Sie sind omnipräsent – weltweit nachweisbar. Auch die Untersuchungen von Spurenstoffen im Bodensee bestätigen das Vorhandensein der per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS). Der Umgang mit diesen Stoffen ist seit Jahren von großer Bedeutung für die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB). Auch auf der diesjährigen Kommissionstagung der IGKB, die am 15. und 16. Mai in Ermatingen, Thurgau unter dem Vorsitz von Martin Grambow, Bayern stattfand, stehen die PFAS im Fokus.
Die Bezeichnung Ewigkeits-Chemikalien trifft es auf den Punkt: bei den PFAS handelt es sich um eine Gruppe von langlebigen, synthetisch hergestellten Industriechemikalien, die auf natürliche Weise nicht entstehen können. Diese vom Menschen erzeugten Stoffe sind durch natürliche Prozesse nur langsam oder kaum abbaubar und sind mittlerweile überall in unseren Böden, Gewässern und im Grundwasser zu finden. Zudem kann es zu einer starken Anreicherung im menschlichen und tierischen Gewebe kommen.
Die Belastung der Gewässer mit PFAS ist weltweit und auch am Bodensee aktuell eine Herausforderung im Gewässerschutz. Die Konzentrationen für PFOS, ein Stoff der PFAS-Gruppe, im Bodensee liegen in einem für die menschliche Gesundheit und fischfressende Vögel sowie Säuger relevanten Bereich.
Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hat im März 2023 eine sechsmonatige Konsultation für einen Beschränkungsvorschlag für die Herstellung und Verwendung der gesamten Stoffgruppe gestartet, wobei Ausnahmen nur für Verwendungen gelten sollen, die gesamtgesellschaftlich unabdingbar sind. Die IGKB unterstützt diesen Ansatz. Nur über ein konsequentes Verbot der Anwendung beziehungsweise durch Beschränkung auf absolut notwendige Ausnahmen kann langfristig eine Abnahme der PFAS Konzentration weltweit und auch am Bodensee erreicht werden.
Im Bodensee werden regelmäßig Spurenstoffuntersuchungen inklusive PFAS im Freiwasser und seinen größten Zuflüssen durchgeführt. PFOS war jene Verbindung der untersuchten PFAS, die in allen Kampagnen mit den höchsten Konzentrationen gefunden wurde. Die gemessenen Konzentrationen lagen in Regel zwischen 0,001 und 0,005 µg/l. Der Vergleich mit der europäischen Norm (UQN = 0,00065 µg/L) zeigt, dass dieser Wert deutlich überschritten wird. In den Zuflüssen werden größere Schwankungen der PFOS-Konzentrationen beobachtet und zwar zwischen keinem Nachweis bis in den dreistelligen ng/L-Bereich. Die anderen untersuchten PFAS-Verbindungen konnten im Bodensee ebenfalls vereinzelt, in den Zuflüssen etwas häufiger nachgewiesen werden. Hier lagen die Positivbefunde im See im niedrigen einstelligen ng/L-Bereich.
Doch wie lässt sich der Eintrag von PFAS aktuell vermeiden? Hier ist neben dem Gesetzgeber auch ein verantwortungsvoller Umgang mit PFAS in Industrie und Gewerbe notwendig. „Wichtig ist auch, bei sich selbst anzufangen“, betont Martin Grambow, der Vorsitzende der IGKB auf der diesjährigen Kommissionstagung. „Mit der Nutzung von Produkten, die frei von PFAS sind, kann jede und jeder einen Beitrag leisten, damit diese Stoffe erst gar nicht in die Natur gelangen und dort zum Problem werden“.
Zum Thema PFAS wurde von der IGKB auch ein Faktenblatt (https://www.igkb.org/) zur Information der interessierten Bevölkerung ausgearbeitet.
Weitere wichtige Themen der Tagung waren der Klimawandel und dessen Folgen für den Bodensee sowie die Vermeidung einer weiteren Verbreitung von gebietsfremden Tier- und Pflanzenarten. Insbesondere die sich invasiv ausbreitende Quagga-Muschel bereitet den Gewässerschützern nach wie vor Sorge. Deshalb appelliert die IGKB an alle Hafenbetreiber, die nötigen Vorsichtsmaßnahmen zur Reinigung von Booten zu treffen, die in andere Seen transportiert oder aus anderen Seen in den Bodensee eingesetzt werden.
Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee – IGKB
Seit 1959 arbeiten rund um den Bodensee die Länder und Kantone (Baden-Württemberg, Bayern, Schweiz und Österreich) in der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee IGKB zusammen. Wichtigstes Ziel ist die Reinhaltung des Sees, die laufende Überwachung und die nachhaltige Entwicklung der vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt.
Weitere Informationen:
www.igkb.org