Lena Göppel: Erste Liechtensteinerin in der deutschen Bundesliga.
Interview: Herbert Oehri
Lena, du bist die erste Liechtensteinerin, die in der deutschen Bundesliga spielt. Anfang des Jahres hast du bei SGS Essen angeheuert. Kannst du etwas über deinen neuen Verein erzählen und warum hast du gerade ihn ausgesucht? Was fasziniert dich an Essen?
Lena Göppel: Nachdem ich mich entschlossen hatte, wieder zurück nach Europa zu kommen, standen mir diverse Optionen offen. Unter anderem hatte ich im Dezember ein Probetraining in Essen. Dabei half mir die Liechtensteiner Nationaltrainerin Adrienne Krysl, ein Türchen zu öffnen. SGS Essen ist seit 20 Jahren in der Bundesliga und der einzig reine Frauenverein. Er hat ein kleineres Budget als andere Vereine, die in den Männervereinen integriert sind. Schon nach meinem Probetraining habe ich mich sehr wohlgefühlt. Alle sind hilfsbereit, die Wege kurz und familiär. Für mich persönlich ist es gut, bei einem kleineren Club in der Bundesliga einzusteigen und mich dort weiterzuentwickeln. Essen selbst ist eine sehr schöne Stadt und nicht all zu gross. Ich kann alles gut mit dem Auto oder Fahrrad innerhalb von 15 bis 25 Minuten erreichen, was ich grossartig finde. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen.
Du warst aus Studiengründen vorher in den USA. Beschreibe bitte deinen mehrjährigen Aufenthalt in den Staaten. Wie liefen Training, Spiele und Schulalltag ab?
Genau, ich habe die letzten dreieinhalb Jahre im Bundesstaat Louisiana verbracht und im Dezember 2023 meinen Bachelor in Business Administration abgeschlossen. In Amerika kommt das Studium sozusagen nach dem Sport. Wir haben mindestens einmal pro Tag trainiert, meistens am Vormittag von 8 bis 10 Uhr und dann anschliessend noch Krafttraining bis 11 Uhr. Danach hatte ich um 12.15 Uhr Vorlesungen. Oft hatte ich zwei Klassen pro Tag und war gegen den späteren Nachmittag wieder zu Hause, musste dann Hausaufgaben erledigen und für Prüfungen lernen. Wenn ich noch Zeit hatte, ging ich immer in die Physio und liess mich behandeln. Entweder durch «treatments» oder einfach mit Eis beziehungsweise «hot baths». In Amerika sind die studierenden Athleten fast «heilig», und wenn man wegen des Fussballs mal früher gehen muss oder wegen eines Spiels den Unterricht verpasst, sind die Lehrer immer sehr zuvorkommend. Sie helfen einem, den verpassten Stoff nachzuholen. So konnte ich in den vergangenen dreieinhalb Jahren nicht nur meine Abschluss an einer Universität erlangen, sondern mich auch unter professionellen Bedingungen auf den Fussball konzentrieren und weiterentwickeln.
Wie sehen die Ambitionen und Zielsetzungen deines neuen Vereins aus, wie deine persönlichen Ziele?
Für den Anfang möchte ich mich an den Rhythmus und die Intensität gewöhnen. Mein Ziel war es, in der Vorbereitung schon Minuten zu bekommen, und das habe ich erreicht. Für mich ist es jetzt wichtig, erst einmal anzukommen und mich einzuleben. Ich hoffe, schon in der Rückrunde mein Bundesliga-Debut geben zu können. Danach will ich im Sommer voll Angreifen, um auf mehr Spielminuten zu kommen oder mich auch für die Startelf zu präsentieren.
Wie siehst du die Entwicklung des Liechtensteiner Fussball-Nationalteams?
Ich denke, dass sich der Fussball in Liechtenstein immer mehr in eine positive Richtung entwickelt. Man sieht es bei den Herren, welche wieder gute Resultate erzielen. Bei den Frauen spielen jetzt auch mehrere in den höheren Schweizer Ligen oder auch in Amerika, was der Entwicklung und unserer Frauennationalmannschaft sicherlich guttut. Ich hoffe, ich konnte mit meinem Schritt in die Bundesliga auch weitere Mädchen inspirieren und motivieren, immer weiterzumachen, sodass wir vielleicht bald auch mal eine Qualifikation und in der Nations League spielen können.