Leserbrief von Loretta
Federspiel-Kieber
Die Nachricht, dass der Nachrichtensender Fox News übers Wochenende sich von seinem populärsten Moderator Tucker Carlson getrennt hatte, ging rund um die Welt. Auch unsere einzige Tageszeitung verzichtete nicht darauf, in zwei eingekauften Kommentaren auf dieses Ereignis hinzuweisen. Sie schaffte es, die herablassendsten, hämischsten Beiträge über diesen Mann einzufangen. Für den Journalisten Renzo Ruf in Washington hatte Carlson ein „irres Lachen“, am „gefährlichsten war er als Sprachrohr von sich selbst“. Der Grund für die Entlassung konnte der Journalist seltsamerweise gleich erklären, obwohl er noch niemandem bekannt war: Was „Tucker Carlson schliesslich das Genick brach“ (was für eine Ausdrucksweise!), war, dass „selbst Trump nur Staffage“ in Tuckers Welt gewesen sei. Tucker habe Leute eingeladen, die von andern Leitmedien geschnitten wurden – das war sein Verbrechen? – z.B. Matt Walsh, der mit seinem erheiternden, intelligenten Dokumentarfilm „What is a woman?“ angeblich „gegen transsexuelle Menschen hetzt“, oder Douglas Macgregor, einen pensionierten Colonel mit seinem nüchternen Blick auf den Krieg in der Ukraine (dieser Blick ist strengstens verboten!).Tucker Carlson suggeriere seinen weltweit 3,5 Millionen Zuhörern, dass ein „übles Gebräu“ von Eliten das Land zerstören wolle. Tucker Carlson entstammt selber dieser Elite mit vielfachen politischen Verbindungen und weiss, wenn schon, wovon er spricht. Wenn man will, kann man auf seriösen Sendern genug finden, worauf er sich als junger Mensch eingelassen hatte. Aber er hat sich entwickelt, dazugelernt, wie er selber bekundet. Es sieht ganz so aus, dass auf der Redaktion unserer Zeitung niemand je die Sendungen mit Tucker Carlson gesehen hat. (Loretta Federspiel, Werthsteig 9 Mauren)