Die Zeitgenossen

Leserbrief von Jo Schädler,
Bendern

Ja so gibt es Leute, denen und ihrer mageren Duldungskompetenz kommt man einfach nicht aus. Meist echte Demokraten, fürwahr. Gemeint sind jene Mitbürger, welchen es partout nicht gelingt, bei der Sache und nur bei ihr zu bleiben und denen dann nichts anderes einfällt, wie Personen, die eine andere Meinung vertreten anzugreifen, madig zu machen und wie so oft, einfach durch den Dreck zu ziehen. Frei nach Arthur Schopenhauer: „Wenn einem die Argumente ausgehen, sollte man zur Beleidigung greifen, weil eine Grobheit besiegt jedes Argument“.

Dass sich solches Verhalten, das aus den tiefsten Abgründen des oft seltsamen Konstrukts, das sich Mensch nennt, erwachsen kann, war in der Evolution nicht vorgesehen und führt sie glattweg ad absurdum. In der Spalte Leserbriefe, vor den Todesanzeigen das meist gelesene der ganzen Zeitung, wird selbst eine einfache Diskussion um die Sinnhaftigkeit zu einem IWF-Beitritt von Intoleranz und Unhöflichkeiten zernagt. Der hätte das gesagt, der hätte die Unwahrheit geschrieben, der hätte das nicht geschrieben, obwohl er es ja müsse, oder jene würden gar den politischen Diskurs im Lande der Hölle zuführen und das und nur das sei die Wahrheit und alles andere nicht. Die politische Moral im Lande braucht sich um unfehlbare Wächter nicht sorgen. Kläglich wie sich Persönliches aufplustert und die Sache darunter verschwinden lässt.

Die Kladde um den IWF-Beitritt ist viele Seiten stark und erfordert vom Leser mehr wie seine sieben Sinne, denn sie ist an Verschachtelungen nicht arm, dafür reich an Verästelungen, komplex und undurchdringlich allemal. Wer sie studierte, weiss worum es geht.

Beschämend, dass die Politik ausser den Kosten, die bei jeder Gelegenheit bagatellisiert werden, dem Volk nichts zu sagen hat und Leuten Tür und Tor öffnet, welche die Gelegenheit nutzen, dem andern allwissend und erhaben ans Bein zu pinklen. Und um nochmals Schopenhauer zu zitieren: „Höflichkeit ist Klugheit, folglich ist Unhöflichkeit Dummheit“.