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Ökologisierung der Gas- und Wärmeversorgung im Fokus

Die geopolitische Situation im Jahr 2022 forderte Liechtenstein Wärme gleich in mehrfacher Hinsicht. Höchste Priorität galt der Gewährleistung der Versorgungsicherheit mit Erdgas – in einem Umfeld enormer Preisvolatilität. Gleichzeitig wurde der Ausbau der Fernwärme forciert, um der aus der Energiestrategie 2030 abgeleiteten Unternehmensvision und der steigenden Nachfrage gerecht zu werden.

Das energiepolitische Zieldreieck im Spannungsfeld zwischen Versorgungssicherheit, Wirtschaft- lichkeit und Umweltverträglichkeit hat neue Massstäbe erfahren. In diesem Umfeld der massiven Preis-Eskapaden war die Geschäftstätigkeit äusserst anspruchsvoll und Prognosen zum Geschäftsverlauf waren kaum möglich. Von den ersten Entscheidungen an wurde die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit für das Land Liechtenstein bzw. dessen Bevölkerung und Wirtschaft klar an oberster Stelle bzw. höher als der eigene Unternehmenserfolg gewichtet – volkswirtschaftliche Versorgungssicherheit steht über kurzfristigem Unternehmenserfolg.

Bereits im Frühling 2022 hat sich Liechtenstein Wärme im Kontext der geopolitischen Spannungen und einer befürchteten Energiemangellage intensiv um die Aufrechterhaltung der Versor- gungssicherheit und die Verfügbarkeit von Energie, im Besonderen Erdgas, bemüht. Resultierend konnte bereits per Juni 2022 ein operativer Gasspeicher im Raum Salzburg gemietet und bis zum Herbst 2022 gefüllt werden. Dieser Gasspeicher-Strategie folgten die Regierung und der Landtag mit Beschlüssen vom 29. Juni und 28. September 2022 im Kontext der strategischen Gasreserve. Weiter konnte indirekt über einen Schweizer Energiehändler ein Vertrag mit dem staatlichen Erdgas-Explorationsunternehmen aus Norwegen ein Winterband von Oktober 2022 bis März 2023 abgeschlossen werden. Für den Winter 2023/24 werden wir wiederum den ope- rativen Gasspeicher gefüllt halten.

Infolge des massiven Preisanstiegs wurde bewusst entschieden, die Kundinnen und Kunden im Sinne einer fairen und partnerschaftlichen Beziehung nicht vollumfänglich zu belasten, was das Resultat der Sparte «Gashandel» ebenfalls negativ belastete. Die Sparten Gasnetz, Wärmeversorgung und Biogasanlage entwickelten sich unseren Erwartungen entsprechend. Der Jahresverlust von Liechtenstein Wärme betrug im Jahr 2022 etwa 0,4 Millionen Franken.

Liechtenstein Wärme versorgte rund 5’000 private und gewerbliche Kunden mit Erdgas / Biogas und setzte die Strategie des Ausbaus des zweiten Geschäftsfelds Wärmeversorgung / Erneuer- bare Energien konsequent fort.

Der Absatz von Erdgas / Biogas verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr um über 16 Prozent auf 244,6 Millionen Kilowattstunden. Um etwa 15 Prozent oder 1,3 Millionen Kilowattstunden hat sich auch der Absatz von Biogas reduziert. Er betrug 7,5 Millionen Kilowattstunden. Dadurch konnten 1’424 Tonnen CO2 eingespart werden. Die Entwicklung des Anteils der Wärmekunden um 16 Prozent auf 233 war auch im Geschäftsjahr 2022 äusserst erfreulich. Der Verkauf thermischer Energie hat sich trotz Zunahme der Neukunden um 7 Prozent auf 23,4 Millionen Kilowattstunden reduziert. Der Grund für die Absatzverringerung beim Gas und bei der Wärme ist bedingt durch Sparbemühungen der Kundinnen und Kunden sowie hauptsächlich durch die Witterung.

Entwicklung des Gaspreises
Bei jeglichen Energieträgern sind im Jahr 2022 teils massive Preissteigerungen zu beobachten gewesen. Die Branche erfährt eine Marktsituation, die bis anhin so nicht gekannt wurde. Beim Erdgas haben sich im Laufe des Jahres 2022 die Preise der Termingeschäfte für das Frontjahr vergleichend zu Mitte 2020 ungefähr verzwanzigfacht. Ende 2022 sind die Preise zumindest auf ein Preisniveau gesunken, welches aber immer noch zirka dreifach höher ist als Mitte 2020. Solche Volatilitäten sind noch nie dagewesen. Die historischen Höchstwerte im Terminmarkt zeigten sich im Sommer 2008, als die Ölpreise ebenfalls historische Rekordwerte erzielten, sieben- bis achtmal geringer als im Spätsommer 2022. Tagespreise sind seit den vorletztjährigen historischen Tiefstwerten gar teilweise um mehr als das Hundertfache gestiegen und erreichten ebenfalls neue Höchstwerte. Eine hohe Marktunsicherheit ist auch Anfang 2023 erkennbar. In den letzten Wochen sind die Preise aber auf hohem Niveau stark gesunken.

In der untenstehenden Grafik ist der LW (Liechtenstein Wärme) -Erdgaspreis bzw. Endkunden- preis ersichtlich. Dieser konnte sich über die Jahre bis und mit September 2021 im gelben Band halten. Zwischen Anfang Mai 2021 und Mitte Oktober 2022 waren die LW-Erdgaspreise günstiger als die Erdgasspotpreise bzw. die tagesaktuellen kurzfristigen Preise an der Börse. Da die Gasbeschaffung für die Kundinnen und Kunden zeitlich gestaffelt vorgenommen wird, ist Liechtenstein Wärme von dieser Markt- und Preisentwicklung nicht sofort betroffen gewesen, sondern erst verzögert, dafür aber bis jetzt anhaltend. Der in diesem Ausmass wohl von niemandem prognostizierte, immense Preisanstieg machte verschiedene Preiskorrekturen im Jahr 2022, aber auch per Januar 2023 unumgänglich. Aufgrund der partiell im Voraus getätigten Beschaffung und der bewusst gewählten kurzfristigen Kostenübernahme hat Liechtenstein Wärme lediglich einen Teil des markanten Preisanstiegs weiterbelastet und hat bewusst einen Verlust im Gashandel in Kauf genommen.

Die zweite Grafik zeigt einen transparenten Preisvergleich zwischen dem LW-Erdgaspreis zum Schweizer Erdgaspreis-Durchschnitt einerseits sowie zum Heizölpreis-Durchschnitt anderseits. Dabei ist im Sinne eines Benchmarks ersichtlich, dass der LW-Erdgaspreis über die letzten Jahre bis zum September 2021 ständig günstiger war als der durchschnittliche Schweizer Erdgaspreis. Ab Oktober 2021 wechselten sich die Positionen dieser beiden Trends mehrmalig ab. Über das Jahr 2022 ist ähnlich zu den Handelspreisen ein fortlaufender Anstieg des Preisniveaus erkennbar. Trotzdem bleibt der LW-Erdgaspreis im Benchmark zu Schweizer Energieversorgern weiterhin wettbewerbsfähig.

Unternehmensvision
An der Umsetzung der aus der Energiestrategie 2030 abgeleiteten Unternehmensvision wird konsequent und mit hoher Priorität gearbeitet.

Im Sinne der Relevanz und ungebrochenen Aktualität werden hiermit unsere aus der Energie- strategie 2030 abgeleiteten Zielsetzungen in Richtung CO2-Reduktion festgehalten:
→ Nah- und Fernwärme werden weiter forciert.
→ Liechtenstein Wärme will ihre Nah- und Fernwärme bis 2030 zu 90 Prozent CO2-neutral be- treiben.
→ Bis 2050 sollen die Nah- und Fernwärme zu 100 Prozent CO2-neutral sein.
→ Bis 2050 soll das Gasnetz zu 100 Prozent CO2-neutral sein.
→ Liechtenstein Wärme will ihr Gasnetz bis 2030 zu 30 Prozent ökologisieren (Biogas, syntheti- sche Gase, Wasserstoff).
→ Die wirtschaftliche Produktion von Biogas, synthetischen Gasen und allenfalls Wasserstoff soll forciert werden.

Wie in der Vergangenheit bereits mehrfach betont, entwickelt sich das Wachstum der Nah- und Fernwärme entsprechend unseren Erwartungen. Liechtenstein Wärme setzt mit ihren Wärme- und Kälte-Projekten einen sehr bedeutenden Aspekt der liechtensteinischen Energiestrategie 2030 nachhaltig um. Dies mit den Schwerpunkten der Reduktion von Treibhausgasen, der Steigerung der Energieeffizienz und der Forcierung erneuerbarer Energien. Die angestrebte Dekarbonisierung und Ökologisierung des Gasnetzes ist wesentlich anspruchsvoller – insbesondere bei einer inländischen Umsetzung.

Ausblick 2023
Das Geschäftsjahr 2023 steht weiter und nochmals akzentuierter im Zeichen des Transformationsprozesses vom reinen Gasversorger zum allgemeinen Wärmedienstleistungsunternehmen. Die Ökologisierung der Gas- und Wärmeversorgung steht dabei auch künftig im Fokus, wofür verschiedenste Investitionen in Höhe von 17 Millionen Franken geplant sind. 94 Prozent davon werden voraussichtlich in den weiteren Ausbau der Nah- und Fernwärme fliessen. Dabei ist im Besonderen die Fernwärme- und Kälteversorgung Vaduz als wichtigster Meilenstein und strahlendes Leuchtturmprojekt hervorzuheben. Vermutlich bleibt die geopolitische Lage leider auch über den Winter 2023/24 angespannt, weshalb Liechtenstein Wärme es als essenziell wichtig erachtet, den operativen Gasspeicher im Raum Salzburg als Sicherheit zu halten.

Liechtenstein Wärme wird die Energielandschaft Liechtensteins auch über die nächsten Jahre proaktiv mitprägen, um so nachhaltige Fortschritte in der Umsetzung der Energiestrategie 2030 und der Energievision 2050 zu ermöglichen. Damit die Aussenwahrnehmung des Unternehmens seinen derzeitigen Aufgaben und Werten besser entspricht, wurde im Jahr 2022 eine Markenänderung zu «LIECHTENSTEIN WÄRME» umgesetzt. Hierbei stehen die regionale Verankerung und die Nachhaltigkeit klar im Fokus. Die Änderung des Firmennamens wird für das Jahr 2023 angestrebt.

Gaspreis-Anpassung per 1. April 2023
Aufgrund der zeitlich gestaffelt vorgenommenen Beschaffung kann Liechtenstein Wärme ledig- lich einen Teil des Preisabfalls an der Energiebörse weitergeben. Dies bedeutet, dass per 1. April 2023 eine Preissenkung auf Erdgas und Biogas von 1,1 Rappen pro Kilowattstunde vorgenommen werden kann. Die Preise von Liechtenstein Wärme sind im Benchmark zu Schweizer Energieversorgern weiterhin wettbewerbsfähig. Die Lage wurde und wird weiterhin sorgfältig beobachtet. Infolge der derzeitigen unvorhersehbaren Marktentwicklungen und Volatilitäten sind kaum fundierte Prognosen in dieser Thematik möglich.

Kennzahlen
Kennzahlen sind dem Geschäftsbericht 2022 auf den Seiten 10 und 13 zu entnehmen.

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