Kuh und neue Nationalhymne

Leserbrief von Jo Schädler,
Bendern

„Wie Berg und Strom die Grenzen zieh’n, sind Recht und Freiheit uns verlieh’n“. So werde die erste Strophe einer neuen Nationalhymne lauten, stand in der Zeitung. Und die letzte: “In Treue halten wir das Band, zu Gott und Fürst und Vaterland“. Und dazwischen noch: „und dankbar über Raum und Zeit, bewahren wir die Einigkeit“.

Abgesehen davon, dass uns die Regierenden jedes Jahr etwa 600 neue Vorschriften und Gesetze um die Ohren hauen, die pfeifengenau zu befolgen sind und uns täglich Rechte und Freiheiten rauben, mag die Strophe ja schnusig sein. Auch in seiner Gesamtheit kommt der Text etwas schwulstig daher, welcher dereinst, oder hoffentlich niemals unsere Hymne sein soll. Hymne, ursprünglich ein feierlicher Preis- und Lobgesang, der sich an die Götter richtete. Also mit der Einigkeit ist das so eine Sache, zeigt sie uns doch vor jedem Urnengang erneut ihre schreckliche Fratze. Und dann erst das treue Band zu Gott. Das ist wie ein Stuhl ohne Beine, weil diesen Gott brauchen wir nur, wenn die Mutter stirbt, sonst kann er uns; wenn Sie wissen was ich meine. Nur an Klausentag, da muss er dem Nikolaus sagen, er solle Nüsse und Birnen bringen und an Weihnachten dem Christkindle auftragen, es müsse uns mit vielen Päckli und den Buben mit einem Porsche bescheren. Ansonsten ist unser Gottverbund doch etwas arg morsch. Nicht einmal zu unseren Traditionen finden wir mehr Zugang. Bremimarkt? Sehr lustig. Früher trieben die Bauern ihr Vieh von Ruggell, Schellenberg, Mauren stolz geschmückt nach Eschen, um zu zeigen wie sie ihr Vieh pflegen und um die begehrte Prämie zu bekommen. Hunderte Tiere waren dann mitten im Dorf. Die Kuh war wichtiger wie Zuckerwatte. Nun wurden sie vom Tierschutz aus dem Dorf gejagt, weil der Lärm die Kühe stören würde, derweil das Dorf von 9000 Watt Lautsprechern zugehämmert wird. Noch ein paar Jährchen und dann ist die Kuh sowieso nur noch Randnotiz. Besser also Text und Melodie aus: „Hänschen klein ging aber ganz allein“.