im:Fokus Schaan: «Die Aussichten sind vielversprechend.»

Der Schaaner Vorsteher Daniel Hilti führt die Geschäfte der Gemeinde seit über 21 Jahren. In dieser Zeit hat sich das Ortsbild stark verändert. Dennoch wissen Vorsteher und Gemeinderat immer noch, wie sie die Lebens- und Standortqualität weiter verbessern können. Im Interview gibt Daniel Hilti einen Einblick in einige der anstehenden Projekte.

Interview: Heribert Beck

Herr Gemeindevorsteher, Schaan hat im Jahr 2023 einen Deckungsüberschuss von 38,6 Millionen Franken erwirtschaftet, mehr als jede andere Liechtensteiner Gemeinde, und damit deutlich besser abgeschnitten als budgetiert. Wie kam es zu diesem Jahresergebnis?

Daniel Hilti: Der Abschluss der Gemeinde Schaan ist tatsächlich mehr als nur erfreulich und weitaus besser als erwartet. Dazu beigetragen haben mehrere Faktoren. Wie im Vorjahr haben die Steuereinnahmen das Budget bei weitem übertroffen. So liegen die Steuern der natürlichen und juristischen Personen um 26,7 Millionen über den budgetierten Einnahmen. Die Ertragssteuern wiederum betragen rund 3 Millionen Franken mehr als im Vorjahr. Zudem konnten Buchgewinne in Höhe von 3,6 Millionen Franken, vor allem im Wertschriftenbereich, realisiert werden. Die Aufwandseite der Erfolgsrechnung wiederum ist tiefer ausgefallen, da vor allem in den Bereichen Baulicher Unterhalt und Dienstleistungen diverse Projekte nicht wie geplant umgesetzt werden konnten. Die budgetierten Nettoinvestitionen in Höhe von 21,2 Millionen Franken konnten mit effektiven Ausgaben von 11,3 Millionen bei weitem nicht erreicht werden. Verschiedene Projekte haben sich aufgrund von nicht vorhandenen Kapazitäten auf die Folgejahre verschoben. Zum Beispiel bezieht sich dies auf Investitionen im Zusammenhang mit der Erweiterung der Sportanlage Rheinwiese und dem Neubau des LFV Campus oder auf die Umsetzung des Parks im Äscherle. Auch im Bereich des Strassenbaus haben sich Verschiebungen auf das Folgejahr ergeben.

Ein Abbau der Reserven ist trotz des neuen horizontalen
Finanzausgleichs, der Schaan künftig einen zweistelligen
Millionenbetrag pro Jahr kosten wird, nicht in Sicht.

Daniel Hilti,
Gemeindevorsteher von Schaan


Was macht die Gemeinde Sc
haan mit den zusätzlichen Mitteln?

Den Deckungsüberschuss von 38,6 Millionen Franken können wir den Finanzreserven zuführen, die sich auf knapp 400 Millionen erhöhen. Die Bevölkerung profitiert davon, indem wir den Steuersatz auch in den kommenden Jahren auf dem gesetzlichen Tiefststand belassen werden, aber auch in Form von Investitionen, die wir weiterhin in die Zukunft der Gemeinde tätigen können. Denn ein Abbau der Reserven ist trotz des neuen horizontalen Finanzausgleichs, der Schaan künftig einen zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr kosten wird, nicht in Sicht. Die Aussichten sind auf jeden Fall stabil und vielversprechend.

Wie in vielen anderen Arealen auf dem Gemeindegebiet tragen die Bemühungen des Projekts «Schaan grünt» auch rund um das Rathaus Früchte.

Sie haben die Investitionsprojekte bereits kurz angesprochen. Grössere Vorhaben scheinen derzeit neben dem LFV-Campus, an dem sich die Gemeinde zum Wohl der Dorfvereine beteiligt, nicht anzustehen. Welche Investitionen in die Zukunft plant die Gemeinde?

Grössere Hochbauprojekte sind derzeit tatsächlich nicht in der Planung. Doch einerseits investieren wir stetig in den Werterhalt unserer Liegenschaften wie aktuell beispielsweise mit der Sanierung des Kleinen Saals im SAL-Komplex und mit dem Umbau des domus, unseres Museums- und Galeriestandorts im Untergeschoss des Rathauses. Dann sind wir dabei, das Freiraumkonzept mit dem Lindagarta und das Projekt «Schaan grünt» mit dem Äscherlepark weiter voranzutreiben. Andere Investitionen wie jene in den Ortsbus oder in die Umgestaltung des alten Bierkellers der früheren Bierbrauerei Quaderer an der Feldkircher Strasse beziehen sich zwar nicht direkt auf die Infrastruktur, aber sie fördern die Lebensqualität der Bevölkerung und damit die Standortqualität der Gemeinde Schaan.

Das Vereinsleben hat in Schaan einen hohen Stellenwert. Unter anderem zeigt sich dies jedes Jahr bei der Maibaumfeier der Harmoniemusik.
Der Turm auf Dux ermöglicht eine Fernsicht bis zum Bodensee. Am kommenden Freitag findet seine offizielle Eröffnung statt.

Stichwort Ortsbus: Wie kommt es, dass Schaan dieses Angebot nun einführt?

Seit dem Jahr 2007 finanziert die Gemeinde Schaan den Teil der LIEmobil-Linie Schaan-Planken, der durch die Quartiere Obergass, Rossfeld und Kresta führt. Damit sind diese höher gelegenen Wohngebiete deutlich besser an den öffentlichen Verkehr angebunden als zuvor. Aus vielen Gesprächen weiss ich, dass sich inzwischen auch zahlreiche Einwohnerinnen und Einwohner anderer Quartiere eine Busverbindung ins Zentrum wünschen. Diesem Anliegen hat der Gemeinderat in seiner Sitzung vom 22. November 2023 entsprochen. Der Ortsbus wird die Quartiere pro halbe Stunde anfahren, wobei die Linie zweimal beim Bushof hält. So sind ist der südliche und der nördliche Teil besser ans Zentrum angebunden. Der Bus wird ab Dezember an den Werktagen zwischen 6 und 19 Uhr und an den Wochenenden sowie Feiertagen von 8 bis 16 Uhr im Halbstundentakt und für die Fahrgäste unentgeltlich verkehren. Natürlich erhoffen wir uns ebenfalls, den ÖV durch das neue Angebot attraktiver zu gestalten und den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren.

Im Zentrum, wo die beiden Buslinien zusammentreffen, soll auch der Lindagarta entstehen. Was hat es mit diesem Projekt auf sich?

Unser Freiraumkonzept sieht eine Reihe von öffentlichen Plätzen mit unterschiedlichen Funktionen vor, die sich derzeit vom St. Peter-Platz im Süden bis zum Lindaplatz im Norden erstrecken. Den künftigen nördlichen Abschluss wird aber der Lindagarta auf dem Areal des ehemaligen Restaurants Central bilden. Der Gemeinderat hat bereits im Jahr 2020 beschlossen, dass dort – inmitten des ansonsten dicht bebauten Bahnhofsdreiecks – ein begrünter Begegnungsplatz entstehen soll. Ein kleiner Park, der durch Bäume, Pflanzen und Wasser charakterisiert ist und nicht nur Menschen Erholung, sondern auch Kleintieren und Insekten einen Lebensraum bietet. Im April haben wir als Träger des Labels «Kinderfreundliche Gemeinde» die Schaaner Kinder und Jugendlichen eingeladen, ihre Visionen und Ideen zur Umgestaltung der Plätze im Dorf zu präsentieren. Rund 70 junge Einwohnerinnen und Einwohner sind dieser Einladung gefolgt. Hinzu kamen zahlreiche Eltern, die in einem gesonderten Workshop für die allerjüngste Bevölkerungsgruppe gesprochen haben. Dabei sind selbstverständlich auch Ideen zum Lindagarta geäussert worden, die wir über den Sommer auf ihre Realisierbarkeit hin geprüft haben. Einige von ihnen, wie Spielmöglichkeiten oder Wasserelemente, fliessen nun in die Beschreibung der Bedingungen für den Studienauftrag ein, der in Kürze ergehen wird.

Im Gebiet Äscherle wird in absehbarer Zeit ein kleiner Park entstehen.

Was hat es demgegenüber mit dem von Ihnen erwähnten Äscherlepark auf sich?

Der Äscherlepark gehört, wie bereits erwähnt, in die Kategorie «Schaan grünt» beziehungsweise fällt in den Bereich unserer Biodiversitätsförderung. Das Projekt wird auf Flächen nördlich des Werkhofs im Gebiet Äscherle umgesetzt, die für die öffentliche Nutzung reserviert sind. Den Schwerpunkt bilden die Verlegung des Pfaffamadgrabens sowie eine grosszügige Renaturierung im gesamten künftigen Parkbereich. Beide Elemente schaffen nicht nur für die Bevölkerung, sondern insbesondere eben auch für die Biodiversität auf dem Gemeindegebiet einen grossen Mehrwert. Davon, was wir in Sachen Biodiversitätsförderung sonst noch unternehmen, können sich übrigens alle Interessierten am übernächsten Wochenende, am 24. August um genau zu sein, bei einer Filmpräsentation beim Forstwerkhof überzeugen.

Und worum geht es bei der Umnutzung des alten Brauereikellers, die Sie angesprochen haben?

Das alte Brauhaus an der Feldkircher Strasse 43 ist insbesondere durch seinen eindrücklichen Keller ein erhaltenswertes Kulturgut, das sich für kulturelle Nutzungen anbietet. Im Frühling 2023 wurde das Gebäude auf Antrag der Gemeinde Schaan in das Kulturgüterregister aufgenommen und steht seither unter Denkmalschutz. Noch im selben Jahr hat der Gemeinderat ein Projekt zur Umnutzung und Sanierung des alten Brauhauses nach der Idee «Artists in Residence» behandelt. Mittlerweile liegt ein Konzept vor, das in Zusammenarbeit mit dem Amt für Kultur, der Gemeinde Schaan und Vertretern der Kunstszene erarbeitet worden ist und die Entstehung einer sogenannten Kulturbrauerei zum Ziel hat. Demgemäss soll ein interkultureller und kreativer Gastatelierbetrieb geschaffen werden, der sowohl auswärtigen als auch einheimischen Kunstschaffenden eine Heimat bietet. Die Zusammenarbeit mit dem Amt gewährleistet, dass ein permanenter Austausch erfolgt und das Gebäude das ganze Jahr hindurch lebendig ist. Zunächst sind aber eine Sanierung und eine Umgestaltung nötig, die, wenn alles nach Plan läuft, im ersten Quartal 2025 beginnen können.

Das Schaaner Dorfzentrum ist nicht nur tagsüber gut frequentiert. Kreative Ideen und besondere Anlässe beleben es auch am Abend.
Die Gemeinde fördert die Elektromobilität mit einer Reihe von Ladestationen im Zentrum, dem elektrischen «Sponticar», der stundenweise ausgeliehen werden kann und mit Stationen, an denen E-Bikes kostenlose aufgeladen werden können.

Kulturell läuft ihn Schaan ohnehin einiges, wie der Sommer mit dem LIFE gezeigt hat oder mit dem Filmfest derzeit gerade zeigt.

Damit sprechen Sie zwei Anlässe an, die nicht nur aufgrund ihres Programms und des enormen Publikumsinteresses ein grosser Gewinn für Schaan sind, sondern auch, weil externe Organisatoren dahinterstehen. Ihnen stellen wir als Gemeinde gerne unsere Infrastruktur zur Verfügung, um das Zentrum noch mehr zu beleben. Generell sind wir stets offen für private Initiativen. Das hat sich auch beim erfolgreichen Public Viewing im Lindahof während der Fussball-Europameisterschaft bewährt. Wir leisten aber genauso gerne unseren Beitrag zu einem attraktiven Jahresprogramm im Zentrum und darum herum. Die warme Jahreszeit war einmal mehr gespickt von solchen Anlässen wie dem Schaaner Fäscht auf der Sportanlage Rheinwiese, dem Kinderfest, das in Kooperation mit dem TAK stattgefunden hat, dem Jahrmarkt oder der Konzertreihe Schaaner Sommer. Diesbezüglich gebührt auch unseren Kommissionen und Vereinen ein grosses Lob. Ihre Mitglieder sind stets mit viel Herzblut bei der Sache, wenn es darum geht, Events für alle Alters- und Interessengruppen zu organisieren. Das setzt sich im Herbst mit dem Körbsafäscht oder dem Kunsthandwerkmarkt und dann bis in den Winter hinein mit dem Nikolausmarkt fort. So ist gewährleistet, dass die Schaaner Bevölkerung sich trifft und austauscht und dass der soziale Zusammenhalt weiter gestärkt wird. Das lassen wir uns als Gemeinde auch gerne etwas kosten. Sie sehen: Selbst wenn wir die Reserven aufbauen und keine grossen Infrastrukturprojekte anstehen, wissen wir, wofür wir unsere Mittel am besten einsetzen (schmunzelt).