Leserbrief von Loretta Federspiel
– Kieber, Mauren
Wie viele, die, privilegiert wie ich, jetzt nicht körperlich tätig sind, sitze ich dennoch schweissgebadet am Computer. Sicherlich habe ich Fieber – fieberkrank war ich vor langer Zeit einmal vor lauter Heimweh. Und wenn das „überhitzte Meer“, (Forum VL, 23.8.) aus dem alles Leben stammt, sich nicht sofort abkühlt, bin ich nun gleich tot. Ebenfalls vor lauter Heimweh. Diesmal aus Heimweh nach einer Sprache, die ich einmal gelernt habe, nach Wörtern wie „Sonnenuntergang“, „himmelblau“, „Schatten“, „In einem kühlen Grunde“, von dem der Dichter Josef von Eichendorff (1788-1857) in einem traurigen Liebeslied schreibt, dessen letzte Zeilen lauten: „Ich möcht‘ am liebsten sterben, dann wär’s auf einmal still.“ Lieber Herr Eichendorff, heutzutage würden ihnen Wörter um die Ohren fliegen, die Ihren Todeswunsch verstärken würden. Aber drehen sie sich in Ihrem kühlen Grabe nicht gleich um – Mitleid bitte! Die Wörter stammen ja aus der Wörterschmiede Ihrer Urenkel, voilà: „Klimaziele“, „Klimastreik“, „Klimaschutz (jetzt!)“, „Scheinklimaschutz“, „Klimagerechtigkeit“, „Klimaaktivist“, „Klimakrise“, Klimawandel“.
Nicht so altmodisch Überlebtes mehr wie Liebesleiden, sondern die „Klimakrise tötet Menschen“. Die armselige Sprache geht einher mit der ideologischen Monotonie.
Ich habe Heimweh nach einer Sprache, die Leben ausdrückt, auch wenn sie den Tod beschreibt. Aber selbst Sie, Dichter Eichendorff, hätten vielleicht eine makabre Freude daran, wenn Sie die Prophezeiung hörten: „Man kocht im eigenen Schweiss“, (Klimaaktivist de Koning, Kronenzeitung). Mein Grabspruch: „Ich bin klimagestorben“.