Die Triesner Vorsteherin Daniela Erne-Beck hat die Zukunft ihrer Gemeinde fest im Blick. Eine neue Strategie, welche die Leitplanken dafür vorgibt, wie diese Zukunft gestaltet wird, befindet sich derzeit in Ausarbeitung. Manche Weichen auf dem Weg vom Heute ins Morgen sind aber bereits gestellt. Im Interview gibt die Vorsteherin einen Einblick, wie sich dies auf die Bevölkerung auswirkt.
Interview: Heribert Beck
Frau Gemeindevorsteherin, der Sommer hat wieder einmal gezeigt, dass Triesen über ein sehr aktives Dorfleben verfügt. Was waren für Sie die Höhepunkte?
Vorsteherin Daniela Erne-Beck: Der gesellschaftliche Austausch und das Zusammenkommen der Einwohner fördern den Zusammenhalt und die Identifikation der Menschen mit Triesen. Es ist mir sehr wichtig, dass wir regelmässig Veranstaltungen anbieten, um solche Plattformen zur Verfügung zu stellen. Mal sind es kulturelle Veranstaltungen, mal das traditionelle Sportfest. Als Jahreshighlight sehe ich mittlerweile unser «Dorffäscht», das wir in diesem Jahr zum dritten Mal ausgerichtet haben.
Ich bin der Meinung, dass wir eine vernünftige, breit abgesteckte und verankerte Gemeindestrategie benötigen, die uns die einzuschlagenden Stossrichtungen für die nächsten Jahre aufzeigt.
Am «Tresner Dorffäscht» treffen sich alle Generationen und verbringen jeweils ein unterhaltsames und gemütliches Wochenende beim Gemeindezentrum. Unsere Ortsvereine arbeiten tatkräftig mit, schenken Getränke aus und kümmern sich um das Wohl der Besucherinnen und Besucher. Ein attraktives musikalisches Programm, immer mit Triesner Beteiligung, bringt die Menschen zusammen und sorgt für eine traumhafte Atmosphäre und feierliche Stimmung. Es freut mich jedes Jahr, so viele Menschen am «Dorffäscht» zu sehen, Gespräche zu führen, Verbundenheit zu spüren und zu wissen, dass man sich in Triesen einfach wohlfühlen kann. Einen wesentlichen Beitrag – neben der Organisation durch die Gemeinde und neben dem aktiven Mitwirken der Ortsvereine – leistet auch das Streetfoodfestival, das unser «Dorffäscht» weiter aufwertet und dazu beiträgt, dass so viele Menschen gerne zu uns kommen.
Auch im nächsten Jahr findet das «Dorffäscht» wieder statt. Ich freue mich jetzt schon sehr darauf und bin gespannt, was wir unseren Gästen bieten werden. Eines ist sicher: Die Triesnerinnen und Triesner werden ihr «Dorffäscht» wieder in vollen Zügen geniessen.
Gemeinde Törbel im Wallis. Was sind die Hintergründe, wie ist sie zustande gekommen und wie wird sie gelebt?
Ich erinnere mich gut, als sich Schülerinnen und Schüler von Triesen und Törbel in den 1980er-Jahren zu Austäuschen trafen und sich damals gute Bekanntschaften entwickelten. Die Gemeindepartnerschaft zwischen Triesen und Törbel hat eine lange Tradition, und wir konnten unserer Partnergemeinde auch Unterstützung beim Ausbau und dem Unterhalt der Wasserversorgung zukommen lassen. In den letzten Jahren ist diese Partnerschaft dann ein bisschen eingeschlafen. Auf politischer Ebene kam es in den vergangenen 15 bis 20 Jahren natürlich zu verschiedenen personellen Veränderungen, sodass die Partnerschaft und Freundschaft zwischen den beiden Gemeinden nicht mehr wie in früheren Zeiten gepflegt wurde. Sozusagen aufgefrischt wurde die Verbindung der beiden Gemeinden durch einen Besuch und Auftritte der «Seniorenbühne» in Törbel. Beim Besuch nahmen auch Triesner Gemeinderäte teil. Im Gemeinderat haben wir uns diesbezüglich Gedanken gemacht und sind zum Schluss gekommen, dass wir versuchen wollen, diese Partnerschaft wieder mit neuem Elan und neuer Energie zu beleben. Mit unserer Idee sind wir bei den Kolleginnen und Kollegen im Wallis sehr gut angekommen. Eine Delegation aus Törbel gastiert anlässlich von «Pepis Folksfäscht» in Triesen. Dort werden wir uns neu und wieder besser kennenlernen und sehen, wie sich die Freundschaft der beiden Gemeinden wieder festigen lässt.
Nun besteht ein intaktes Dorfleben nicht nur aus geselligen Anlässen. Triesen zeigt in der Gemeindestrategie 2030 plus, wie es sich weiterentwickeln möchte. Was hat es damit auf sich und welches sind die Ziele?
So wichtig ein intaktes Dorfleben mit attraktiven Vereinen und grossartigen Veranstaltungen auch ist: Für eine positive Weiterentwicklung unserer Gemeinde braucht es mehr. Ich bin der Meinung, dass wir eine vernünftige, breit abgesteckte und verankerte Gemeindestrategie benötigen, die uns die einzuschlagenden Stossrichtungen für die nächsten Jahre aufzeigt. Grundsätzlich vertrete ich als Gemeindevorsteherin immer die Ansicht, dass jeder Entscheid des Gemeinderates nicht nur für das Heute stimmen muss, sondern vor allem vorausschauend für die Zukunft, also für das Morgen, sein muss. Als verantwortungsbewusster Gemeinderat müssen wir uns immer im Klaren sein, was wir unserer Nachwelt hinterlassen wollen. Priorität für mich hat, dass wir Projekte realisieren, die wirklich einen Nutzen und einen Mehrwert stiften und dass diese Projekte für uns als Gemeinschaft auch über viele Jahre hinweg finanziell und ideell tragbar bleiben. Wir tragen die Verantwortung, dass unsere Lebensräume erhalten bleiben und dass unsere Gemeinde auch für die kommenden Generationen lebenswert und liebenswert ist. Dafür trage ich Sorge. Nicht verschliessen dürfen wir uns natürlich vor Innovation und Weiterentwicklung. Dass dies massvoll und passend für die kommenden Generationen ist – dafür stehe ich als Vorsteherin ein und versuche auch, den Gemeinderat diesbezüglich zu sensibilisieren. Unter diesen Gesichtspunkten erarbeiten wir derzeit eine Gemeindestrategie, die uns intakte und lebbare Leitplanken für unsere Weiterentwicklung vorgibt. Der Prozess der Erarbeitung ist sehr erfolgreich angelaufen und ich bin dankbar, dass dieser strategische Prozess nicht nur vom Gemeinderat aktiv mitgetragen, sondern auch in der Verwaltung positiv wahrgenommen wird. Läuft der Erarbeitungsprozess so gut weiter, werden wir zu Beginn des kommenden Jahres eine Gemeindestrategie vorliegen haben, die breit abgestützt ist und uns in unserer strategischen Arbeit deutlich weiterhelfen wird.
Den Strategieprozess hatten wir übrigens bereits im Jahr 2018 eingeleitet und begonnen, wurden dann jedoch durch die Pandemie «auf Feld eins» zurückgesetzt. Jetzt aber wird dieser wichtige Punkt für Triesen sehr intensiv bearbeitet.
Generell investiert Triesen viel in die Infrastruktur. Ein Beispiel ist der Neubau des Wasserreservoirs Langegerta. Welche Bedeutung hat es für die langfristige Wasserversorgung der Gemeinde?
Wie ich bereits ausgeführt habe, stehen für mich Investitionen im Mittelpunkt, die auf Langfristigkeit ausgelegt sind und Nutzen stiften. Mit dem Neubau des Wasserreservoirs Langegerta konnten wir ein solches Projekt erfolgreich abschliessen. Eine nachhaltig sichere Wasserversorgung ist für unsere Einwohnerinnen und Einwohner, aber auch für unsere Wirtschaft immens wichtig. Mit dem nun umgesetzten Neubau legen wir sozusagen einen wichtigen Puzzleteil ins Gesamtbild, das wir in Zukunft erhalten wollen. Werfen wir einen Blick über die Grenzen hinaus, ohne dass wir unendlich weit gehen müssen: Nicht überall ist eine funktionierende Wasserversorgung eine Selbstverständlichkeit. Nicht überall kann zu Hause über den Wasserhahn sauberes Trinkwasser in Lebensmittelqualität bezogen werden. Dieses Gut wollen wir uns erhalten, obwohl – offen gesagt – der Bau eines Wasserreservoirs in der Bevölkerung nicht als besonders spektakulär wahrgenommen wird. Es ist fast eine Selbstverständlichkeit, dass eine Gemeinde neben den Reservoirs zusätzlich eine Wasser- und Abwasserinfrastruktur unterhält, die einen Buchwert von rund 100 Millionen Franken hat. Das verstehe ich gut. Ich möchte aber auch aufzeigen, wie viel Wert unter unseren Strassen unterhalten wird.
Und wie steht es um die nachhaltige Stromgewinnung? Auch diesbezüglich geht die Gemeinde schliesslich mit gutem Beispiel voran.
Dass Energie immer kostbarer und auch teurer wird, wurde uns in den vergangenen Jahren eindrücklich vor Augen geführt. Drohende Mangellagen, vor allem in den Wintermonaten, waren in aller Munde, der Krieg gegen die Ukraine zeigte, wie verwundbar unsere Gesellschaft auch in puncto Energieversorgung ist. Und nicht zuletzt kämpfen viele Haushalte mit den gestiegenen Kosten für Wärme und Strom. Im Sinne unserer Energievision haben wir uns sehr früh mit dieser Thematik auseinandergesetzt und beschlossen, dass wir selbst Verantwortung übernehmen wollen und werden. Für Private richtet die Gemeinde bekanntlich hohe Fördersummen für den Bau von umweltfreundlichen und nachhaltigen Energielösungen aus. Als öffentliche Hand wollen wir mit einem sogenannten Leuchtturmprojekt nun zeigen, dass wir als Gemeinde in der Lage sein können, uns selbst mit Strom zu versorgen. Kurz vor der Sommerpause wurde nun damit begonnen, fünf Dächer von öffentlichen Gebäuden in Zusammenarbeit mit der Solargenossenschaft mit modernen und leistungsfähigen PV-Anlagen zu bestücken. Das Ziel ist klar: Wir wollen so viel Energie produzieren, dass die öffentlichen Gebäude als Eigenverbrauchsgemeinschaft nicht mehr auf die Zulieferung von Strom angewiesen sind. Im Nebeneffekt, der übrigens sehr gut angekommen ist, konnten sich die Einwohnerinnen und Einwohner am Projekt beteiligen und sogenannte «Sonnenscheine» erwerben. Allen, die sich beteiligt haben, danke ich herzlich. Die Käufer der Sonnenscheine profitieren übrigens in jedem Jahr auch finanziell von ihrer Geldeinlage. Dieser Erlös kann dann – sinnvollerweise – für den Zukauf von Energie genutzt werden, oder aber man entscheidet sich freiwillig, selbst in entsprechende eigene Energiegewinnungsanlagen zu investieren.
Über dieses Projekt wurden die Einwohner breit informiert, allerdings noch nicht über den neuen, digitalen Ortsplan, der auf www.triesen.li hinterlegt ist. Warum hat sich die Gemeinde für diesen neuen Weg der Information entschieden und wie kommt der Ortsplan bei den Nutzern an?
Wir wissen, dass viele Einwohnerinnen und Einwohner gerne sehr schnell an für sie relevante Informationen gelangen möchten. Neben den bewährten Informationskanälen schaffen wir mit dem digitalen Ortsplan eine neue, ergänzte Informationsplattform für unsere Online-Besucher. Unter anderem findet man auf diesem Ortsplan ein sehr attraktives Unternehmerverzeichnis. Wer schnell und unkompliziert einen Maler oder einen anderen Dienstleister aus Triesen sucht, wird dort sofort fündig. Die Triesner Unternehmer profitieren in verschiedener Hinsicht von diesem Ortsplan. Einerseits haben sie eine kostenlose Onlinepräsenz auf unserer viel besuchten Gemeindeseite, steigen im Online-Ranking nach oben und werden von Einheimischen, die Wert auf die lokale Wirtschaft legen, so noch besser gefunden. Der Ortsplan bietet aber noch viele weitere Merkmale. So findet man auf einen Klick alle Veranstaltungen, die in Triesen stattfinden, man erfährt viel
Geschichtliches, kann sich mit dem Schulwegplan auseinandersetzen oder einfach mit einem Klick sehen, wo man gut essen gehen kann oder auch welche Sport- und Kulturangebote zur Verfügung stehen. Der digitale Ortsplan wird weiterwachsen – unsere Verwaltung hat mit diesem neuen Tool den Zeitgeist gut getroffen und arbeitet daran, den Plan laufend noch attraktiver und vielseitiger zu machen, als er es jetzt schon ist.
All dies kostet Geld. Investitionen sind teuer und wirken sich auf Jahresrechnungen und die Finanzplanung aus. In welche Richtung wird sich Triesen finanziell entwickeln?
Eine solide Finanzpolitik spiegelt die Verantwortung des Gemeinderates gegenüber unseren Bürgerinnen und Bürgern wider. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche grosse Infrastrukturprojekte umgesetzt. Ich denke an den Neubau eines Doppelkindergartens, die Sanierung der Gemeindeschulen, die Sanierung der Turnhalle und des Hallenbades sowie die Neugestaltung des Friedhofs. Darüber hinaus hat sich Triesen mit dem Sport- und Freizeitpark Blumenau eine grosse Investition für die Gemeinschaft geleistet, die nun auch als Standortmerkmal sehr gut angenommen wird. Diese Investitionen sowie der vorsorgliche Erwerb von Boden haben natürlich zu Buche geschlagen. Im Gemeinderat wurde stets transparent darüber diskutiert, sodass sich alle über die finanzielle Entwicklung bewusst waren. Wir haben uns gemeinsam an die vorsorgliche Finanzplanung und unsere strategischen Rahmenbedingungen gehalten. Unsere Finanzplanung schreibt vor, dass wir in den nächsten Jahren weniger investive Projekte umsetzen werden, damit sich unsere Reserven wieder nach oben bewegen. Alles in allem steht die Gemeinde finanziell kerngesund da. Als Vorsteherin achte ich natürlich darauf, dass unsere finanzielle Basis für die Zukunft positiv bleibt. Wie gesagt: Entscheidungen von heute sollen auch morgen noch tragbar bleiben. Das verlangt die Übernahme von Verantwortung, eine exzellente Finanzplanung und – dann und wann – auch den Verzicht auf Investitionen, die vielleicht nicht dringend und zwingend nötig sind.
Auf welche neuen Projekte, die Sie angesprochen haben, freuen Sie sich besonders und warum gerade auf diese?
Unter dem Strich freue ich mich auf jede Herausforderung, die auf uns zukommt und die wir erfolgreich meistern werden. Und vor allem geht es mir nicht darum, Erfolge oder Projekte in der Anzahl an verbauten Kubikmetern von Baumaterial zu messen. Mir geht es darum, dass es mir und uns gelingt, unsere Gemeinde heute fit zu halten und fit zu machen für eine Zukunft ohne viele Sorgen. Die Menschen sollen sich in Triesen wohlfühlen, gerne dort leben, wohnen, sich erholen, bilden und arbeiten. Dafür die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen ist «mein» Projekt. Viel verspreche ich mir von der Gemeindestrategie, welche die Weichen für die Zukunft stellen wird und klare Schwerpunkte unserer Arbeit in Triesen skizziert. Ich bin sicher, dass diese Strategie, die auf so breiter Basis erarbeitet wird, gemeinsam getragen wird und uns als Wegweiser erfolgreich in die nächsten Jahre begleitet.