Die Kosten in der Obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) sind im Jahr 2020 gemäss den vorläufigen Zahlen um +1.3% und damit wiederum unterdurchschnittlich gestiegen. Mit den Vorjahren ist dieses Leistungsjahr aufgrund der Corona Pandemie aber kaum vergleichbar.
Während die kurzzeitige Einschränkung der Behandlungen im Gesundheitswesen im Frühling 2020 sich kostensenkend auswirkte, stiegen die Kosten aufgrund der Diagnostik (Labor) sowie die Behandlung der COVID –Patienten an.
Trotz der erfreulichen Kostenentwicklung in den vergangenen Jahren, ist der Kampf gegen steigende Gesundheitskosten gemäss Umfragen des Liechtenstein Instituts für die Bevölkerung im Fürstentum Liechtenstein die grösste und wichtigste Herausforderung der Politik. Demensprechend wird auch die neue Regierung stark gefordert sein, Massnahmen zu ergreifen eine qualitativ hochwertige Versorgung zu bezahlbaren Prämien sicherzustellen.
Kosten sinken im Bereich Ärzte, Chiropraktoren, Physiotherapie und ambulante Spitalbehandlung
Im Bereich der Arztpraxen, Chiropraktoren und Physiotherapeuten wie auch bei ambulanten Spitalbehandlungen sind die Kosten im Jahr 2020 gesunken. Darunter weisen die Chiropraktoren und die Physiotherapeuten sogar deutliche Abnahmen aus (über 10%!). Grund dafür dürften insbesondere die Einschränkungen und die Zurückhaltung der Patientinnen und Patienten bei der Inanspruchnahme von Behandlungen im Zusammenhang mit der Corona Pandemie gewesen sein. Die Spitalambulatorien verzeichnen erstmals seit langer Zeit einen Kostenrückgang. Hierfür dürften die Einschränkungen in der ambulanten Spitalversorgung aufgrund der Corona Pandemie hauptursächlich sein. Der Rückgang betrifft Spezialkliniken wie auch Grundversorger im ähnlichen Rahmen.
Kostensteigerung bei stationären Spitalaufenthalten, Apotheken und Laboratorien
Bei den Apotheken werden vermehrt hochpreisige Medikamente durch diese und dafür weniger von Spitälern oder Ärzten abgegeben. Zudem bietet der derzeitige Arzneimittelbereich wenig Anreize bessere Preise auszuhandeln. Das gesamte System ist extrem reguliert und unflexibel.
Der Anstieg der Laborkosten aufgrund der medizinisch indizierten und von den Krankenversicherern bezahlten COVID-19 Tests liegt auf der Hand und ist nachvollziehbar. Ansonsten werden im Bereich OKP immer noch sehr viele Tests im Bereich Vitamin B12, Vitamin D oder Eisen von Ärztinnen und Ärzten angeordnet.
Im Bereich der stationären Spitäler ergab sich mit +8 % eine sehr starke Kostensteigerung. Während die Kosten in den Akutspitälern der Zentrum- und Grundversorgung sogar leicht gesunken sind, stiegen die Kosten bei den Spezialkliniken, den Rehabilitationseinrichtungen und vor allem in der Psychiatrie. Dieser starke Anstieg in der Psychiatrie fand vorwiegend bei einer psychiatrischen Klinik statt, welche 2019 ihre Tätigkeit in der Region aufgenommen hat. Der Kostenanstieg konnte nicht durch den Kostenrückgang bei den bereits tätigen psychiatrischen Kliniken kompensiert werden. Diese Angebotsausweitung erklärt den Kostenanstieg aber nicht zur Gänze, die Kosten in der psychiatrischen Versorgung steigen schon seit geraumer Zeit an.
Versorgungskonzept im Bereich Psychiatrie dringend notwendig
Bezüglich der Versorgungsfragen und des Kostenanstiegs in der Psychiatrie sieht der LKV schon lange die Notwendigkeit, ein psychiatrisches Versorgungskonzept für das Fürstentum Liechtenstein zu erstellen. Ein entsprechender Antrag wurde bei der Regierung eingereicht. Ein Versorgungskonzept muss die Leistungserbringer innerhalb der Psychiatrie koordinieren, so dass keine Doppelspurigkeiten entstehen und Behandlungsprozesse und –pfade klar sind. So wird sichergestellt, dass Patientinnen und Patienten die für ihr Leiden richtige Behandlung erhalten. Es geht dabei nicht darum, die Anzahl der Leistungserbringer zu vermindern. Ziel ist es, die richtigen Leistungen zum richtigen Zeitpunkt in hoher Qualität für die Patientinnen und Patienten bereit zu stellen. Zusammengefasst würde ein gutes psychiatrisches Versorgungskonzept eine Qualitätssteigerung zugunsten der Patientinnen und Patienten sowie einen effizienten Einsatz der vorhandenen Ressourcen zu Gunsten der Prämienzahlenden bringen.