Der Ausschuss für Finanzmarktstabilität (AFMS) hat in seiner 11. Sitzung am Montag, 13. Dezember 2021 die aktuelle konjunkturelle Lage erörtert und die relevanten Finanzstabilitätsrisiken – sowohl im Inland als auch auf internationaler Ebene – diskutiert.
Die globale realwirtschaftliche Entwicklung wird derzeit insbesondere aufgrund erneut steigender COVID-19 Infektionszahlen mit Sorge beobachtet, zudem sind die Finanzmarktrisiken vor dem Hintergrund hoher Bewertungen an Aktien- und Anleihenmärkten, aber nachlassendem Wachstum und anhaltendem Inflationsdruck in den letzten Monaten weiter angestiegen. Der inländische Bankensektor ist bisher gut durch die COVID-19 Krise gekommen und weist ausgezeichnete Kapital- und Liquiditätsindikatoren auf. Die Finanzstabilitätsrisken in Liechtenstein werden daher weiterhin als relativ gering beurteilt. Gleichzeitig ist die Pandemie aber mit erhöhten längerfristigen Risiken verbunden, wie dies auch im kürzlich publizierten Finanzmarktstabilitätsbericht der FMA aufgezeigt wurde.
Ausblick auf 2022
Die hohe Verschuldung der privaten Haushalte stellt ein systemisches Risiko dar und wird den AFMS auch 2022 beschäftigen. Die Verwundbarkeiten im Immobilen- und Hypothekarmarkt werden kurzfristig nicht als akut bewertet, jedoch ist zu diskutieren, ob und welche Massnahmen notwendig sind, um die Risiken mittelfristig adressieren zu können. Dazu wird der Dialog mit der Praxis, insbesondere den Banken, weitergeführt. Währenddessen wurde der antizyklische Kapitalpuffer unverändert bei einer Quote von 0% des Gesamtrisikobetrags belassen, da derzeit kein exzessives Kreditwachstum in Liechtenstein zu beobachten ist.
Physische Risiken und Übergangsrisiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel werden bei der Bewertung der Finanzstabilität sowohl für den Banken- als auch für den Nichtbankensektor zunehmend an Bedeutung gewinnen. Entsprechende Massnahmen in diese Richtung sind auch vor dem Hintergrund des Niedrigzinsumfelds und dem damit verbundenen Druck auf die Profitabilität besonders wichtig. Zudem stellen Cyberangriffe ein zunehmendes systemisches Risiko für den Finanzsektor dar, da diese zu weitreichenden Betriebsunterbrechen führen können und damit das Potenzial haben, kritische Finanzdienstleistungen zu stören. Beide Dimensionen rückten in den letzten Monaten auch auf europäischer Ebene vermehrt in den Fokus, wobei in diesem Zusammenhang auch die systemische Komponente im Kontext der Gewährleistung der Finanzstabilität adäquat berücksichtigt werden muss. Der AFMS wird die Entwicklungen auf europäischer Ebene weiterhin aufmerksam verfolgen und gegebenenfalls Massnahmen für den liechtensteinisches Finanzsektor vorschlagen.
Informationen zum AFMS
Der Ausschuss für Finanzmarktstabilität ist das zentrale Gremium der makroprudenziellen Aufsicht in Liechtenstein. Seine Aufgabe besteht darin, den identifizierten Systemrisiken mit effizienten makroprudenziellen Instrumenten, Empfehlungen und Risikohinweisen entgegenzuwirken, um die Finanzmarktstabilität in Liechtenstein zu stärken. Die Mitglieder des AFMS werden von der FMA sowie dem Ministerium für Präsidiales und Finanzen in den Ausschuss entsendet.