Seit langer Zeit besteht bei Liechtensteiner Jugendlichen der Wunsch nach einem nicht kommerziellen Treffpunkt für 16- bis 20-Jährige. Dieser Wunsch soll sich mit der Umnutzung der alten Post Bendern erfüllen. Das Land, die Gemeinde Gamprin-Bendern und die Stiftung Offene Jugendarbeit (OJA) wollen das Projekt gemeinsam möglich machen.
Orte, an denen sich 16- bis 20-Jährigen ungezwungen treffen, unter sich sein und Spass haben können, sind in Liechtenstein dünn gesät. Da verwundert es wenig, dass das Bedürfnis nach ebensolchen Räumlichkeiten von dieser Altersgruppe immer wieder geäussert wird. So kam es auch am Jugendbeteiligungsanlass der Gemeinde Gamprin-Bendern von vergangenem Herbst auf den Tisch. «Die Idee eines eigenen Clubs stand an zweiter Stelle auf der Wunschliste», sagt Gemeindevorsteher Johannes Hasler. «In der Folge bat ich den Leiter der Offenen Jugendarbeit Liechtenstein, Markus Büchel, um eine Überprüfung, ob sich dafür allenfalls das Gebäude der alten Post in Bendern eignen würde.»
Das Ergebnis der Überprüfung hörte sich vielversprechend an. Und auch das Land, das im Besitz der Liegenschaft ist, konnte der Idee viel abgewinnen. «Das Ministerium für Infrastruktur und Justiz sowie wir von der Stabsstelle für Staatliche Liegenschaften unterstützen die Umnutzung des alten Postgebäudes und sind überzeugt, dass die Option eines Jugendtreffs für alle Beteiligten ein Gewinn ist», sagt Stabsstellenleiter Jürg Kellenberger.
Umsetzung in Angriff nehmen
Land und OJA schliessen die Planung für die Umnutzung des alten Postgebäudes in Bendern noch dieses Jahr ab. Der Teilrückbau und die Umgestaltung zu einem Jugendtreff sind im ersten Halbjahr 2024 vorgesehen. Stehenbleiben werden der WC-Trakt und der Bankomat sowie das Untergeschoss samt Eingang. Da in naher Zukunft nicht mit einem vollständigen Rückbau zu rechnen ist – hierfür müssen Gemeinde und Land zuerst aufbauend auf raumplanerischen Überlegungen die Lage des künftigen ÖV-Umsteigeknotens definieren – eröffnet sich die Möglichkeit für eine Umnutzung. Die Offene Jugendarbeit Liechtenstein hat den Aufbau einen Holz-Glas-Kubus mit einem kleinen Aussenbereich geplant, sodass den Jugendlichen neben dem Untergeschoss eine weitere Ebene zur Verfügung steht. Architekturpläne liegen bereits vor.
Konzept sieht Verantwortung bei Jugendlichen
Markus Büchel von der OJA freut sich über die Chance, einen Begegnungsraum für junge Menschen in Liechtenstein zu schaffen, und hat ein entsprechendes Konzept ausgearbeitet. «Die Jugendbeiz soll von Betriebsgruppen, bestehend aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen, geführt werden», erklärt der Leiter der Offenen Jugendarbeit. «Diese sollen eigenverantwortlich agieren und Ideen einbringen können. Wir von der OJA übernehmen dabei eine begleitende, coachende Rolle.»
Die Lokalität wird mindestens einmal wöchentlich geöffnet sein, wobei die Räumlichkeiten primär Jugendlichen ab 16 Jahren für Treffen, jugendkulturelle Aktivitäten und nichtkommerzielle Veranstaltungen zur Verfügung stehen. «Ausserdem können sie für private Feste von Jugendlichen oder zum Beispiel von Vereinen gemietet werden», führt Markus Büchel aus. Das Erdgeschoss mit einer kleinen Küche, einer Theke und dem Aussenbereich bietet dabei Möglichkeiten für eine ruhigere Nutzung. Das Untergeschoss hingegen dient als Party-Bereich, in dem die Musik auch mal lauter sein darf. Konzerte in kleinem Rahmen sind im neuen Jugendtreffpunkt ebenfalls denkbar.
«Wir sind überzeugt, dass eine entsprechende Umnutzung der ehemaligen Post zur Belebung des Gebiets beiträgt und nicht nur die Jugend, sondern die gesamte Gemeinde Gamprin-Bendern bereichert», betont Vorsteher Johannes Hasler. Und auch Daniel Hilti, Stiftungsratspräsident der OJA und Gemeindevorsteher von Schaan, ist vom Standort überzeugt: «Die Lage des Treffpunkts ist ideal. Er ist von allen Gemeinden her gut mit dem Bus erreichbar. Ausserdem liegt das Gebäude abseits des Wohngebiets, sodass Lärmbelästigung vermieden wird.» Stichhaltige Argumente, welche auch die Vorsteherkonferenz überzeugt haben, das Projekt zu unterstützen. Entsprechende Gemeinderatsbeschlüsse sollen nach den Sommerferien gefasst werden.
Das Land wendet für den langfristig ohnehin notwendigen Abbruch und die Umgestaltung der Liegenschaft rund 400’000 Franken auf und stellt die Räume der OJA kostenlos zur Verfügung. Die Gesamtkosten für den Aufbau des Jugendtreffpunkts belaufen sich auf rund 600’000 Franken. Die Stiftung Offene Jugendarbeit mit den angeschlossenen Gemeinden beteiligt sich mit 550’000 Franken. Der Gemeinderat von Gamprin-Bendern hat für die Umsetzung einen Beitrag von 50’000 Franken genehmigt.
Bild v.l.: Markus Büchel, Geschäftsleiter der Stiftung Offene Jugendarbeit Liechtenstein, Dr. Graziella Marok-Wachter, Ministerin für Infrastruktur, Jürg Kellenberger, Stabsstellenleiter für staatliche Liegenschaften, Johannes Hasler, Gemeindevorsteher von Gamprin.