Vaduz (ots) – Die Regierung hat am Samstag, 25. Juni den Bericht und Antrag betreffend die Gewährung eines zinslosen Darlehens und eines Nachtragskredits für die Liechtensteinische Gasversorgung (LGV) zur Schaffung einer strategischen Gasreserve genehmigt. Damit kann die LGV als Netzbetreiberin eine strategische Gasreserve für zwei Wintermonate bilden. Im vergleichbaren Umfang werden auch die Schweiz und Österreich Erdgas bevorraten. Die strategische Gasreserve soll bis zum 1. November 2022 aufgebaut werden. Im Falle einer schweren Mangellage wird die Regierung Erdgas aus der strategischen Gasreserve freigeben. Der Bericht und Antrag soll aufgrund der Dringlichkeit bereits am Sonderlandtag vom 29. Juni behandelt werden.
Die jüngsten Entwicklungen im Ukraine-Krieg offenbaren die grosse Abhängigkeit Europas von russischer Energie. Die Versorgungssicherheit ist derzeit sichergestellt aber angespannt. Entsprechend haben verschiedene europäische Länder Notfallpläne zur Bewältigung der „Gaskrise“ aktiviert. Entsprechend bereitet sich auch Liechtenstein auf eine mögliche Energiemangellage vor.
Mit einem Anteil von 20% des Gesamtenergieverbrauchs ist das Erdgas eine wichtige Energiequelle im liechtensteinischen Energiemix, vor allem für das Beheizen von Gebäuden und für industrielle Prozesse. Rund 40% des in Liechtenstein verbrauchten Erdgases kommt via Deutschland und Österreich aus Russland. Entsprechend werden auch in Liechtenstein Vorkehrungen getroffen, damit im kommenden Winter genügend Gas zur Verfügung steht.
Die Liechtensteinische Gasversorgung soll als Netzbetreiberin verpflichtet werden, für das Marktgebiet Liechtenstein eine strategische Gasreserve für zwei Wintermonate (80 Gigawattstunden, GWh) zu bilden. Hierzu sollen während der nächsten Wochen und Monate im Ausland zur Verfügung stehende Gasspeicher (in Österreich oder in Deutschland) für die liechtensteinische Versorgung reserviert und gefüllt werden. Angesichts der aktuellen Preisentwicklungen auf dem Gasmarkt entsteht dadurch für die LGV ein zusätzlicher Finanzbedarf von bis zu 15 Mio.
Franken. Die hierfür erforderlichen Mittel werden durch das Land in Form eines zinslosen Darlehens an die LGV bereitgestellt.
Das Land übernimmt die wirtschaftlichen Risiken, sollte die strategische Gasreserve bei Auflösung unter Einstandspreisen verkauft werden müssen.
Ebenfalls gehen die Betriebs- und Verwaltungskosten zu Lasten des Landes. D.h.
die Kosten für die Schaffung der strategischen Gasreserve werden nicht auf die Privathaushalte oder Unternehmen über die Netzbenutzungsgebühren überwälzt.
Die strategische Gasreserve soll bis zum 1. November 2022 aufgebaut werden und bis zum 1. April 2025, d.h. für drei Heizperioden, verfügbar bleiben. Im Falle einer schweren Mangellage wird die Regierung Erdgas aus der strategischen Gasreserve freigeben. Unabhängig davon, kann aber nicht garantiert werden, dass im schlimmsten Fall ausreichend Gas zur Verfügung stehen wird, um eine Rationierung zu vermeiden. Daher ist es auch wichtig, den Energieverbrauch zu reduzieren und den Umstieg auf erneuerbare Energieträger respektive Fernwärme zu beschleunigen.
Der Bericht und Antrag soll bereits am Sonderlandtag am Mittwoch, 29. Juni 2022 vom Landtag behandelt werden.