Leserbrief von Jo Schädler,
Bendern
Einst hatten wir einen Regierungschef, der versprach den Staat schlanker zu machen. Am Ende seiner Amtszeit hatte er jedoch doppelt so viele Angestellte. Das macht aber gar nichts, denn ein Politiker muss sein Tun weder verantworten, noch sich für seine Fehlleistungen schämen.
Scheidet er aus der Politik aus, ist ja alles paletti und der Ball liegt je nach Betrachtung beim nächsten Opfer oder Täter. Oft erlebt man auch, dass ein Politiker sein Wahlversprechen erst ganz am Ende seiner Amtszeit angeht und kurz vor seinem Abtauchen noch schnell den grossen Zinnober veranstaltet.
So bleiben unsere Bemühungen endlich ein richtiger Staat zu sein, oft reinste Quacksalberei. Ein Staat muss gewisse Dinge tun und haben, damit er ein solcher ist. Er muss eine Universität haben, ein eigenes Spital, Briefmarken, eine funktionierend schlanke Verwaltung, eine glaubwürdige Aussenpolitik, eine intakte Infrastruktur usw.
Da Liechtenstein hinter Monaco das zweitreichste Land der ganzen Erde ist, müsste vieles möglich und besser sein. Dass wir in unserem grenzenlosen Reichtum auf verstopften Strassen herumfahren, die einen jährlichen Stossdämpferwechsel erforderlich machen, ist erbärmlich. Jüngster Auswuchs an Unkenntnis wie ein Staat ein solcher einfach sein muss, war die Spitalfrage. Die Herangehensweise an das Projekt war reinster Dilettantismus. Der Plan, das Spitalwesen zeit- und bedarfsgerecht zu gestalten, ist ja nicht aus dem Ruder gelaufen, denn er war ja gar nie drinnen. Man könne noch wählen was man alles haben wolle, trompetete der zuständige Minister und man würde ja sogar Solarzeugs an die Fassaden kleben. Und mit den Grabsern würde man überhaupt nicht, sondern lieber mit den Bündnern. Der grösste Gugus war ja der Köder mit dem Autobahnanschluss. Aber keine Sorge, Liechtenstein arbeitet hart daran die planlosen, parteilastigen Querelen als staatsragende Elemente zu betonieren. Bibliothek und Rheinaufweitung sind schon in den Startlöchern.