Die grosse Sickergrube

Leserbrief von Jo Schädler,
Bendern

Ein Bersten der Gallenblase bleibt einem nicht erspart, wenn man sich dem Schmerz aussetzt, die Staatsausgaben der umliegenden Länder, mit den unsrigen zu vergleichen.

Um gleich auf den Kern zu kommen; verglichen mit etwa Deutschland, Frankreich, ja sogar der Schweiz, verplempert Liechtenstein zum Teil mehr als das Dreifache pro Einwohner. Sagenhaft! Und das, obwohl wir weder Militär, noch Grenzsicherung, noch Autobahnen, noch Schifffahrt, noch Kraftwerke, noch Flughafen, noch Küstensicherung und dergleichen haben. Bislang hatten wir ja nicht einmal ein Verwaltungsgebäude, Justizpalast schon gar nicht. Hätten wir nur so viel Geld zur Verfügung wie unsere Nachbarn, könnten wir damit nicht einmal die Gehälter der Landesangestellten zahlen, obwohl sich unsere Staatsquote vergleichsweise ja noch im Rahmen hält.

Auch für das veraltete Flickwerk Strassennetz, wäre noch weniger Geld und richtiger Asphalt schon grad gar nicht übrig. Da erhebt sich die Frage, wo versickern etwa 550 Millionen Franken im Jahr, die als sichtbares Machwerk ja nicht in Erscheinung treten? In den Gemeinden, oder der AHV verschwindet es nicht, denn jene schwimmen selber im Geld und das Sparkonto ist auch noch nicht explodiert, denn jeder nur halbwegs erfolgreiche Milliardär, hat mehr Geld in seinem Gäldsäckel.

Die Suche nach den Unterschieden zu unseren, auch wohlhabenden Nachbarn, gestaltet sich äusserst schwierig und mühsam, denn alles liegt im Dunkeln und im verfilzten, verlausten Gamsbart. Der alleinige, gut sichtbare Unterschied und in seiner Einzigartigkeit ein weltweites Kuriosum fulminante, sind diese doch recht seltsamen Eisenpfosten, die unsere Strassenränder zu abertausenden „verzieren“.

Es scheint so, als könnten sich unsere Nachbarn solchen Luxus gar nicht leisten, zumindest findet man so etwas bei denen nicht. Besucher unseres Landes müssen denken, dass der reiche Liechtensteiner zu blöd und zu dumm ist, ohne eisenbewehrte Strassenränder auf Spur zu bleiben. Jo Schädler, Bendern