Podiumsdiskussion zur Aufarbeitung der Pandemie – ein Anfang ist gemacht
«Wir müssen noch sehr viel aufarbeiten, damit die gleichen Fehler nicht nochmals gemacht werden»: So brachte der langjährige Infektiologie-Chefarzt des Kantonsspitals St. Gallen, Prof. Dr. med. Pietro Vernazza, die am 3. September 2024 von der «Initiative A» organisierte Podiumsdiskussion im Gemeindesaal Triesen auf den Punkt.
Der liechtensteinische Gesundheitsminister Manuel Frick und der ehemalige Leiter der Abteilung «Übertragbare Krankheiten» des Schweizer Bundesamts für Gesundheit, Daniel Koch, vervollständigten die hochkarätig besetzte Gästeliste, die sich im Publikum um Rechtsanwalt Philipp Kruse und Mitglieder verschiedener Parteien fortsetzte.
Fehleraufarbeitung und Fehlervermeidung als zentrales Anliegen
«Es ist ein großer Irrtum zu glauben, Covid-19 sei abgehakt, nur weil viele nicht mehr darüber sprechen wollen,» erklärte Max Burgmeier, Präsident der Initiative A, in seiner Begrüßung der über 100 Gäste. Eine Aufarbeitung der Massnahmen und damit verbundenen Fehler muss zwingend vorangetrieben und bis zu einem befriedenden Ergebnis kritisch hinterfragt und begleitet werden. «Eine Aufarbeitung ist wichtig, selbst wenn man (derzeit, Anm. d. Red.) keine wirklich schlauen Schlüsse daraus ziehen kann», so Daniel Koch.
In der Diskussion betonte Prof. Vernazza, dass viele der getroffenen Massnahmen von Anfang an kritisch zu sehen waren: «Ich stehe dazu, dass es nicht so gefährlich war, wie die Medien geschrieben haben». Dies, so Vernazza, sei durch Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) bestätigt worden. Am 9. März 2021 hielten die Epidemiologen im Protokoll des deutschen Krisenstabs fest: «C19 sollte nicht mit Influenza verglichen werden. Bei normaler Influenzawelle versterben mehr Leute». Daniel Koch räumte ein, dass man «die Schutzwirkung der Impfung völlig überschätzt hat».
Prävention, Bewegung, Stress und Ernährung
Vernazza betonte mehrfach die Wichtigkeit der Prävention durch die ganzjährige Einnahme von Vitamin D als Unterstützung für das körpereigene Immunsystem, weil durch unsere Lebensweise nicht ausreichend Sonnenexposition der Haut vorliege. Fragen aus dem Plenum nach ganzheitlichen Konzepten des Schutzes jenseits einer mit Risiken versehenen mRNA-Injektion zielten in die gleiche Stoßrichtung. Manuel Frick würdigte an dieser Stelle der Diskussion die Präventivmassnahmen des Landes Liechtenstein. Er hielt zusätzlich fest, dass die Massnahmen zu Beginn der Pandemie nach dem jeweiligen Wissensstand der Zeit gerechtfertigt gewesen seien.
Meinung der Wissenschaft und veröffentlichte wissenschaftliche Meinung
Der «Wissensstand der Zeit» ist ein Argument, dass eine andere Ebene der negativen Folgen der Corona-Politik herausarbeitet: Gleichschaltung, durch die homogene Zusammensetzung von Expertengremien und dem mangelnden Gehör kritischer Stimmen aus der Wissenschaft in der veröffentlichten Meinung. Allzu häufig wurden wichtige Expertengruppen in ganz Europa von sich kritisch äussernden Wissenschaftlern bereinigt und die jeweiligen Sichtweisen in den grossen Medien weitgehend ignoriert.
Zwei Fehler, die alle anerkennen
Wie können wir sicherstellen, dass die Fehler der Vergangenheit sich nicht wiederholen und die Souveränität Liechtensteins bei allen Entscheidungen gewahrt bleibt?
Alle Diskussionsteilnehmer stimmten darin überein, dass sowohl die Schulschliessungen als auch die strikten Besuchsverbote in Altersheimen Fehler waren. Diese Massnahmen, getrieben durch die internationale Koordination und den Versuch, einen Flickenteppich an Regelungen in der Schweiz zu vermeiden, hätten mehr geschadet als genutzt.
Daniel Koch ging auf den Einfluss internationaler Akteure ein. Exemplarisch benannte er den Druck aus Frankreich, der zur Schliessung von Schulen in der Schweiz führte. Ein Anruf von Präsident Emanuel Macron an Bundespräsident Alain Berset hätte mittelbar dafür gesorgt, dass eine kantonale Regelung, die keine Schulschliessungen vorsah, verworfen wurde. Begründet wurde das Vorgehen anscheinend damit, weil die Westschweiz und danach das Tessin höchstwahrscheinlich dem Vorbild Frankreichs gefolgt wären. Liechtenstein setzte die Schließungen nicht im gleichen Umfang um und wählte einen freiheitlicheren Ansatz.
Während Daniel Koch die Notwendigkeit von Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie verteidigte, stellte Prof. Vernazza die Wirksamkeit der Impfung und andere Massnahmen infrage. «Das natürliche Immunsystem war der eigentliche Gamechanger», argumentierte Vernazza. Koch räumte ein, dass «die Schutzwirkung der Impfung überschätzt» wurde und bedauerte die Abriegelung der Altersheime, die «vielen Bewohnern das Recht genommen habe, selbst über ihr Risiko zu entscheiden».
Souveränität wahren und Vorbereitung verbessern
«Wir müssen die Pandemie und die getroffenen Massnahmen differenziert und kritisch analysieren, um künftig besser vorbereitet zu sein», fasste Manuel Frick zusammen, ohne explizit weitere Fehler der Regierung zu benennen. Zuvor hatte er auf die eine Woche zuvor veröffentlichte und von der Regierung Liechtenstein beauftragte Studie der Universität Zürich verwiesen. Die seit Wochen in Deutschland diskutierte Einflussnahme der Politik auf die Wissenschaft in den sogenannten «RKI-Files» war an diesem Abend hingegen kein Bestandteil der eigenen Argumentationslinie. Ebenso nicht die Kommentare und Urteile deutscher Gerichte, die eine politische Weisung des RKI aus dem Bundesministerium der Gesundheit ohne ausreichende wissenschaftliche Evidenz attestieren.
Der Abend im Gemeindesaal Triesen unterstrich die Notwendigkeit, aus den Erfahrungen der Pandemie zu lernen, um künftige Fehler zu vermeiden, gerade auch im Kontext der Aufgabe von Souveränität eines Landes durch bilaterale Verträge oder etwa den Änderungen der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) der WHO, die ein autoritäres Vorgehen in zahlreichen Ländern ermöglichen würden.
Veranstaltungsdetails und Zugang zu Materialien
Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet, ein Video wird in den kommenden Tagen in diesem Verteiler zur Verfügung gestellt. Journalisten können diese Aufzeichnungen, wie auch die Bilder unter Angabe der Bildquelle «Initiative A», für ihre Berichterstattung kostenfrei und ohne weitere Auflagen nutzen. Siehe auch Website: https://initiative-a.li/
Über die INITIATIVE A:
Der gemeinnützige Verein INITIATIVE A wurde am 16. Mai 2023 in Nendeln (Liechtenstein) gegründet. Der Verein setzt sich für die Wahrung der Menschenrechte sowie für eine friedliche, freie und liberale Gesellschaft ein. Insbesondere bezweckt er die Förderung der Meinungsfreiheit, der Meinungsbildung sowie des offenen Diskurses.