Kommen Strom-Engpässe auf Liechtenstein zu?

Heute: Informationsveranstaltung zur Stromversorgungs-Sicherheit in Liechtenstein im Schaaner SAL

 

Das Amt für Bevölkerungsschutz und die Liechtensteinischen Kraftwerke (LKW) luden die Bevölkerung am Abend des 4. Juli 2022 zur Informationsveranstaltung« Stromversorgungssicherheit in Liechtenstein» in den SAL in Schaan ein. In der Informationsveranstaltung wurde über die geplante Übung des Landesführungsstabs zu einer Strommangellage informiert und die Stromversorgungssicherheit in Liechtenstein beleuchtet.

Steigende Strompreise und Meldungen über mögliche Energieengpässe schaffen Unsicherheiten und aufgrund der geopolitischen Lage sind auch Prognosen zurzeit schwierig. Fragen rund um das Thema Versorgungssicherheit und welche Auswirkungen Lieferengpässe in Europa auf Liechtenstein haben, häufen sich, sowohl in den Medien als auch in der Bevölkerung. Die Informationsveranstaltung klärte die wichtigsten Fragen und bot der interessierten Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich aktiv mit der Stromversorgung in Liechtenstein auseinanderzusetzen.

Netzanbindung an die Schweiz ist zentral

Das zentraleuropäische Netz zählt zu den zuverlässigsten Verbundsystemen der Welt. Die Schweiz ist aufgrund ihrer Lage im Zentrum Europas stark eingebunden, so läuft 10 Prozent des gesamten europäischen Stromaustauschs über die Schweiz. Das zeigt, wie wichtig unser Nachbar für den europäischen Stromverbund ist. Die Schweiz hat 41 grenzüberschreitende Leitungen mit ca. 25 Gigawatt Kapazität. Mit der Anbindung an die Schweiz und zu einem kleineren Teil an Österreich ist Liechtenstein in ein hochverfügbares System eingebunden. Die Ausfallsicherheit des Verteilnetzes in Liechtenstein ist mit 2 bis 5 Minuten deutlich besser als in den umliegenden Ländern und steht damit weltweit an absoluter Spitze. Mit vier Netzanbindungen an die Schweiz ist in Liechtenstein auch die Redundanz gewährleistet, sollte es zum Ausfall einer Leitung kommen.

Stabile Stromversorgung in Liechtenstein

Aktuell ist die Stromversorgung in Europa und Liechtenstein gewährleistet. Aufgrund der Entwicklungen im Ukraine-Krieg ist die Situation auf den europäischen Energiemärkten jedoch angespannt, was sich in erhöhten Energiepreisen niederschlägt. Die LKW haben diese Preiserhöhungen bislang nicht an die Liechtensteiner Privathaushalte und Sondervertragskunden weiterverrechnet. Eine Gasknappheit und der gleichzeitige Ausfall von relevanten europäischen Kernkraftwerken würden die Situation im kommenden Winter auch in Bezug auf die Stromversorgung verschärfen. Der Umstieg auf erneuerbare Energien ist wichtig und muss beschleunigt werden, wird aber dieses Problem kurzfristig nicht lösen können. Die LKW bereiten sich daher in enger Abstimmung mit der Regierung und der Organisation für Stromversorgung in ausserordentlichen Lagen (OSTRAL) auf mögliche Notfallszenarien vor. Dabei kommt auch der Bevölkerung und den Unternehmen eine wichtige Rolle zu, wenn es darum geht, den Energieverbrauch in Liechtenstein zu reduzieren.

Stabsübung zur Strommangellage

Ein Ausfall der Stromversorgung wurde bereits 2012 in der Gefährdungsanalyse des Amtes für Bevölkerungsschutz als relevantes Risiko erkannt. Aufgrund zunehmender Cyber-Attacken hat sich dieses Risiko in den letzten Jahren erhöht und durch die aktuelle geopolitische Lage akzentuiert. Voraussetzung für eine erfolgreiche Ereignisbewältigung ist ein funktionierendes Zusammenwirken der Krisenstäbe. Die Regierung hat daher bereits im Jahr 2020 das Amt für Bevölkerungsschutz beauftragt, gemeinsam mit den LKW und den Krisenstäben von Land und Gemeinden eine Stabsübung zur Strommangellage durchzuführen. Aufgrund der Covid-19-Pandemie wurde die Übung im letzten Jahr nicht durchgeführt. Die zweitägige Stabsübung findet nun am 25./26. Oktober 2022 statt.