Leserbrief von Norman Wille,
Vaduz
Wir haben, nachdem die Diplomatie weder Willens noch in der Lage war, den Krieg in der Ukraine zu verhindern, Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Das war ein Gebot der Stunde. Menschen in Not muss geholfen werden. Schnell. Unbürokratisch. Und auch die Kosten stehen primär nicht im Vordergrund. So weit bin ich mit dem Vorgehen der Regierung und Landtag einig.
Allerdings ist alles eine Frage des Masses. Wir beherbergen derzeit nach meinen Informationen rund 1’000 Personen aus der Ukraine, Tendenz (vermutlich) stark zunehmend. Grössenverträglich (im Vergleich zur Schweiz, Frankreich oder auch nur Vorarlberg) wären maximal 400 Personen. Allerhöchstens. Wir sind weit darüber hinaus gegangen.
Ich habe da drei Fragen, auf die ich gerne eine Antwort haben möchte. Und zwar möglichst öffentlich, im Vaterland. Nicht meine erste Wahl, weiss Gott nicht, aber in Liechtenstein legen Regierung und Landtag ganz offensichtlich keinerlei Wert auf Medienvielfalt. Was die von Regierung und Landtag so viel gepriesene Europäische Union zu derartigen Verhältnissen sagt, ist eine andere Geschichte.
Frage Nr. 1: Wo sieht die Regierung die Obergrenze für ukrainische Flüchtlinge im Land?
Frage Nr. 2: Wieviele ukrainische Flüchtlinge gehen einer bezahlten, sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nach, von der sie auch leben können?
Frage Nr. 3: Wie gedenkt die Regierung, mit der sehr grossen Anzahl Flüchtlingen umzugehen, wenn der Krieg dereinst zu einem Ende kommen wird?
Ich möchte explizit auf die gestellten drei Fragen eine Antwort im Vaterland. Allgemeines Geplänkel, wie es von der Regierung allzu oft zu hören ist, brauche ich keines. Ich möchte nur ganz kurz darauf hinweisen, dass wir hier von mindestens 50 Millionen Franken Volksvermögen sprechen.
Eine Information an die Bevölkerung mit offenen Karten ist nicht nur eine Frage der politischen Räson. Es ist eine Frage des Anstands und des Respekts vor der Bevölkerung.
Ob ich Antworten auf meine Fragen bekomme? Mal sehen.