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Wir sind verkehrt herum

Leserbrief von Jo Schädler,
Bendern

Als eines der wenigen Länder dieser Erde, ein anderes kenne ich nicht, haben wir, ausser viel anderem Skurrilem, eine etwas sehr hanebüchene Geographie installiert. Normalerweise fährt man nämlich in den Süden hinunter. Wir fahren in den Süden hinauf und in den Norden hinunter.

Das sind sehr dekadente Ansprüche an die Geduld vom lieben Gott. Wobei zu bemerken ist, dass wir ja auch gar keinen Horizont haben. Diese Zustände sind sehr wahrscheinlich Grund, für unsere sündhaft trümmerhaften Zustände. S-Bahn-Planung; ein Fiasko der Superlative. Gar alles hätte die Regierung unterstützt, damit die ÖBB ihre Güterzüge bei uns kreuzen lassen können. Der Railjet fährt heute über St. Gallen, das pünktliche, sogar moderne Züglein, Buchs – Feldkirch rattert vollständig leer durch die Botanik und damit immer mehr Güterzüge die Strecke benutzen können, hat unser damaliger Eisenbahnminister noch schnell vor seinem Verschwinden, den ÖBB-Vertrag verlängert, natürlich ohne den Bürger überhaupt zu fragen.

Den Bau für das neue Landtagsgebäude übertrugen wir einem deutschen Architekten vom flachen Lande und nahmen untertänig huldvoll hin, dass er die Parlamentarier an einen runden Tisch setzte, ohne einen Gendanken an eine parlamentarische Sitzordnung zu verschwenden. Unser runder Parlamentstisch, weltweites Kuriosum mit immer schwerer zu ertragenden, willfährig parlamentösen Subtilitäten.

Noch dilettantischer aber geht es nun bei der Spitalfrage zu und her. Da wird vehement auf einen Neubau gepocht, ohne überhaupt einen Plan für seine Funktion und einen zukunftstauglich Spitalbetrieb auf dem Tisch zu haben. Da wird, wie schon zu lesen war, mit 14‘000 Notfällen pro Jahr argumentiert. Das hiesse, dort in Vaduz kommen Tag und Nacht 1,6 Notfälle pro Stunde angeschwemmt. Also landet jeder dritte Liechtensteiner einmal pro Jahr als Notfall in Vaduz. Also mich hat es noch nie erwischt, obwohl ich einen äusserst gefährlichen Lebensstil betreibe, wie diese Zeilen beweisen.

 

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