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Mostereigenossenschaft Schellenberg – Einzige Apfelsaft-Kultstätte in Liechtenstein

Thomas Goop, Walter Lampert, Helmut Schwendinger, Hansjörg Goop und Florian Goop (v. l.) Foto: Paul Trummer

Thomas Goop, Walter Lampert, Helmut Schwendinger, Hansjörg Goop und Florian Goop (v. l.) Foto: Paul Trummer

Die Mostereigenossenschaft Schellenberg blickt auf eine über ­130-jährige­ ­Geschichte zurück und ist heute die einzige verbliebene Mosterei in ­Liechtenstein. In guten Jahren werden in Schellenberg – und 2024 ist ein sehr ertragreiches Obstjahr – über 30‘000 Liter Most produziert. Allein in der letzten Oktoberwoche wurden 7 Tonnen Äpfel gepresst. Torkelmeister Hansjörg Goop, Mosterei-Chef Helmut Schwendinger und Mostkult-Pfleger Walter Lampert gewähren einen Blick über ihre Schultern.

Text: Johannes Kaiser

Die Mostereigenossenschaft Schellenberg besteht seit ihrer Gründung im Jahre 1893 aus zehn Genossenschaftern bzw. zehn Torkelrechten. Gemäss Statuten gehören die Torkelrechte zu den Häusern der betreffenden Genossenschaftsmitglieder. Bis 1983 erfolgte die Übergabe des Torkelrechtes mit dem Verkauf oder Übergabe des Hauses, das heisst das Torkelrecht war an die Hausnummer gebunden. Erst danach wurde dies geändert und auf die jeweilige Familie übertragen.

Gemeinde ist ebenfalls ein Genossenschaftsmitglied
Vis-à-vis dem Gasthaus Krone in Schellenberg stand früher die Landwirtschaftsliegenschaft von Martin Rederer, welche die Gemeinde Schellenberg im Jahr 1964 erwerben konnte. In der Jubiläumsbroschüre «100 Jahre Mostereigenossenschaft Schellenberg (MGS) –
1893–1993» schrieb der damalige Vorsteher Walter Kieber: «Ob es wohl Schicksal oder Fügung war, dass die Gemeinde ausgerechnet in den Besitz des Torkelrechtes des ersten Torkelmeisters (Martin Rederer) kam, steht in den Sternen und soll auch nicht ­weiter hinterfragt werden. Auf jeden Fall dürfte der Umstand, dass die Gemeinde Mitglied der Genossenschaft ist, sich positiv auf den ­Gemeinderatsentscheid ausgewirkt haben.»

Bewundernswerte Leidenschaft der Pflege des Kulturgutes Mosten
Torkelmeister Hansjörg Goop bezeichnete den Erwerb des Rederer-Anwesens als Glücksfall für die Mostereigenossenschaft Schellenberg, da somit auch die Gemeinde eines dieser zehn Torkelrechte innehatte und die Genossenschaft in den Jahren 1987/88 u. a. bei der notwendigen Installierung einer neuen Presse massgeblich finanziell unterstützte und auch weitere Investitionen in all den Jahren stets auf grosszügige Weise finanziell übernommen hat. Im Weiteren brachten die Genossenschafter, wie Hansjörg Goop ausführt, stets eine bewundernswerte Leidenschaft ein, Brauchtum und Kulturgut des Mostens zu pflegen und zu erhalten. Nur durch ihren Einsatz war und ist es möglich, dass es in Schellenberg noch eine aktive Mosterei gibt.

Genossenschafter seit Jahrzehnten mit viel Idealismus am Werk
Bei einem Blick auf die vergangenen Jahrzehnte zählt Hans Biedermann, der von 1960 bis 1982 der Moster war, zu den prägenden Figuren. Von 1960 bis zu seinem Tod (1982) hat Bertram Wohlwend als Vertreter des Genossenschafters Stefan Wohlwend (damals aus Haus-Nr. 48) das Amt als Torkelmeister und Kassier ausgeübt. Zu den dominanten Protagonisten der Mostereigenossenschaft Schellenberg gehören im Weiteren Walter Lampert, der den Mostereikult in Schellenberg seit nun über 40 Jahren belebt und von 1983 bis 1999 auch Torkelmeister war, Harald Lampert, Torkelmeister von 1999 bis 2016, Helmut Schwendinger, der seit 25 Jahren der Mosterei-Chef ist, sowie Hansjörg Goop, der das Zepter des Torkelmeisters seit acht Jahren innehat. Vor allem sie und die weiteren Genossenschafter pflegen das Kulturgut seit Jahrzehnten mit bewundernswertem Idealismus und Herzblut.

Pflanzung und Pflege der Obstbaumwiese im Stutz
Von 2011 bis 2023 haben Hansjörg Goop, Walter Lampert und Hans-Rudi Hächler auch eine Obstbaumwiese im Stutz gepflegt und bewirtschaftet. Die Trägerschaft dieser Obstbaumwiese oblag in leitender Funktion Hans-Rudi Hächler, Präsident des Imkervereins Schellenberg, dem Verein Liechtensteiner Edelbrand sowie der Mostereigenossenschaft.

«Tschügger-Apfelschorle»: Alkoholfreier Genuss aus Liechtenstein
Mit dem Verein Liechtensteiner Edelbrand stellt Hansjörg Goop seit zwei Jahren Apfelschorle unter der sehr attraktiven Marke «Tschügger Apfelschorle» her – und zwar in der Grössenordnung von rund 10‘000 Litern, welche in Dosen oder Glasflaschen (33cl und 100cl) abgefüllt werden. Ein weiteres Produkt ist der Glühmost, der unter Mostliebhabern als besondere Delikatesse gilt. Die Apfelmost-Getränkelinie ist ein regionales, alkoholfreies Produkt, das sich bei verschiedenen Verkaufsläden oder auch bei Getränkehändlern und durch den Direktbezug beim Verein Liechtensteiner Edelbrand einer sehr grossen Beliebtheit erfreut.

Mit diesen Produkten und dem Süssmost in 5-Liter-Back in Box-Packungen, für dessen Produktion und Vertrieb Walter Lampert zuständig ist, ist die Mostereigenossenschaft Schellenberg quasi die einzige Produzentin von alkoholfreien Getränken in Liechtenstein. Mit diesen Angeboten werden Naturprodukte produziert, welche ohne künstliche und natürliche Aromen und Zusatzstoffe beeinflusst sind.

Die einzige verbliebene Mosterei in Liechtenstein
Da die Mostereigenossenschaft mit ihrer Geschichte über 130 Jahre heute als einzige aktive Mosterei verblieben ist, in der für Klein- bis Grossmengen an Ernten Apfelsaft gepresst werden kann, kommt die Kundschaft aus dem ganzen Land nach Schellenberg. Im Durchschnitt werden im Jahr zirka 28 Tonnen Obst verarbeitet, was in etwa 20‘000 Liter Apfelsaft ergibt.

Ein Riesenkompliment an die Schellenberger Mostereigenossenschafter
Die Genossenschafter der Mosterei Schellenberg verdienen für ihren grossen Einsatz sowie für ihren Idealismus, dieses Kulturgut zu pflegen und am Leben zu erhalten, ein Riesenkompliment. Die Bildimpressionen sind Zeugnis ihres bewundernswerten Einsatzes, und es ist zu hoffen, dass es beim baldigen 150-Jahr-Jubiläum der Mostereigenossenschaft in Schellenberg ein richtiges Kult-Volksfest geben wird.

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https://www.facebook.com/mgs1893/?locale=de_DE

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