Leserbrief von N. Obermayer, Mauren:
Ihre Frage, sehr geehrter Herr Walter Frick, …
… will ich Ihnen gerne beantworten. Wobei das Wort «Furcht» gänzlich daneben ist. Ich wehre mich nach besten Kräften gegen eine ignorante Politik, die nicht genau hinsieht, was ist, schönredet und mit Halbwahrheiten umgeht, als wäre es «der Stein der Weisen». – Ich lade Sie gerne zu einem Freund (Schweizer) nach Athen ein, der seit dem IWF-«Reformprogramm» für seine Schwiegereltern sorgen muss, weil denen die Kürzungen ein «normales Leben» nicht mehr ermöglichen. Dann frage ich Sie, ob das zu «meinen Horrorszenarien» gehört. Ich sehe für Liechtensteins Zukunft keinesfalls schwarz, denn dann würde ich einem IWF-Beitritt zustimmen.
Zwei Anmerkungen stehen im Bericht vom 16.5.2024 im Vaterland online: 1) Ein «schlauer» Abgeordnete sagte, «dass kein Land gezwungen sei, die Kredite des IWF in Anspruch zu nehmen». Stimmt; ist aber so, als würde man dem Alpenverein beitreten, aber dessen Leistungen nicht in Anspruch nehmen wollen. Hat Liechtenstein in diesem Fall so eine altruistische Einstellung. Der IWF würde eine Förderung gebrauchen können. 2) Was kann die Antwort «viele dieser Länder hätten ihre Finanzprobleme selbst verschuldet», unseres Regierungschefs bedeuten? i) Wir brauchen keine gute Finanzpolitik, denn wir bekommen den IWF! ii) Wenn wir eine gute Finanzpolitik machen, dann brauchen wir keinen IWF! Den IWF als «günstige Versicherung» zu erklären ist ungefähr so, als würden die Schafe den Wolf zum besten Hirten ernennen.
Schreiben kann man viel; aber kann es auch der späteren Realität genüge tun? «Vorausschauende Politik heisst auch: eine Versicherung in guten Zeiten abzuschliessen und sich international als verlässlicher Partner zeigen». Würden Sie, Herr Frick, bei einer konkursgefährdeten Versicherung eine teure Lebensversicherung abschliessen? Liechtenstein ist «gesünder» als alle anderen Staaten der Welt. Sind wir deshalb ein «verlässlicher Partner», weil wir uns bestens als Kapitalgeber eignen?