Während bereits 2022 die Kosten in der Obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) um +6.1% auf CHF 196 Mio. gestiegen sind, zeichnet sich auch 2023 keine Besserung ab.
Von Januar bis Juni wurden gesamthaft Leistungen von über CHF 100 Mio. erbracht. Die kumulierten Zahlen von Januar bis Juli 2023 weisen sogar ein Kostenwachstum von 8.22% aus. Bleibt die Kostenentwicklung auch im 2. Halbjahr auf diesem Niveau, wird Liechtenstein Ende Jahr erstmalig Gesundheitskosten von über CHF 200 Mio. verbuchen müssen.
Die aktuellen Zahlen bestätigen, dass der Kampf gegen die steigenden Gesundheitskosten
konsequenter angegangen werden muss. Das Ergreifen geeigneter Massnahmen zur Kostendämmung bei gleichzeitiger Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung stellt für Politik, Versicherte, Krankenkassen und Leistungserbringer eine grosse Herausforderung dar.
Steigerung der Gesamtkosten um +7.6%
Die Bruttoleistungen der OKP lagen im 1. Halbjahr 2023 bei CHF 102 Mio. und somit 7.6% über dem Vorjahr. Die grösste Veränderung zeigte sich bei den Arztkosten (+8.2% bzw.
CHF 2.44 Mio.), den ambulanten Spitalkosten (+6.3% bzw. 2.35 Mio.) und den Apotheken
(+21.7% bzw. CHF 1.18 Mio.).
Bereits in den Vorjahren musste von 2012 bis 2022 ein Anstieg der Gesamtkosten um insgesamt 37% verzeichnet werden. Entsprechend stiegen auch die Kosten pro Person auf gut CHF 4’800 an und liegen damit CHF 500 über dem Durchschnittswert der Schweiz (Stand 2022).
Höhere Belastung der Bevölkerung
Die steigenden Gesundheitskosten konnten in den letzten Jahren durch verschiedene Massnahmen nur zum Teil eingedämmt werden. So stiegen die Kosten in den letzten 5 Jahren um insgesamt 14%. Die durchschnittliche Prämienerhöhung über diesen Zeitraum liegt hingegen bei 2-3%. Ein Teil der Kostensteigerung konnte jährlich über die Auflösung von Reserven der Krankenkassen abgefangen werden. 2023 stieg die durchschnittliche Prämie bei einer Franchise von CHF 500 um 5%. Auch dieses Jahr muss unter Berücksichtigung der aktuellen stark steigenden Kostenentwicklung mit einer erneuten Prämienerhöhung gerechnet werden. Die Prämien für 2024 werden Anfang Oktober bekannt gegeben.
Für einen Überblick zur Verteilung der Gesundheitskosten lohnt sich auch ein Blick in die Krankenversichererstatistik. 2022 haben rund 50% der Versicherten Bruttoleistungen von unter CHF 1’000 bezogen. Wiederum beanspruchten gut 500 Personen Leistungen von über
CHF 50’000 (insgesamt 43.7 Mio.). Mit anderen Worten macht 1% der Bevölkerung gut 20% der Kosten aus, während 50% der Bevölkerung praktisch keine Kosten generieren und für die andere Hälfte bezahlt. Dies entspricht grundsätzlich auch dem Gedanken einer Sozialversicherung.
Bevölkerung verstärkt involvieren
Unter verschiedenen Gesichtspunkten ist die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen als bedenklich zu erachten. Für ein weiterhin gut funktionierendes System sollen vermehrt auch jüngere Generationen verstärkt in Lösungsdiskussionen mit eingebunden werden. Die letzten Jahre zeigen klar, dass neue Wege bestritten werden müssen. Veränderungen sind selten einfach, aber nicht unmöglich.