Let it Bee! Die Wunderwelt der Bienen
„Hoi zemma, I bi d Bombus!“ begrüsst die Erdhummelkönigin ihre Gäste. Momentan führt die Hummelkönigin Bombus II interaktiv durch die Ausstellung. An zehn Stationen, die über drei Räume verteilt sind, erzählt sie aus ihrem Leben in der Natur von Liechtenstein. Die Erdhummel zählt zu den 88 nachgewiesenen Wildbienenarten in Vaduz. Von diesen stehen 15 Arten heute auf der roten Liste, weil sie vom Aussterben bedroht sind. Ihre grössten Feinde sind der Einsatz von Pestiziden, der Klimawandel und menschliche Eingriffe in die Landschaft.
Siedlungsflächen schaden der Biodiversität
Die drei Räume der Ausstellung sind thematisch angeordnet. Der erste Raum zeigt die Vergangenheit der Bienen in Liechtenstein. Hier erzählt Bombus II von ihrer Urgrossmutter, die in den 1920er Jahren lebte. Anschaulich spricht sie von freien Flächen und saftigen Magerwiesen. Damals setzten Landwirte kaum Pflanzenschutzmittel ein und es gab deutlich weniger Monokulturen. Überall hatte es gesummt und die Artenvielfalt war intakt. Das bestätigt Ronnie Vogt, Beisitz im Vorstand des Imkervereins Liechtenstein. „Früher gab es eine deutlich höhere Biodiversität und mehr blühende Wiesen, deshalb auch viel mehr Wildbienen. Genauso hat man in der Landwirtschaft anders gearbeitet.“ Die Imker beschäftigen sich mit Honigbiene und Wildbiene. Um die Bevölkerung aufzuklären, haben sie einen Wildbienen-Lehrpfad in Vaduz eröffnet, wo sie Führungen anbieten.
Immer mehr Siedlungsflächen
Der zweite Raum des Domus ist thematisch der Gegenwart gewidmet. An der Wand hängt eine grosse Aufnahme Liechtensteins von oben. Darauf ist die gestiegene Bodenversiegelung deutlich erkennbar. Viel hat sich verändert in den vergangenen 100 Jahren. Während der Anteil der Siedlungsflächen im Jahr 1984 laut Amt für Statistik noch bei 7,3 Prozent lag, erreichte er 2019 bereits 11,3 Prozent. Diese deutliche Steigerung ist auf einen Rückgang der freien Flächen, genauer Ackerland, Alpweiden und Naturwiesen zurückzuführen. Besonders die Abnahme der Naturwiesen-Fläche bringt eine Reduktion der Biodiversität mit sich. Erdhummelkönigin Bombus II macht sich Sorgen, wo sie und ihre Familie in Zukunft leben werden. „Frag isch jetzt, wie‘s für uns und andere Arten weitergeht – des b‘schäftigt mi scho fest“.
Der Klimawandel ist bemerkbar
Ausserdem erzählt Bombus II den Besuchern die Geschichte der Alphummel. Die steigenden Temperaturen in Folge des Klimawandels machten der Wildbiene zu schaffen. Früher war sie in den obersten Bergregionen beheimatet, wo es am kältesten ist. Heute ist die Temperatur sogar dort zu hoch für sie. Es gibt keinen Platz mehr, wohin sie hätte ausweichen können. Damit ist sie aus Liechtenstein verschwunden.
Allerdings spüren nicht nur die Wildbienen die Auswirkungen des Klimawandels. Auch die Honigbienen sind davon betroffen, erzählt Imker Vogt. „Lange Trockenperioden führen zu sogenannten Trachtlücken. Das bedeutet, es fehlt den Bienen an ausreichend Nahrungsquellen. Damit verschiebt sich die ganze Imkersaison nach hinten.“ Der Imkerverein fordert von der Politik Subventionen für die Landwirtschaft. „Diese sollten so gestaltet sein, dass es für Landwirte interessant wird, Magerwiesen stehen zu lassen oder bei der Ernte ein klassisches Mähwerk anstatt eines mit Quetscher zu verwenden.“ Denn dabei wird das Getreide sofort zerdrückt und damit auch die nützlichen Insekten.
Faszination Biene
Die Erdhummelkönigin lässt die Besucher der Ausstellung nicht mit dem Gefühl nach Hause gehen, die Situation sei ausweglos. Der dritte und letzte Raum ist thematisch der Zukunft der Bienen gewidmet. Optimistisch spricht Bombus II dort von den Massnahmen, die getroffen werden. Es gäbe heute zum Beispiel kompostierbare Einkaufstaschen. Oder die Möglichkeit mit Genmaterial ausgestorbener Bienen neue Völker zu züchten. Irgendeine Lösung hätte man bis jetzt immer gefunden. Dann verabschiedet sie sich von den Besuchern, denn sie muss jetzt dringend los zum Weltbienenrat. Der Besucher bleibt mit den vielen neuen Informationen zurück.
Es liegt in unserer Hand
Doch was kann der Einzelne tun, um den Bienen ein besseres Leben zu ermöglichen? Das wird Ronnie Vogt oft von Liechtensteinern gefragt. „Am besten ist, im eigenen Garten blühende Flächen mit einheimischen Pflanzen stehen zu lassen. Auch Insektenhotels sind für manche Wildbienen eine grossartige Unterkunft.“ Davon sich selbst Wildbienen in den Garten zu holen, rät er allerdings ab. Wer gerne Imker werden möchte, sollte einen Imkerkurs besuchen. „Das Schönste daran Imker zu sein, ist die Faszination Biene“, schwärmt er. „Sie ist ein so faszinierendes Geschöpf, ich kann ihr tagelang zusehen und sehe immer wieder etwas Neues.“
Die Autorin Susanne Danninger stammt aus der Medienakademie der Universität Liechtenstein.