegen den Entscheid des Gemeinderates wurde bekanntlich das Referendum ergriffen und das Ergebnis der Abstimmung am 28. April 2024 war sehr klar, 64,6 Prozent der Stimmberechtigten sprachen sich gegen das Geschäft aus und nur 35,4 Prozent dafür. Diesen Volksentscheid gilt es ohne Wenn und Aber zu akzeptieren – auch wenn damit eine einmalige Chance für die Gemeinde verpasst worden ist.

Aber gehen wir über zu erfreulicherem. Die Gemeinde Schellenberg verfügt über ein sehr aktives Dorfleben. Dafür sorgen unsere Dorfvereine mit zahlreichen Höhepunkten. Das ganze Jahr über bieten sie Anlässe, welche das gemütliche Zusammensein und den Austausch fördern. Diese Anlässe sorgen einerseits für Zusammenhalt in der Gemeinde andererseits identifizieren sich die Menschen gerade durch solche Anlässe sehr stark mit ihrer Gemeinde. Das ist immer wieder schön zu sehen.

Ein Höhepunkt jagte also den nächsten?

In diesem Jahr hatten wir in Schellenberg einige Höhepunkt zu feiern. Im Juni fand der 114. Liechtensteinische Landesfeuerwehrtag statt, kurz darauf feierte die Volkstanzgruppe ihr 60-Jahr-Vereinsjubiläum mit einem «Trachta-Z’morga» im Gemeindesaal. Am Sonntag, 7. Juli 2024, stand in unserer Gemeinde ein besonderer Festtag auf dem Programm, Pater Josef Gehrer feierte sein 50-Jahr-Priesterjubiläum und Pater Bruno Rederer sein 60-Jahr-Jubiläum. Mit dabei waren Bischof Benno Elbs sowie eine Delegation von Mitbrüdern vom Orden des Kostbaren Blutes und die Schellenberger Bevölkerung sowie die Dorfvereine, welche auch zum anschliessenden Mittagessen eingeladen waren. Diese Feier zeigte auf eindrückliche Art und Weise die hohe Verbundenheit von Kirche, Politik und Kultur. Den Reigen der Feiern 2024 hat Anfang September das «Princely Liechtenstein Tattoo» auf der Burgruine. Es war ein weiterer Höhepunkt in unserem kleinen Dorf mit internationaler Beteiligung.

Impressionen vom 114. Landesfeuerwehrtag

Wie steht es um die Investitionstätigkeit der Gemeinde?

Die Gemeinde hat dieses Jahr rund 2,5 Millionen Franken in Investitionsprojekte investiert. Schellenberg investiert viel in die Infrastruktur, so ist es nicht überraschend, dass in 2024 der Hauptanteil der Finanzmittel für Strassensanierungsprojekte eingesetzt wurde. Zudem konnten in der Gemeindeschule die Umbauarbeiten abgeschlossen werden, um einen Raum für ein Schulleitungszimmer sowie ein zusätzliches Unterrichtszimmer zu schaffen. Deshalb war es nötig die Schulbibliothek aus der Gemeindeschule auszugliedern. Ein neues Zuhause fand die Bibliothek in den Räumen der ehemaligen Post, welche deshalb ebenfalls umgebaut werden musste. Um die bestehende Infrastruktur besser zu nutzen und eine zusätzliche Belebung des Dorfzentrums zu bewirken, ist die Bibliothek seit dem 1. Dezember 2024 auch für die Öffentlichkeit zugänglich.

Auch die Reorganisation der Gemeindeverwaltung hat Sie im vergangenen Jahr beschäftigt.
In der Gemeindeverwaltung wurde basierend auf einer Analyse eine Reorganisation durchgeführt. Ziel war es eine strikte Trennung der Aufgaben im Bereich Finanzen/Steuern und im Bereich Kanzlei/Einwohnerkontrolle/Schalter durchzuführen. So wurde die bisherige Abteilung Kanzlei umbenannt in Einwohnerdienste und dem Gemeindesekretariat unterstellt. Dadurch kann sich die Abteilung Finanzen/Steuern auf ihre Kernaufgaben konzentrieren. Dafür mussten 65 neue Stellenprozente geschaffen werden, was sich bereits sehr bewährt hat. Ich möchte dennoch betonten, dass die Verwaltung in Schellenberg nach wie vor sehr schlank aufgestellt ist.

Auch in den IT-Bereich haben Sie investiert. Was waren die Gründe dafür und was wurde gemacht?

In der Gemeindeverwaltung wurde im Sommer dieses Jahres eine Totalumstellung der IT durchgeführt. Neu arbeitet die Gemeinde mit der Firma elleta AG zusammen, welche uns in sämtlichen IT-Fragen tatkräftig berät und unterstützt. Es ist schlichtweg nicht mehr möglich, dass die Angestellten der Verwaltung diese vielfältigen und komplexen Aufgaben im Nebenamt erledigen. Man könnte den Auftrag der Firma elleta AG mit einem Ingenieur im Baubereich vergleichen. Bereits jetzt zeigt sich, dass sich diese Investitionen für alle Beteiligten gelohnt haben. Die Gemeinde kann auf ein fundiertes know how zurückgreifen und frühzeitig die Weichen richtig stellen. Zudem hat die Firma Speedcom AG einen klaren Leistungsauftrag erhalten, in welchem die Anforderungen an die IT aber auch Sicherheitsfragen, Speicherung der Daten sowie der Unterhalt und die Wartung festgelegt ist. Alles in allem haben wir die IT in kompetente Hände gelegt die auch für das Controlling besorgt sind.

Die Gemeinde hat in diesem Jahr eine Einwohnerbefragung durchgeführt. Was waren die Hintergründe? Warum wurde sie durchgeführt und wie ist sie abgelaufen?

Im Zuge unseres Gemeindeentwicklungsprojektes «schellenberg – meine gemeinde, unser weg» wurde im September 2024 eine Einwohnerbefragung durchgeführt. Diese stellt einen wesentlichen Teil der Analysephase dar und trägt dazu bei, die Entwicklung unserer Gemeinde in enger Abstimmung mit den Bedürfnissen und Ideen der Bevölkerung voranzutreiben. Ziel war es, sowohl quantitative als auch qualitative Rückmeldungen zu erhalten, um ein umfassendes Meinungsbild zeichnen und Verbesserungspotenziale erkennen zu können.

Welches waren die wichtigsten Ergebnisse?

Die Einwohnerbefragung wurde im September in Zusammenarbeit mit der Ostschweizer Fachhochschule St. Gallen durchgeführt. Dazu wurden 941 Schellenberger Einwohner ab dem 16. Lebensjahr eingeladen. Erfreulicherweise sind 485 Personen dieser Einladung gefolgt und haben an dieser Möglichkeit der Partizipation teilgenommen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 52 Prozent, was aussergewöhnlich gut ist und das grosse Engagement der Schellenberger Bevölkerung unterstreicht.

Bischof Benno Elbs mit Pater Josef Gehrer (links) und Pater Bruno Rederer (rechts).
Gelebtes Miteinander zwischen Kirche und Gemeinde – Die beiden Jubilare beim Apéro im Anschluss an die kirchlichen Feierlichkeiten zum Priesterjubiläum.

Folgende Themen werden für die künftige Entwicklung von den Schellenbergern als besonders wichtig erachtet:

  1. ​­Leben im Alter und leistbares Wohnen
    Es besteht ein wachsender Bedarf an barrierefreien, altersgerechten Wohnmöglichkeiten und Dienstleistungen, um unseren älteren Mitbürgern ein selbstbestimmtes Leben in der Gemeinde zu ermöglichen. Die Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum, insbesondere für junge Familien, wird als Zukunftsherausforderung gesehen.
  2. Zentrumsentwicklung und soziale Treffpunkte
    Der Wunsch nach einem belebten Dorfzentrum und Treffpunkten für Jung und Alt wird mehrfach geäussert. Es gilt Lösungen zu entwickeln, die das Gemeinschaftsgefühl weiter stärken und die Attraktivität unserer Gemeinde steigert.
  3. Tagesstrukturen und Förderung junger Familien
    Die bedarfsgerechte Anpassung der Tagesstrukturen und des Angebotes für die jüngeren Generationen soll die Attraktivität unserer Gemeinde speziell für junge Familien erhöhen.
  4. Erhalt der Natur, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz
    Viele Teilnehmer wünschen sich, dass die Gemeinde verstärkt Massnahmen zur Förderung von Nachhaltigkeit ergreift, wie die Nutzung erneuerbarer Energien und energieeffizienter Bauprojekte. Dabei gilt es vor allem die Natur und den wertvollen Erholungsraum Schellenbergs zu erhalten und nutzbar zu machen.
  5. Partizipation und Transparenz
    Die Arbeitsweise bei der Entwicklung neuer Lösungen und Projekte soll zukünftig durch aktive Mitwirkungsmöglichkeiten geprägt werden. Ein durchgängiger und offener Informationsaustausch soll zudem für Transparenz hinsichtlich getroffener Entscheidungen und umgesetzter Massnahmen sorgen.

Wie geht es nun weiter? Welches sind die nächsten Schritte?

Die Einwohnerbefragung 2024 hat wertvolle Einblicke hinsichtlich der Bedürfnisse, Wünsche und Ideen der Schellenberger Bevölkerung geliefert. Der Gemeinderat nimmt diese Rückmeldungen sehr ernst und hat folgende nächste Schritte festgelegt.

Welche weiteren Ziele hat sich der Gemeinderat sich für das kommende Jahr gesetzt?

Erste Priorität hat die Umsetzung des Gemeindeentwicklungsprojektes «schellenberg – meine gemeinde, unser weg». Um eine positive Weiterentwicklung unserer Gemeinde sicherzustellen, benötigt Schellenberg eine vernünftige, zukunftsgerichtete und breit abgesteckte Strategie. Für die wichtigsten Gemeindethemen sollen strategische Leitgedanken, Ziele und davon abgeleitet, Massnahmen festgelegt werden. Dem Gemeinderat soll dieses Strategiepapier künftig als Leitfaden dienen bei Entscheidungen über Konzepte, oder Projekte mit damit verbundenen Investitionen. Bei der Erarbeitung der Gemeindestrategie wird sehr viel Wert auf eine verstärkte Bürgerbeteiligung durch Workshops und Informationsveranstaltungen gelegt werden.

Ein Blick auf die Finanzen der Gemeinde Schellenberg. Wie wird 2025 in finanzieller Hinsicht?

Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung vom 19. November 2024 den Voranschlag 2025 mit einem budgetierten Defizit von rund 800‘000 Franken genehmigt. Hohe Investitionen im Hoch- und Tiefbau stehen an. Die Erfahrung zeigt, dass nicht immer alle Budgetpositionen realisiert werden können, so dass der Gemeinderat das budgetierte Minus mutig genehmigt hat.

Ein ewiges Thema in Schellenberg ist der Mobilfunkempfang. Wie steht es diesbezüglich um die angekündigte Lösung?

Sämtliche Bewilligung für den Bau des Mobilfunkmastes liegen zumindest mündlich vor. Die Firmen Salt (Liechtenstein) AG, Swisscom Schweiz AG und die Telecom Liechtenstein können nun einen freistehenden Masten inkl. Mobilfunktechnik auf dem Schellenberger Grundstück Nr. 180 bauen.

Die Gemeinde verpachtet das Schellenberger Grundstück Nr. 180 – gemäss Abstimmung vom 11. März 2020 – im Baurecht und ist nicht für den Bau, den Betrieb und den Unterhalt von der Mobilfunkanlage verantwortlich. Die Befürworter der Mobilfunkanlage haben rund fünf Jahre gewartet und der Druck auf die Gemeinde und die Mobilfunkbetreiber war während dieser Zeit sehr gross. Das Hauptproblem war die Erschliessung, die ursprünglich von der Eschner Rütte über die Wiese zum Grundstück Nr. 180 geplant war. Diese einfache und kostengünstige Erschliessungsvariante konnte aufgrund des fehlenden Durchleitungsrechtes nicht realisiert werden. Deshalb wurden andere Erschliessungsvarianten geklärt und zum Teil sind auch diese gescheitert. All dies bedurfte zahlreicher Abklärungen bei den Amtsstellen des Landes sowie weiteren Beteiligten, die immer wieder viel Zeit in Anspruch genommen haben.

Mystische Stimmung bei der Kapelle St. Georg.
Mitglieder des Vereins Liechtensteiner Schaftschützen Militär-Kontingent «Letzter Auszug 1866» stehen Gewehr bei Fuss anlässlich des diesjährigen Princely Tattoos.

Welche Lösung wurde schliesslich gefunden?

Die Erschliessung erfolgt neu über die Bergerwaldstrasse und über Waldgrundstücke der Gemeinden Gamprin und Schellenberg. Jetzt liegt der Ball bei den Mobilfunkbetreibern. Wann die Mobilfunkanlage definitiv in Betrieb genommen wird, kann aus heutiger Sicht noch nicht gesagt werden, wie uns Robert Eberle, Geschäftsführer von Salt (Liechtenstein) AG, gesagt hat. Als erstes müssen die notwendigen Rodungen erfolgen, ein detailliertes Bauprogramm sowie ein Terminplan erstellt werden, und je nach Wetter können gewisse Vorarbeiten in den Wintermonaten erfolgen. «Wir bitten die Einwohner von Schellenberg ein letztes Mal um etwas Geduld», sagte Robert Eberle auf unsere letzte Anfrage.

Gemeindehaus Schellenberg.
Informationsveranstaltung vom 26. November 2024 mit aktiver Bürgerbeteiligung.

Wie verbringen Sie die anstehenden Feiertage und was wünschen Sie sich persönlich und der Schellenberger Bevölkerung für das kommende Jahr?

Die kommenden Feiertage stehen für mich ganz im Zeichen der Familie, wo wir Weihnachten gemeinsam traditionell feiern. Die Zeit zwischen den Festtagen werde ich für ein paar Skitage nutzen, zudem stehen auch ein paar ruhige Tage auf dem Programm um Kraft zu tanken für die anstehenden Herausforderungen. Für die bevorstehende Weihnachtszeit wünsche ich allen frohe und geruhsame Festtage und einen guten Start ins neue Jahr.

Mein Wunsch für das kommende Jahr ist als wichtigstes gute Gesundheit – denn ohne die geht gar nichts. Zudem wünsche ich mir, dass sich die Schellenberger Bevölkerung in den vielen anstehenden Projekten engagieren wird – so dass wir am Ende unseres Weges ein klares Bild für die Zukunft unserer Gemeinde zeichnen können.

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