Wer gibt uns 10 Milliarden?

Leserbrief von Marco Ospelt
Vaduz

Möglicherweise nicht der IWF! Und wenn er dabei mit uns so umspringt wie seinerzeit mit Griechenland, dann würde uns das sicher nicht froh machen. Im Gegenzug für die Kredite des IWF musste Griechenland strenge Sparmaßnahmen umsetzen wie Kürzungen im öffentlichen Sektor, Rentenkürzungen, Steuererhöhungen und Strukturreformen, auch Privatisierung von Staatsvermögen.

Da könnten wir unser schönes neues Dienstleistungszentrum an private Investoren veräussern und dann zurückmieten für jene Staatsangestellten, die der IWF noch für notwendig hielte. In Griechenland hat diese Sparpolitik zu erheblichen sozialen und wirtschaftlichen Belastungen geführt, darunter hohe Arbeitslosigkeit, sinkende Reallöhne und steigende Armut. Übrigens würden nicht wir bestimmen, ob wir 10 Milliarden brauchen, sondern die Vertreter des IWF. Wahrscheinlich würden diese keine unserer grossen Banken für systemrelevant und rettungswürdig betrachten.

Warum hat die Schweiz 2008 während der Finanzkrise für die Rettung der UBS nicht einen Kredit des IWF angefordert, sondern hat selbst 68 Milliarden bereitgestellt?

Einen weiteren Grund für die Ablehnung des Beitritts zum IWF gibt mir Regierungschef Daniel Risch. Er hat ausgeführt, der IWF erhebe detaillierte Statistiken über die wirtschaftliche und soziale Situation der Beitrittsländer. Für Liechtenstein würde ein enormer Reputationsgewinn resultieren, da wir in allen diesen Statistiken einen der vordersten Plätze belegen.

Mit Verlaub: das möchte ich lieber nicht. Wir haben so schon genug Neider. Mir ist es zuwider, überall unsere herausragende Situation herum zu posaunen und noch mehr Neid zu provozieren.