Ende August haben die Vaduzer Wahlberechtigten Florian Meier zu ihrem Bürgermeister gewählt. Im Interview gibt er einen Einblick in die ersten Wochen, in denen er das Amt offiziell ausgeübt hat und schaut in die Zukunft.
Herr Bürgermeister, offiziell im Amt sind Sie nun seit rund sechs Wochen. Wie haben Sie diese Zeit erlebt und was waren Ihre ersten Aufgaben?Bürgermeister Florian Meier: Nachdem ich die Amtsgeschäfte als Vizebürgermeister bereits einige Monate übernommen habe, konnte ich die meisten Verwaltungsmitarbeitenden bereits kennenlernen und mir über die anstehenden Aufgaben ein Bild machen. Für mich stehen derzeit und auch situationsbedingt Stabilität und Verlässlichkeit an oberster Stelle.
Als Vizebürgermeister haben Sie die Geschäfte von Vaduz, Sie haben es angesprochen, schon seit Anfang des Jahres geführt. Wie haben Sie es erlebt, plötzlich und vermutlich unerwartet mit dieser Aufgabe betraut zu sein und was waren die grössten Herausforderungen?
In einer Gemeinde stehen laufend Entscheidungen an. Sei es personell, finanziell oder strukturell. Nicht alles lässt sich aufschieben, und das war bestimmt für mich und die Verwaltungsmitarbeitenden eine besondere Herausforderung. Es hat sich jedoch rasch herausgestellt, dass die fachkompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genau wie der Gemeinderat in herausfordernden Zeiten an einem Strang ziehen. Dafür bedanke ich mich an dieser Stelle nochmals bei allen.
Welche grösseren Ziele haben Sie sich bis zu den nächsten Gemeinderatswahlen Anfang 2027 gesetzt?
Grundsätzlich müssen Ziele konkret und messbar sein. Nachdem in den letzten Monaten alles sehr schnell gegangen ist, stehen – wie bereits erwähnt – Stabilität und Verlässlichkeit für mich an erster Stelle.
Bei Ihrer Nomination zum Bürgermeisterkandidaten im Juni haben Sie gesagt: «Es braucht Entscheidungen, um Klarheit zu schaffen.» Woran haben Sie konkret gedacht?
Jede Entscheidung muss überlegt sein und abgewogen werden. Es ist wichtig, die Pro- und Kontra-Stimmen anzuhören und auf Basis dieser Überlegungen zu einem Ergebnis zu kommen. Es ging bei dieser Aussage nicht um ein spezielles Projekt, sondern darum, zu signalisieren, dass ich mich nicht davor scheue, Entscheidungen zu treffen. Dies führt dann eben zur erwähnten Klarheit.
Wie steht es um die Pläne rund um die Umgestaltung des Parkhaus Marktplatz?Diesbezüglich laufen Gespräche mit allen Beteiligten. Es wurde auch schon einiges an Vorarbeit geleistet. Das Parkhaus Marktplatz ist sanierungsbedürftig. Aus diesem Grund ist es mein Ziel, dort rasch unter Berücksichtigung aller Gesichtspunkte eine in die Zukunft gerichtete Lösung zu erarbeiten und umzusetzen.
Wortwörtlich eine Grossbaustelle ist in Vaduz derzeit der Verkehr – wenn auch eine Landesbaustelle. Doch inwiefern möchte sich die Gemeinde in künftige Lösungen einbringen?
Die Gemeinde Vaduz bringt sich schon seit jeher ein, wenn es um Lösungsansätze, Massnahmen oder interdisziplinäre Zusammenarbeit im Bereich Mobilität geht. So werden wir das auch künftig handhaben.
Der Landtag hat im September grünes Licht für die Kletterhalle gegeben, für die Vaduz mit Schaan zusammen den Boden im Baurecht zur Verfügung stellt. Welche Chancen sehen Sie in solchen gemeindeübergreifenden Kooperationen und in welchen weiteren Bereichen könnten sie erfolgversprechend sein?
Die Kletterhalle wird vom Liechtensteiner Alpenverein betrieben und steht der Bevölkerung Liechtensteins und der Region offen. Der Standort im Mühleholz hat sich für den Bau dieser Infrastruktur sehr gut angeboten, da es dort bereits viele weitere Sportangebote gibt: Schwimmbad, Tennishalle, Minigolf, Skatepark. Durch die Zusammenarbeit von mehreren Gemeinden kann einerseits grösser gedacht werden und andererseits führt das auch zur Ressourcenschonung, da nicht jede Gemeinde dieselbe Infrastruktur benötigt. Das von Schaan und Vaduz gemeinsam betriebene Schwimmbad zeigt schon seit jeher, dass Kooperationen durchaus erfolgreich sind.
Was die Geselligkeit betrifft, war in Vaduz viel los im Sommer. Welche Veranstaltungen haben Sie besonders genossen und wie bringt sich die Gemeinde in die Förderung von solchen Anlässen und in jene der Vereine ein?
Die Vaduzer Vereine sind sehr aktiv und organisieren viele Anlässe, fördern die Jugendarbeit und engagieren sich auch für soziale Projekte. Es ist wichtig, den Besucherinnen und Besuchern einen Mix an Veranstaltungen zu bieten. Sei es kulturell, sportlich, musikalisch oder kulinarisch. Ein Aspekt, den alle Veranstaltungen gemeinsam haben, ist die gesellschaftliche Zusammenkunft. Wenn wir im Gespräch bleiben, uns austauschen und Spass miteinander haben, stärkt das den Zusammenhalt in unserer Gemeinde. In diesem Zusammenhang ist es kein Geheimnis, dass ich auch die traditionellen Veranstaltungen sehr schätze. Es ist mir wichtig, dass wir zusammenkommen und die gemeinsame Zeit geniessen. Deshalb unterstützen wir als Gemeinde auch die Vereine in Vaduz oder Veranstalter, die etwas auf die Beine stellen.
Anfang Dezember erreichen Sie die für einen Politiker bedeutende Marke von 100 Tagen im Amt. Welche Schlagzeile würden Sie sich in einer medialen Bilanz dieser 100 Tage wünschen und warum?
Wenn ich ganz ehrlich bin, bedeutet mir diese Marke nicht viel. Oft werden diese 100 Tage auch mit einer Schonfrist in Verbindung gesetzt. Es scheint mir wichtig, dass ich vom ersten bis zum letzten Tag meinen Werten treu bleibe und dabei die Verantwortung für Vaduz wahrnehme. Deshalb kann ich mit allen Schlagzeilen gut umgehen (lacht).
Familienpark Waldhotel
Mitte August hat Bürgermeister Florian Meier gemeinsam mit vielen Kindern den neu gestalteten Familienpark Waldhotel eröffnet.
Fotos: Oliver Ospelt
Im Vorfeld der Arbeiten konnten die Kinder aus vier Themenbereichen über jeweils drei Spielgeräte abstimmen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wie auch Bürgermeister Florian Meier betont: «Die Kinder haben eine grossartige Wahl getroffen. Der Familienpark Waldhotel ist mit den Sitzgelegenheiten, den Spielgeräten, den Sanitäranlagen und den Grillstellen ein toller Platz geworden, an dem sich Familien sowie alle Besucherinnen und Besucher entspannen können.»
Rund 100 Kinder haben im Rahmen einer Aktion der Arbeitsgruppe «Kinderfreundliche Gemeinde» über die Spielgeräte abgestimmt. Heute kann im Familienpark Waldhotel balanciert, geklettert, geschaukelt und gerutscht werden. Auch ein schöner Brunnen lädt zum Verweilen ein. Die Besucherinnen und Besucher schätzen das neue Angebot, wie die rege Nutzung zeigt.
Strahlkraft und einzigartiges Ambiente
Wer heute den Vaduzer-Saal und das Kellertheater betritt, staunt nicht schlecht. Innerhalb weniger Monate hat sich das Raumerlebnis komplett gewandelt. Aber nicht nur optisch überzeugt die Neugestaltung. Auch an der Akustik wurde gearbeitet. Mit Erfolg, wie Konzerte und Veranstaltungen bereits seh- und hörbar gemacht haben.
Fotos: Barbara Bühler
Veranstaltungsstätten müssen funktional und vielseitig einsetzbar sein. Aber auch das Raumerlebnis und das Ambiente sind ein wesentlicher Bestandteil für gelungene Veranstaltungen. Diesbezüglich gab es im Vaduzer-Saal Luft nach oben. Von Ende Juni bis Ende August 2024 wurde deshalb gehämmert, gebohrt und verschönert. Das Büro Light Design Engineering AG aus Eschen war für die Neugestaltung der Räumlichkeiten verantwortlich und hat ganze Arbeit geleistet.
Gesamterlebnis
Was zuvor als lieblos aneinandergereiht erschien, folgt nun einer klaren Raum- und Funktionsabfolge. Dieses Gesamterlebnis beginnt bereits beim Entrée und zieht sich durch alle öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten. Empfang, Kartenverkauf, Garderobe und Informationen können nun auf beiden Seiten des Eingangs frei angeordnet werden. Das Foyer beim Eingang präsentiert sich aufgefrischt und bietet nun durch eine reduzierte Durchgangsbreite grössere und funktional besser nutzbare Flächen. Weiter geht es in Richtung Saalerweiterung, wo eine vergrösserte Baranlage, eine Farbanpassung und unterschiedliche Lichtstimmungen Lust auf Erfrischungen vor den Veranstaltungen machen. Das Treppenhaus gliedert sich nun direkt der Saalerweiterung an und wird nicht mehr als getrenntes Element wahrgenommen. Der grosse Saal hat durch die einheitliche Oberflächenmaterialität und Farbigkeit ein symmetrisches Erscheinungsbild erhalten. Was sich durch das gesamte Gebäude zieht, sind die hochwertigen Materialien, die in kunsthandwerklicher Arbeit ausgeführt wurden sowie Kunstwerke, die als besondere Hingucker dienen. Es wurde darauf geachtet, durch die optische Angleichung alle Räumlichkeiten aufzuwerten. Dadurch können nun sowohl das Entrée, das Foyer, die Saalerweiterung und der grosse Saal als auch das obere Foyer gleichwertig nebeneinander bestehen.
Glanzstück Kellertheater
Besonders ins Auge fällt das Kellertheater. Es wurde komplett erneuert, womit auch gleichzeitig ein einzigartiger Raum im Fürstentum Liechtenstein geschaffen wurde. Dieser bietet Platz für 120 Personen in Verbindung mit einer Bühne und einer fixen Thekenanlage. Gemütliche Sitzgelegenheiten sorgen für mehr Komfort für die Zuschauer/innen und laden zum Verweilen ein.
Hofstätten Hintergass – historisches Kleinod
Seit dem Jahr 2018 befinden sich die Hofstätten Hintergass im Besitz der Gemeinde Vaduz. Das Doppelwohnhaus mit seinen Ökonomiebauten steht seit 1993 unter Denkmalschutz und zählt zusammen mit dem naheliegenden Roten Haus zu den ältesten Gebäuden in Vaduz.
Fotos: Tatjana Schnalzger
Die Hofstätten wurden 1494 ursprünglich als Wohnhaus für eine Winzerfamilie in Bohlenständerbauweise errichtet und später erweitert. 1697 erfolgten der Anbau einer Stallscheune an der Nordwestseite und eine Zweiteilung der Liegenschaft. Der Grundriss des Kernbaus zeigt den Typ des hierzulande seit dem ausgehenden Mittelalter bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts typischen «Drei-Raum-Hauses» mit Stube, Nebenstube und quergestellter Küche. Das zweigeschossige Gebäude erhebt sich über zwei tonnengewölbte Kellerräume, die wie die Küche, Vorratskammer und zwei Kammern im Obergeschoss in Rüfe- und Tuffsteinen erbaut sind. Mit den Sanierungsarbeiten wird dieses architektonische Kleinod auf einen neuen Lebensabschnitt vorbereitet. Die charakteristischen Räume sollen durch einen angemessenen Ausbau gestärkt werden. Mit mehrheitlich konservierenden und restaurierenden Massnahmen wird das Gebäude als Träger reichhaltiger Geschichte erhalten und erlebbar gemacht.
Ferien und Weingenuss
Die Stiftung «Ferien im Baudenkmal» wird das Wohnhaus nach Beendigung der Arbeiten zur saisonalen Nutzung an Feriengäste vermieten. Dadurch wird das Gebäude einerseits belebt und andererseits können Gäste von nah und fern Baukulturgeschichte sowie Vaduz und die Umgebung hautnah kennenlernen.
Der 500 Jahre alte Gewölbekeller wird als Weinlager sowie für kleine Lehrgänge und Degustationen genutzt. Das setzt auch die Tradition des Hauses fort, da die Bewohnerinnen und Bewohner in dieser Liegenschaft seit jeher Wein gekeltert und eingelagert haben. Die Winzergenossenschaft Vaduz wird den Keller nutzen und im südlichen Bereich des Grundstücks einen Lehrwingert anlegen.
Stallscheune für kleine Veranstaltungen
Die Hofstätten haben in ihrer Geschichte auch Land- und Viehwirtschaft beherbergt. Die Stallungen wurden für verschiedene Nutztiere und die Futtermittellagerung genutzt. Künftig steht dieser Bereich für kleine, atmosphärische Veranstaltungen zur Verfügung, wobei Wert daraufgelegt wird, dem Stall seinen ursprünglichen Charakter zu lassen.
Giessen Hotel & Coffeehouse eröffnet am 1. Januar 2025
Seit 1. Dezember 2023 wird das ehemalige Landhaus am Giessen saniert und um ein Coffeehouse inklusive Terrasse erweitert. Es wird künftig über einen Self-Check-In verfügen und nachhaltig betrieben.
Fotos: Oliver Ospelt
Neue Elektroinstallationen, neue Nasszellen in den Hotelzimmern, Umrüstung auf LED, eine Photovoltaikanlage, neue Hotelmöbel sowie als besonderer Höhepunkt ein Tagescafé mit Aussenterrasse: So wird sich das neue Giessen Hotel & Coffeehouse seinen Gästen präsentieren. Die Liegenschaft befindet sich im Besitz der Gemeinde Vaduz. Betrieben wird sie in zweiter Generation von Isabella Sele, die sich bereits sehr auf die Wiedereröffnung freut. Im Interview gibt sie näher Auskunft.
Wie verlaufen die Arbeiten rund um das Hotel und Coffeehouse bisher?
Isabella Sele: So weit ich das beurteilen kann, sehr gut. Für den Bau an sich ist die Gemeinde mit dem Architekturbüro Hasler und Sarah Hermann als Architektin zuständig. Seit der Erweiterungsbau für das Coffeehouse steht, nimmt das Ganze auch für mich Formen an. Dank der Unterstützung, die ich von Sarah und von Interior Designerin Annemiek Gstöhl vom House of Allure erhalte, können meine Vorstellungen nach und nach umgesetzt werden.
Worauf freust du dich besonders?
Ab 1. Januar 2025 heissen wir neu auch einheimische Gäste willkommen, um sie in unserem als Tagescafé geführten Coffeehouse sieben Tage die Woche mit feinen und vor allem hausgemachten Köstlichkeiten zu verwöhnen. Das freut mich ganz besonders! Bei allen unseren Produkten achten wir auf hochwertige Qualität, wenn immer möglich sogar bio, und machen Speisen und Getränke gerne auch zum Mitnehmen parat.
Was waren die grössten Herausforderungen für dich als Betreiberin?
Neben organisatorischen Belangen sind dies die vielen und umfangreichen Aspekte und Situationen, welche die Realisierung meines Konzepts mit sich bringen. Von der Möbel- und Geschirrauswahl über technische Voraussetzungen und Systeme sowie Abläufe und Prozesse. Deshalb bin ich sehr dankbar, mit so grossartigen Fachleuten zusammenarbeiten zu dürfen, wie es bisher der Fall war. Insbesondere erwähnen möchte ich die Zusammenarbeit mit Gunnar Eberle, Projektleiter der Bauverwaltung bei der Gemeinde Vaduz, welcher meinen Anliegen stets wohlwollend, kompetent und zielorientiert begegnet. Ausserdem freue ich mich sehr, dass ich neben meinen ehemaligen Mitarbeiterinnen bereits weitere erfahrene Teammitglieder engagieren konnte. Das Team ist nahezu komplett, nur noch zwei Stellen sind noch zu besetzen. Auf giessen.li sind die Details zu finden!
Was dürfen sich die Gäste vom sanierten Hotel sowie vom neuen Coffeehouse erwarten?
Unser Tagescafé für Gäste aus nah und fern habe ich bereits erwähnt. Weiters haben wir neu auch ein kleines und feines Sitzungszimmer mit ca. acht bis zehn Plätzen, das wir vermieten. Unsere Hotelgäste nächtigen in vollständig renovierten, gemütlich eingerichteten Zimmern und haben neu die Möglichkeit, sich in unserer Lounge zum Erholen, Schwatzen, Spielen oder Arbeiten niederzulassen. Tagsüber steht dieser Bereich auch Coffeehouse-Gästen zur Verfügung. Weiter denke ich, dass unser Frühstück grossen Anklang bei den Hotelgästen finden wird. Sie geniessen dieses als «Buffet-à-la-carte» und à discrétion im Coffeehouse. Herauszustreichen gilt auch das neue Self-Check-In-System, das wir in Zusammenarbeit mit b_smart eingeführt haben und das für unsere Gäste einfach zu handhaben sein wird. Ich freue mich, ab dem 1. Januar 2025 viele Gäste zum Übernachten, zum geselligen Zusammenkommen, Essen und Trinken, Arbeiten, Lesen oder einfach Sein im Giessen Hotel & Coffeehouse zu begrüssen. Ob sie nun von weit her anreisen oder von nebenan einkehren, wir sagen jetzt schon: herzlich willkommen!
Alle Informationen unter
www.giessen.li