Kriegsrhetorik allüberall

Leserbrief von Norman Wille,
Vaduz

Dass wir von der EU nicht mehr als lauwarme Luft erwarten dürfen, davon war ich schon bei der EWR -Abstimmung vor dreissig Jahren überzeugt. Dass wir aber in eine derartige Kriegsrhetorik verfallen und sich die Politik im «Ukraine-Krieg» regelrecht in Ekstase plaudert, das habe ich dann doch nicht erwartet.

Wir werfen Russland vor, militärisch aufzurüsten, sagen aber nicht, dass die NATO in der gleichen Zeit dreimal mehr Mittel für Militärgüter ausgegeben hat. Nicht Russland rüstet auf. Europa tut es. Meiner Meinung nach völlig grundlos. Diese «Russland Panik», die die Politik vor sich herschiebt, ist höchstens dazu geeignet zu kaschieren, in welch’ desolatem Zustand sich EU-Europa befindet. Heillos überschuldet, einen Bildungsstand unserer Jungen, der im Leben nicht mit Asien mithalten kann. Eine Industrie, die sich immer mehr in die USA verabschiedet. Einen längst gescheiterten Euro, den wir mit Billionen von gedrucktem Papiergeld leidlich am Leben halten. Und ein Plauderverein in Brüssel, der, wohlbehütet und bestens versorgt in seiner rosa Wolke, völlig ahnungslos von den tatsächlichen Vorgängen in der Wirtschaft, Vorschrift um Vorschrift generiert und so nur noch mehr Sand ins Getriebe Europas streut. Wir sollten das Ruder herumreissen. Und zwar schnell. Wenn die Politik es denn nur könnte. Oder, wenn sie es könnte. Wenn sie es denn nur wollte.