Eduard Ladner, Architekt und Schöpfer der heute denkmalgeschützten Pfarrkirche in Schellenberg, ist am Sonntag, 19. März 2023, dem Hochfest des Hl. Josef, im stolzen Alter von 94 Jahren verstorben.
Der gebürtige Österreicher Eduard Ladner wurde am 12. Mai 1929 in Zürich geboren und ist in Adliswil (ZH) aufgewachsen. Nach einer Lehre als Hochbauzeichner 1945-48 in Zürich im Architekturbüro Haefeli Moser Steiger (HMS), einem der bedeutendsten Schweizer Architekturbüros des 20. Jahrhunderts, folgte 1950-53 das Studium der Architektur am Technikum Winterthur (ZH) mit Diplomabschluss HTL. In den Jahren 1954-58 war er als Mitarbeiter bei Architekt Ernst Gisel in Zürich tätig, welcher in Liechtenstein 1969-72 das heute ebenfalls denkmalgeschützte Schulzentrum Mühleholz (Gymnasium) erbaute. Ab 1959 wirkte Ladner als selbständiger Architekt in Wildhaus (SG) und ab 1972 in Oberschan (SG). Ladner war verheiratet mit Beatrice Ladner-Herzog (1930-2020).
Aufgewachsen und sozialisiert in der Zwingli-Stadt Zürich, in der die katholische Diaspora-Gemeinde rein als Verein geduldet wurde, entwickelte der junge und bekennende Katholik Ladner rasch die Neugier, hinter die Dinge dieser Welt blicken zu wollen und den passenden architektonischen Ausdruck auch für seine Kirchenbauten zu finden. So die Würdigung zu seinem 90. Geburtstag im Tagblatt (W&O) vom 12. Mai 2019 durch die Autorin Jessica Nigg. Eduard Ladner verantwortete mit seinem Werk diverse kirchliche Um- und Neubauten in Liechtenstein, der Schweiz, in Österreich und Burkina Faso sowie von diversen Wohnhäusern im Rheintal. Ebenso nahm er an zahlreichen Architekturwettbewerben zu Kirchenzentren (u.a. Langnau am Albis), öffentlichen Gebäuden und Zentrumsplanungen teil, u.a. auch am Wettbewerb zum Vaduzer Regierungsviertel in den 1990er Jahren.
Kirche Schellenberg als Herzensprojekt
Ladner schuf 1960-63 mit der neuen Pfarrkirche zum Unbefleckten Herzen Mariä in Schellenberg den ersten modernen Kirchenbau Liechtensteins, welcher gleichsam aus dem ersten internationalen Architekturwettbewerb im Land hervorging. Eduard Ladner war noch keine 30 Jahre alt, als er 1958 den Wettbewerb zum Neubau der Pfarrkirche Schellenberg gewann. Die Jury bestand u. a. aus den beiden Fachpreisrichtern Prof. Ing. Rudolf Schwarz, Köln und dipl. Arch. Fritz Metzger, Zürich, zwei der damals bekanntesten Kirchenbauer in Deutschland und der Schweiz. Ein Herzensprojekt also, das ihn forderte, beruflich formte und ihn ein Leben lang begleiten sollte. Ganz visionär wurde die Kirche Schellenberg noch vor Beendigung und dennoch ganz im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils gebaut. Auch ganz im Sinne von Architekt Eduard Ladner. Er setzte sich nämlich stark für die Geschichte hiesiger Kultur und hiesigen Glaubens ein und forderte von der Kirche stets, sich ständig zu erneuern, damit ihre Botschaft auch in Zukunft für die Menschen verständlich bleibe. Die in Isolierbackstein, Beton, Eisenbeton und Kalkstein erbaute, mit grobem Aussenputz versehene Pfarrkirche besteht aus Vorhalle, grossem Einheitsraum unter Walmdach und freistehendem Glockenturm. Den Innenraum liess er mithilfe zahlreicher Kunstschaffenden künstlerisch höchst qualitätvoll ausstatten.
Theologisch-liturgische Grundgedanken und die christliche Symbolik waren Ladner wichtig, so formulierte er in der Festschrift zur Kirchweihe 1963: „Bei der Beurteilung einer Kirche sollte man vielleicht darauf achten, für wen und in welchem Umfeld (Dorf, Landschaft oder städtischer Kontext) diese gebaut wurde, wie sie das festliche Mysterium des Daseins und doch immer erneuten Kommens Gottes in seine Gemeinde – in diese Welt mitzutragen und darzustellen vermag – als ein Zeichen.“
Der Schellenberger Kirchenbau gilt heute als Marchstein der modernen liechtensteinischen Sakralarchitektur, so würdigt auch der ehemalige Landesbaumeister Walter Walch das seit 1992 zurecht denkmalgeschützte Kulturgut.
1976 folgten schliesslich der Bau der Friedhofkapelle in Schellenberg und
1976-78 die Innenrenovation der Pfarrkirche St. Laurentius in Schaan. In den Jahren 1989-90 realisierte er die Renovation der Pfarrkirche St. Michael in Gams/Werdenberg und zeichnete dort u.a. für den neu geschaffenen Liturgiebereich verantwortlich.
Die Kirchenwerke des seit 1972 im Wartau lebenden Architekten präsentierten sich stets visionär und dennoch mit Geschichte, imposant und dennoch voller Demut und Bescheidenheit. Eduard Ladner wirkte stets nach dem Grundsatz: „Das Passende zu finden ist die Hauptaufgabe eines Architekten und zwar passend für andere.“ So baute er Kirchen, deren Ausdruck für die Menschen vor Ort stets lesbar war und bleibt. Ladner zog es beruflich auch nach Afrika, wo er in den 1960er-Jahren zwei Kirchen in Koumi und Bobo Dioulasso im heutigen Burkina Faso/Westafrika errichtete. Getreu seiner Überzeugung, stets das Passende zu finden und Mass zu halten, errichtete er dort die Gebäude mit den vor Ort vorhandenen Laterit-Ziegelsteinen. Es war ihm immer ein Anliegen, „das Wohlergehen der Mitwelt zu vermehren“.
Architekt Eduard Ladner ist nach einem reich erfüllten Leben am 19. März 2023 friedlich eingeschlafen, er wurde am 24. März 2023 auf dem Friedhof in Gretschins beigesetzt. Als Architekt mit weltoffenem und interessiertem Geist wird Eduard Ladner durch den Bau und die Renovation seiner Kirchen in unserer Region in würdiger Erinnerung bleiben.