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«Meinung der Jugend wird nicht ausreichend in Entscheidungsprozesse integriert»

Johannes Kaiser im Gespräch mit Sven Wohlwend aus Schellenberg. Foto: Michael Zanghellini

Sven Wohlwend aus Schellenberg ist 18 Jahre jung und im Maturajahr des liechtensteinischen Gymnasiums. Dass sich junge Menschen wie Sven sehr eingehend mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen und über die zukünftige Entwicklung Gedanken machen, kommt im nachstehenden Interview sehr deutlich zum Ausdruck.

Interview: Johannes Kaiser

Du bist in der 7. Klasse des liechtensteinischen Gymnasiums und schliesst im nächsten Jahr mit der Matura ab. Weisst du schon, in welche Richtung es mit deinem Studium geht?
Sven Wohlwend: Nach der Matura möchte ich studieren, ob Jus oder Psychologie oder in die sprachliche Richtung, werde ich noch entscheiden.

Wenn du deine Schulzeit reflektierst – wird man ausreichend auf die gesellschaftspolitischen Themen vorbereitet?
Wenn ich auf meine Schulzeit schaue, würde ich sagen, dass man nur teilweise auf gesellschaftspolitische Themen vorbereitet wird. Die Schule bietet selten Raum für tiefere Auseinandersetzungen mit aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen. Insgesamt schafft die Schule eine Basis, aber die intensive Vorbereitung auf die vielfältigen und komplexen Themen des echten Lebens erfordert oft eine persönliche Auseinandersetzung ausserhalb des Klassenzimmers.

Welches sind für dich die zentralsten Themen bzw. grössten Herausforderungen, welche die zukünftige Welt der Jugend betreffen?
Zu den zentralsten Themen, die die Zukunft der Jugend betreffen, gehören zum einen der Klimawandel und der Schutz unserer Umwelt und andererseits die unsichere politische Lage, sogar Kriegsgefahr oder Unfrieden in vielen Teilen der Welt sowie die damit zusammenhängenden Flüchtlingswellen. Diese Auswirkungen – sei es die Integration von Flüchtlingen oder die Eindämmung der schwerwiegenden Folgen des Klimawandels – werden die kommenden Generationen stark prägen. Es ist entscheidend, dass wir jetzt auch teils globale Maßnahmen ergreifen, um die Abläufe in die gewünschte Richtung zu lenken und die negativen Folgen möglichst zu minimieren. Die Unsicherheit hat Auswirkungen auf unser tägliches Leben und unsere Zukunft, weshalb ich es sehr wichtig finde, sich mit den Entwicklungen auseinanderzusetzen und ein Bewusstsein dafür zu entwickeln.

Werden die Jugendlichen in ihrer Meinungsbildung ausreichend gehört bzw. ihre Meinung in die Entscheidungsprozesse integriert?
Leider habe ich den Eindruck, dass die Meinung von Jugendlichen oft nicht ausreichend in Entscheidungsprozesse integriert wird. Obwohl es einige Initiativen gibt, die Jugend zu beteiligen, fehlt es häufig an echten Mitbestimmungsmöglichkeiten. Jugendliche haben klare Vorstellungen und wertvolle Ideen, doch ihre Stimmen werden in der Politik und in gesellschaftlichen Debatten nicht immer ernst genommen.

Wie könnte die Jugend bei der Mitgestaltung und Mitbestimmung besser eingebunden werden?
Eine stärkere Einbindung der Jugend in die Mitgestaltung und Mitbestimmung ist unbedingt notwendig, um ihre Perspektiven und Anliegen in politische Entscheidungen einzubeziehen. Es gibt verschiedene Ansätze, um dies zu erreichen. Es sollte der Fokus darauf gelegt werden, die politische Bildung zu stärken und Möglichkeiten zu schaffen, bei denen Jugendliche ihre Meinung in einem geschützten Raum artikulieren und weiterentwickeln können.

Eine besondere Leidenschaft von dir ist die Musik. Du wurdest am Verbandsmusikfest im Malbun mit dem Leistungsabzeichen in Silber ausgezeichnet?
Seit 2016 bin ich Mitglied der Jugendmusik und konnte dort meine Leidenschaft für das Saxophon entwickeln. 2021 wurde ich dann in die «grosse» Musik des Musikvereins Cäcilia aufgenommen, was für mich ein bedeutender Schritt war. Es ist eine besondere Ehre, gemeinsam mit erfahrenen Musikerinnen und Musikern zu spielen und von ihnen zu lernen. Aber die Geselligkeit darf natürlich auch nicht zu kurz kommen!

Die Erreichung des Silberabzeichens war für mich eine Herausforderung. Die Vorbereitung verlangte viel Einsatz und Disziplin, da die Tonleitern und Stücke anspruchsvoll waren und ich viel Zeit ins Üben investieren musste. Umso stolzer bin ich, dass ich das Abzeichen geschafft habe. Es ist für mich nicht nur ein Zeichen meiner Fortschritte auf dem Saxophon, sondern auch eine Bestätigung, dass sich die Mühe gelohnt hat.

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