Podiumsdiskussion des Liechtensteiner Presseclubs (LPC) mit Regierungschef-Stellvertreterin Sabine Monauni, Christian Marold (Radio L), Daniel Bargetze (Medienhaus), Thomas Rehak (DpL) und Jürg Bachmann (Präsident des Verbands Schweizer Privatradios); Moderation: Carmen Dahl
Im November-Landtag stimmte die überwiegende Mehrheit der Abgeordneten einer Erhöhung des Landesbeitrags an Radio Liechtenstein zu. Die finanzielle Zukunft des Senders ist somit vorerst gesichert. Doch wie soll die zukünftige Ausrichtung aussehen?
«Mission Impossible»
Die politische Ausgangslage ist mehr als komplex: Bereits im September lehnte der Landtag die Privatisierung des Radios ab, fordert ganz klar mehr Qualität und sprach sich gegen den Digitalausbau aus. Die DpL will zwar ein Radio in Liechtenstein, aber kein staatliches. Thomas Rehak stellte ein Referendum für 2024 in Aussicht, wenn die Regierung keinen Vorschlag unterbreitet, der den DpL-Vorstellungen entgegenkommt. Gleichzeitig versicherte er, dass die Partei «nicht prinzipiell gegen ein Radio» sei. Daniel Bargetze bezeichnete die aktuelle Lage treffend als «Mission Impossible» für Regierungschef-Stellvertreterin Sabine Monauni, die in der Weiterführung des Radios als staatlich finanzierter öffentlicher Rundfunk mit einem digitalen Angebot immer noch die einzig sinnvolle Lösung sieht.
Inhaltliche Neuausrichtung herausfordernd
Christian Marold sieht nach dem positiven Entscheid des Landtags endlich «Licht am Ende des Tunnels» und spricht von einer «spürbaren Erleichterung» im Team von Radio L. Nun will er für mehr Ruhe sorgen und Massnahmen zur zukünftigen inhaltlichen Ausrichtung und Qualitätssteigerung erarbeiten. Im Bereich Musik habe Radio L schon eine Nische gefunden und besetzt, die beim Publikum gut ankommt. Inhaltlich sei es jedoch nicht so einfach, das ganze Land sowie die unterschiedlichen Bedürfnisse von Jung und Alt, an sieben Tagen pro Woche mit nur einem einzigen Sender abdecken zu können, erläuterte er. Staatlichen Sendern in den deutschsprachigen Nachbarländern stünden für unterschiedliche Publikumsgruppen verschiedene Programme zur Verfügung, für die sie die Inhalte zielgruppenadäquat anpassen und mehrfach nutzen können. Das wäre für Radio Liechtenstein schlichtweg zu teuer.
Sorge tragen für Radio L
«Das Land Liechtenstein tut gut daran, zu seinem Radio Sorge zu tragen und ihm eine Zukunft zu sichern,» mahnte Jürg Bachmann. «Es ist besser, dieses bestehende Radio zu erhalten, als etwas Neues aufbauen zu müssen.» Darüber herrschte Einigkeit unter den Podiumsgästen, das «Wie» konnte man jedoch noch nicht beantworten.
Das zuständige Ministerium ist nun gefordert, ein Konzept für die zukünftige Ausrichtung des Liechtensteiner Rundfunks (LRF) vorzulegen und auszuarbeiten, welche Rahmenbedingungen erfüllt sein müssen, damit ein Lokalradio, auch in Zukunft erfolgreich sein kann. Wo die Reise konkret hingeht, wird sich wohl erst weisen, wenn dieser Masterplan vorliegt.
«Beim Reden kommen die Leute zusammen»
Nach der Podiumsdiskussion wurde beim gemeinsamen Apéro angeregt und intensiv weiterdiskutiert. Auch wenn die Diskussion selbst nicht die ersehnte Lösung bringen konnte, so ergab der wertvolle informelle Austausch zwischen Politik und Medienfachleuten hoffentlich neue Erkenntnisse und brachte somit vielleicht einen Stein für neue Entwicklungen ins Rollen. Denn «nur beim Reden kommen die Leute zusammen», ist LPC-Präsidentin Carmen Dahl überzeugt.