Dieser Frage der LPC-Präsidentin, Carmen Dahl, stellten sich der Publizistische Leiter der Liechtensteiner Medienhaus AG, Patrik Schädler, der Direktor des Liechtenstein-Instituts, Christian Frommelt, sowie der Kommunikationsexperte und Autor, Norbert Jansen.
Seit der Einstellung des Liechtensteiner Volksblatts Anfang März 2023 ist das Vaterland die einzige verbleibende Tageszeitung. Für das Vaduzer Medienhaus bedeutet dies, dass der Wettbewerb zwischen den Zeitungen und den Redaktionen verlorengegangen ist. Diesen Wegfall des ehemaligen «Sparringspartners», nicht nur auf politischer, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene, bedauerte Patrik Schädler in der Diskussion sehr. Dennoch waren sich alle drei Referenten einig, dass man nicht von einem «Monopol» sprechen könne, denn in Liechtenstein existierten zahlreiche weitere Medien. Man müsse jedoch die Frage stellen, ob sie ein genügend starkes journalistisches Gegengewicht zum Vaterland darstellen. Ein Gast aus dem Publikum äusserte besorgt, dass diese unfreiwillig erhaltene Aufgabe einer unparteiischen Berichterstattung es dem einzigen Printmedium verunmögliche, die Verantwortung als «Vierte Gewalt im Staat» wahrzunehmen. Hier sahen die Experten auf dem Podium vor allem beim Radio Potenzial, mit entsprechend ausgewogenen und spannenden Diskussionsrunden entgegenzuwirken. Sie stimmten überein, dass sich die Auswirkungen vor allem im kommenden Wahlkampf zeigen würden.
Umdenken ist nötig: Qualität kostet Geld
Grosse Chancen lägen darin, das Potenzial der anderen Medien besser auszuschöpfen, – denn kritische Berichterstattung sei förderungswürdig. Dazu müsse aber auch von staatlicher Seite ein Umdenken stattfinden. Denn gerade in der Politik wird zu viel nur über das in die Medien zu investierende Geld diskutiert, nicht aber über deren Qualität. Qualität aufzubauen und zu erhalten, ist jedoch mit Kosten verbunden. Die Experten waren sich einig, dass auch die Medienförderung daher zukünftig mit oberster Priorität an der Qualität der Medien ausgerichtet werden müsse.
Gute Journalisten wachsen nicht auf den Bäumen
Die ständige kritische öffentliche Diskussion über unsere Medien erachteten die Podiumsgäste ebenfalls als nicht förderlich, da sich dies negativ auf das Vertrauen in die Medien auswirke. Ausserdem sei so schon schwierig, Menschen zu motivieren, einen Beruf im Journalismus zu ergreifen. Denn das sei ein weiteres grosses Problem: gut ausgebildete Journalistinnen und Journalisten zu finden, die ihren Job auch mit der erforderlichen Leidenschaft ausüben können und wollen. Gerade für junge Menschen sind die Arbeitsbedingungen im Journalismus nicht attraktiv: unterdurchschnittliche Entlohnung, unregelmässige Arbeitszeiten und das verbunden mit der ständigen Gefahr, sich einer öffentlichen Diskussion oder Kritik auszusetzen, wenn man unangenehme Fragen stellt. Dies sei besonders dann sehr schwierig, wenn man im Lande wohnt und auch im Privatleben stets auf die eigene Arbeit angesprochen wird. Jedoch sei eine gewisse lokale Verankerung und das Verständnis für das Land eine grundlegende Voraussetzung, um überhaupt recherchieren und ausgewogen berichten zu können. Dass gute Journalistinnen und Journalisten nicht auf den Bäumen wachsen, bestätigten auch die Gäste aus dem Publikum, das sich mehrheitlich aus aktiven und ehemaligen Journalistinnen und Journalisten zusammensetzte. Im Rahmen des anschliessenden Apéros im Löwengarten wurden die Themen intensiv weiter diskutiert.