Liechtensteiner «Forstwirtschaft» auf dem Holzweg

Dr. Felix Näscher, Dipl. Forstingenieur ETH und ehemaliger Leiter des Forstamts, hat im März 2021 eine Stellungnahme zur Entwicklung der Forstwirtschaft auf Basis des Landeswaldinventars 2010 publiziert.

Die Liechtensteiner Jägerschaft hat seine umfassende Arbeit mit dem Titel ‘Liechtensteiner «Forstwirtschaft» auf dem Holzweg’ auf die Kernbotschaften reduziert und die wichtigsten Aussagen zusammengefasst. Ziel ist es, den Entscheidungsträgern und weiteren interessierten Kreisen in unserem Land eine differenzierte Sichtweise zu bestehenden Meinungen darzulegen und für einen Wald mit Wild einzutreten.

Kern-Botschaften: Konzentrat aus der Expertise von Dr. Dipl. Ing. ETH Felix Näscher
Die Schutzwälder sind weitestgehend intakt! (ab Seite 27)
Die Naturverjüngung funktioniert auf 90% der Flächen! (ab Seite 13)
Der Liechtensteiner Wald wird seit Jahren massiv übernutzt! (ab Seite 18)
Die Nachhaltigkeit der Forstwirtschaft ist nicht belegt! (ab Seite 32)
Die Forstwirtschaft verstösst gegen das Waldgesetz! (ab Seite 4)
Die Aussage „Massive Schäden durch Hirsch, Reh und Gämse“ entbehrt jeder sachlichen Grundlage! (ab Seite 27)

Umsetzung der Erkenntnisse fehlt

  • Die im Waldgesetz geforderte Umsetzung der Erkenntnisse des Landeswaldinventars 2010 fehlt.

Nachhaltigkeit

  • Die heute praktizierte Forstwirtschaft führt (planlos, führungslos, ohne konkreten Leistungsauftrag und Erfolgskontrolle) mit kurzsichtigem Raubbau zum langfristigen Kahlschlag der Nachhaltigkeit.

Von der Forstwirtschaft zur Waldwirtschaft

  • Die aktuell praktizierte Forstwirtschaft orientiert sich am waldbaulichen Denken der 1950er- und 1960er-Jahre.
  • Es braucht eine Abkehr von dieser Forstwirtschaft hin zur Waldwirtschaft im Sinne des Waldgesetzes.
  • Von einer Forstwirtschaft, der fast alles untergeordnet wird, ist im Waldgesetz keine Rede.

Übernutzung der Wälder

  • Die Holznutzung im Liechtensteiner Wald erweist sich als grobschlächtiger Raubbau.
  • Die ausufernden Waldplünderungen nagen an den Lebensräumen von wildwachsenden Pflanzen und wildlebenden Tierarten.
  • Fatal wirkt sich die Übernutzung im Bergwald aus und in gut erschlossenen Wäldern entlang von Wald- und Alpstrassen aus. Durch schweren Forstmaschinen werden Bodenqualität, bodennahe Flora und Fauna sowie die Wasserspeicherfunktion des Waldes geschädigt.
  • Der Holznutzungswahn, der von einer «Waldpflege-Mentalität» regiert wird, lässt keinen Platz mehr für Borkenkäfer und Eschenwelke.
  • Die finanzielle Förderung von Holzheizkraftwerken ist ein Irrweg.
  • Die Übernutzung ist zu einem guten Teil einer personell, finanziell und organisatorisch weit über dotierten Ausstattung der Forstwirtschaft zuzuschreiben.

Sofortmassnahmen

  • Felix Näscher fordert Sofortmassnahmen:
    • Der Grundsatz der Nachhaltigkeit ist konsequent sicherzustellen.
    • Die fachlich-technischen Führungsfunktion des AU gegenüber den Forstbetrieben ist wahrzunehmen.
    • Der jährliche Hiebsatz (Bäume fällen) ist drastisch zu beschränken.
    • Eingriffe sind objektiv zu überprüfen. Es braucht eine Abkehr von dieser Forstwirtschaft hin zur Waldwirtschaft im Sinne des Waldgesetzes.
    • Die Handlungsspielräume im Wald sind klar zu definieren.
    • Leistungsbezogene Abgeltungsforderungen verlangen nach einer Vor- und Nachkalkulation.
    • Es ist ein Subventions-Moratorium zu erlassen bis zur Verabschiedung verbindlicher, waldbaulicher Planungsinstrumente. Solche sind zu erarbeiten.
    • Es ist ein Verbot für Holznutzungsaktivitäten in den Bergwäldern zu erlassen.
    • Es ist ein Verbot für Holznutzungsaktivitäten zwecks Energieholz-gewinnung für Heizkraftwerke zu erlassen.
    • Es sind verlässliche Flächendaten zu wesentlichen Merkmalen des Waldes zu erarbeiten.
    • Die personelle, finanzielle und organisatorische Ressourcenausstattung ist auf allen Ebenen zu überdenken.