Am Mittwoch, 6. September 2023, findet im Liechtensteinischen LandesMuseum um 18 Uhr ein Vortrag von Dr. Werner Bundschuh statt, in dem er sich mit dem Schweizer Landesverräter Dr. Josef Franz Barwirsch auseinandersetzt.
Der im Jahr 1900 in Österreich geborene Josef Franz Barwirsch wurde 1931 Bürger der Gemeinde Schmitten (Graubünden), weil er mütterlicherseits Schweizer war.
In den Dreissigerjahren kam er wegen einer schweren Lungentuberkulose nach Davos. Dort war er führend im Davoser NS-Kreis um Wilhelm Gustloff tätig. Er selbst sah sich auf Grund seiner persönlichen Beziehungen zu NS-Grössen wie Arthur Seyss-Inquart oder Ernst Kaltenbrunner als Kopf der nationalsozialistischen Bewegung in der Schweiz an. Barwirsch war allerdings in diesen Kreisen nicht unumstritten.
Während des 2. Weltkriegs verfasste er zahlreiche Denkschriften an die obersten NS-Instanzen des «Dritten Reiches», um den «Anschluss der Schweiz» an das «Grossdeutsche Reich» voranzutreiben.
Barwirschs landesverräterische Umtriebe wurden erst nach Kriegsende entdeckt. Der «Fall Barwirsch» kam ins Rollen, nachdem die US-Behörden in Salzburg im Privatarchiv von Arthur Seyss-Inquart, dem österreichischen «Anschlusskanzler», Barwirschs «Denkschriften» gefunden hatten.
In einem spektakulären Hochverratsprozess wurde Josef Franz Barwirsch vom Bundesstrafgericht am 20. Dezember 1946 in Chur für Geheimnisverrat und Spionage zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Der «Fall Barwirsch» erregte in der Schweiz grosses Aufsehen. Nach seiner Verurteilung entbrannte im Rahmen der politischen Säuberungswelle, die nach Kriegsende die Schweiz erfasste und welche die Ausbürgerung von NS-Deutschen zum Ziel hatte, ein heftiger Streit darüber, wer die Verantwortung für die Einbürgerung des Landesverräters zu tragen hatte. Medial wurde die «Barwirschiade» von allen politischen Richtungen ausgeschlachtet.
Bei einem Arztbesuch gelang Barwirsch 1954 die Flucht nach Österreich. Von dort aus versuchte er vergeblich, von der Schweiz eine Millionen-Haft-Entschädigung zu erhalten.
Der Referent, Dr. Werner Bundschuh, ist pensionierter AHS-Lehrer und Historiker. Er war von 1991 bis 2021 Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft, Verein zur Erforschung der Vorarlberger Landesgeschichte. Bis 2016 war er Mitarbeiter bei ERINNERN:AT, zuständig für die «Holocaust Education» an Österreichs Schulen.
Der Vortrag ist Teil einer vom Historischen Verein für das Fürstentum Liechtenstein und dem Liechtensteinischen LandesMuseum gemeinsam durchgeführten Vortragsreihe.
Mittwoch, 6. September 2023, 18 Uhr
Titel: «Gau Schweiz – Anschluss erwünscht» – Der Fall Josef Franz Barwirsch
Referent: Dr. Werner Bundschuh, Historiker, Dornbirn
Liechtensteinisches LandesMuseum, Städtle 43, 9490 Vaduz