Vereinshaus und Kleinkinderschule – Neubauten und Umbauten seit 1912
Das alte Jugendheim – auch Jugendhaus, Vereinshaus, oder Kinderheim genannt – ist im Lauf des Jahres 1912 erbaut und am 1. Dezember 1912, also fast auf den Tag genau vor 110 Jahren, feierlich eingeweiht worden. Noch heute verbinden viele Generationen zum Teil nostalgische Erinnerungen mit dem Kinderheim. Es war das erste seiner Art in Mauren und das Gebäude gehörte damals zu den «Grossbauten» im Lande.
Es stand mehr als ein halbes Jahrhundert im Weiherring und bot für praktisch alle damaligen Vereine in Mauren eine Heimstatt. Seit Bestehen war auch ein Kindergarten in diesem Gebäude integriert.
Die Gemeinde Mauren war arm, und so musste das erste Kinderheim im Dorf im Frondienst der Bevölkerung gebaut werden, wobei der Jünglingsverein die meiste Arbeit verrichtete. Leider reichte das Geld nicht mehr für die Verputzarbeiten, welche erst im Jahr 1916 realisiert werden konnten. In der Gemeinde wurde auf Initiative des damaligen Kaplans Leonhard Hollweck zum Ankauf des Grundstücks und zur Realisierung und Fertigstellung des Gebäudes eine Geldsammlung durchgeführt, die 14‘463 Kronen und 88 Heller einbrachte. S.D. Fürst Johann II., genannt der Gute, steuerte grosszügig weitere 7000 Kronen bei.
Unter der Regie von Baumeister Albert Matt (Dele-Albert) entstand innerhalb eines Jahres ein markantes Gebäude im Weiherring, direkt gegenüber der Schlosserei Matt (heute Creasoft AG, Informatik AG des Stefan Matt). Im Jahr 1968 wurde das Gebäude abgebrochen und an gleicher Stelle ein neues und den Bedürfnissen angepasstes Objekt mit integriertem Kindergarten errichtet. Im Erdgeschoss befindet sich ein Probelokal für den Musikverein Konkordia Mauren. Planender Architekt war Hans Jäger aus Mauren.
Kaplan Hollweck treibende Kraft
Dass Mauren überhaupt ein Jugendhaus bekommen hat, ist dem umsichtigen, 33-jährigen Kaplan Leonhard Hollweck (1878–1959) zu verdanken. Von ihm werden nur noch die älteren Einwohner von Mauren gehört haben. Er kam aus Laber ins Bayern nach Mauren, um dort 1911 die Stelle als Kaplan anzutreten. Schnell hatte er die Herzen der Jugendlichen für sich gewonnen, denn im Bauerndorf Mauren gab es damals nur wenig Abwechslung. Selbstverständlich waren es auch die Jugendlichen selbst, die den Kaplan drängten und um ein eigenes Jugendhaus baten. Die Gemeindevertretung stand diesem Ansinnen – nach längerer Überredung durch Kaplan Hollweck – positiv gegenüber. Das Erstaunliche: Innerhalb eines Jahres stand der Rohbau im Weiherring, direkt unterhalb der Maurer Pfarrkirche.
Kaplan Hollweck wird als aufgeschlossener Zeitgenosse geschildert, der dem damaligen kleinbürgerlichen Zeitgeist eher ablehnend gegenüberstand. Zusammen mit der Maurer Jugend baute er in Frondiensten das Vereinshaus/Jugendhaus. Das Grundstück, auf dem es realisiert worden war, gehörte Franz Josef Kaiser aus der Linie der «Peter Kaiser». Der Kaplan kam per Kaufvertrag vom 21. März 1912 in den Besitz des Grundstückes, Kat. Nr.181/V.
Mithilfe der Maurer Jugendlichen, insbesondere aber durch die grosse Unterstützung des neugegründeten Jünglingsvereins, der 53 junge Männer vereinigte, entstand in der Rekordzeit von nur einem knappen Jahr ein grosszügig konzipiertes Gebäude. Die Pläne erstelle das Baugeschäft Gebr. Hilti mit Sitz in Schaan und Feldkirch. Kaplan Holweck schenkte das Grundstück samt dem darauf erstellten Jugendhaus der Gemeinde, die das grosszügig konzipierte Gebäude am 20. Dezember des Jahres 1912 offiziell in Besitz nehmen konnte. Es war für damalige Verhältnisse ein Prachtbau, allerdings unverputzt, weil das nötige Geld fehlte.
Stuckaturarbeiten von Josef Malin
Die Bilder, die Stuckateur Josef Malin, der Vater des späteren Regierungsrates und weit über die Grenzen hinaus bekannten Künstlers Dr. Georg Malin, angefertigt hatte, zeigen, mit welcher Liebe zum Detail er am Werk war. Die Fassaden zur Strassenseite hin gestaltete er in den 1930er-Jahren in Zusammenarbeit mit den damals berühmten Stuckateuren, den Gebr. Bechtold aus Feldkirch, mit einer Nische, in welcher der Hl. Josef mit dem Jesusknaben dargestellt war. Die Wappen der Herrschaft Schellenberg und der Grafschaft Vaduz brachte Malin an der Nordostfassade zum «Jäger-Seppli-Huus» (heute «Strumpf-Oehri-Huus» und Elternhaus der Strumpf-Oehri-Buben) hin an. In Richtung des Anwesens von August Marock (heute Mattle-Überbauung) platzierte Josef Malin die Stuckatur eines herausragenden Engelkopfs mit zwei auf beide Seiten auswerfenden Schärpen. Beachtenswert war zudem die Deckenverzierung im Theatersaal des Jugendhauses. Auch dieses Werk fiel später der Spitzhacke zum Opfer. Die Einweihungsfeier des im Rohbau gefertigten Jugendheimes fand am Sonntag, 1.Dezember 1912, mit einer Theateraufführung statt.
Kaplan Hollweck blieb nur zwei Jahre als Kaplan in Mauren, von 1911 bis 1913. Am 23. Januar 1913 wurde der beliebte Geistliche im Beisein von halb Mauren im Restaurant Rössle (heutiges Kulturhaus) in einer grossartigen Feier verabschiedet. Tags darauf fuhr der scheidende Priester mit einem Fuhrwerk bis Schaanwald und reiste mit dem 5 Uhr-Zug von dort ab. Bis Buchs hätten ihn der Ortspfarrer Gustav Burgmayer, eine Abordnung der Gemeindevertretung, der Landtagsabgeordnete Kaiser, ein Mitglied des Lehrkörpers und der Präfekt des Jünglingsvereins begleitet. Mit dabei auch die Schulkinder von Schaanwald, die bewegt Abschied nahmen von ihrem Katecheten. Kaplan Hollweck und hinterliess trotz seines kurzen Wirkens in Mauren tiefen grosse Spuren, um fortan in Vals (GR) als Pfarrer zu wirken. Dort blieb er bis 1931. Von 1931 bis 1948 wurde Holweck Pfarrer in der Gemeinde Balzers, die ihm das Ehrenbürgerrecht verlieh. 1959 starb Pfarrer Leonhard Hollweck im Alter von 81 Jahren.
Das Theaterleben in Mauren/Schaanwald
In der Gemeinde Mauren wurde schon Ende des 19.Jahrhunderts Theater gespielt, wie Recherchen des Triesner Historikers Fabian Frommelt ergeben haben. So kann man die Anfänge des Theaterlebens in Mauren-Schaanwald auf das Jahr 1897 festlegen. Fabian Frommelt zeigt anhand eines Inserats im «Volksblatt» auf, dass am 10. Januar 1897, abends um halb acht Uhr, die Theatergesellschaft Mauren in der alten Mühle in Schaanwald das Stück «Die heilige Philomena», ein christliches Schauspiel in drei Akten von Dr. Julius Gapp, Pfarrer, aufgeführt hat. Ob die Theatergesellschaft schon damals als eigener Verein geführt wurde, ist nicht zu eruieren. Im Landesarchiv findet sich ein Brief der Theatergesellschaft an die Regierung vom 19. Februar 1905 , der besagt, dass die «Theatergesellschaft von Mauren aus hiesigen Mitgliedern des dortigen Kirchenchors und der Musikgesellschaft Konkordia besteht». Es ist sicher anzunehmen, dass diese Theatergruppe als Vorläufer der Theaterszene von Mauren betrachtet werden kann. Als nächstes übernahmen der Jünglingsverein und später Vereine und Gruppen die Rolle des Theaterspielens.
Das Theaterspielen in Mauren war von 1912 bis in die 40er-Jahre Sache des Jünglingsvereins. Doch nicht nur in Mauren, in den meisten Gemeinden rheinauf- und rheinabwärts war das Theaterspielen die Hauptaufgabe der jeweiligen Jünglingsvereine. In Schaan zum Beispiel entstand ebenfalls ein Vereinshaus an der Stelle des heutigen TAK. Auch der erste Stock des Jugend- und Vereinshauses in Mauren wurde schon in der Planung mit Bühne und Bühnenaufgang als Theatersaal konzipiert. Gleich nach der Gründung des Vereins wurde mit dem Proben zum ersten Theaterstück begonnen, das jedoch, weil das Vereinshaus noch nicht fertiggestellt war, im Gasthaus Hirschen aufgeführt werden musste.
Als erstes Theaterstück im Festsaal des Jugendheims führte der Jünglingsverein Mauren im Januar und Februar 1913 «Die beiden Brüder oder Venezianische Rache» auf. Es spielten die Laienschauspier: Aurel Matt, Rudolf Oehry, Johann Matt, Philipp Kieber, Martin Alber (hintere Reihe von links) Gustav Marxer, Rupert Ritter, Alois Mayer, David Mayer (mittlere Reihe von links) Emil Batliner, Ambros Kaiser, David Matt, Theodor Schädler, Georg Kaiser (vordere Reihe von links). Pro Jahr wurden in der Regel zwei Stücke aufgeführt, eins zu Ostern und eins im Herbst. Es kam aber vor, dass es auch vier Aufführungen in einem Jahr gegeben hat.
Turnen wurde in Mauren grossgeschrieben
Das Säli war der obere Stock des Jugendhauses, ein Saal mit Bühne und Bühnenvorhang. Lange Zeit war dies der grösste Veranstaltungsraum in der Gemeinde. Direkt von der Bühne führte eine Treppe in das Erdgeschoss, wo damals der Jünglingsverein aktiv war.
Es gab in Mauren nacheinander zwei Turngruppen. In der ersten, die bald nach der Einweihung des Hauses im Jahre 1912 tätig gewesen sein muss, amtierte ein gewisser Engelbert Schädler als Vorturner. Er war österreichischer Staatsbürger und arbeitete bei David Meier, dem späteren Vorsteher, als Knecht.
Die spätere Turnergruppe hatte Ferdinand Alber zum Vorturner. Dieser war Metzgergeselle bei der Metzgerei Adelbert Gstöhl, später Metzgerei Kaufmann, dann Metzgerei Hersche im Weiherring. Das den Turnern zur Verfügung stehende Gerät bestand aus einem freistehenden Reck, einem Barren, einem Pferd und aus 40-Kilo-Hanteln. Bekannte Turner waren Edwin Meier (s’Schmeds), Quido Marxer (Hirschwürtle) und Emil Marxer (Dökterle), der als der beste Turner galt.