Das Bildungsministerium lud zur Pressekonferenz „Bildungsstrategie 2025 plus “ und „Bildungsbericht Liechtenstein – Pilotstudie“ ein und präsentierte – in Kooperation mit dem Schulamt, dem Amt für Berufsbildung und Berufsberatung sowie dem Liechtenstein-Institut – einerseits klare Perspektiven, in welche Richtung sich das Bildungswesen entwickeln soll, andererseits einen fundierten Gesamtrückblick zu den vergangenen Jahren im Bildungsbereich.
„Mit der vorliegenden Bildungsstrategie 2025 plus wird ein wichtiger Meilenstein für den liechtensteinischen Bildungsweg gesetzt“, hielt Bildungsministerin Dominique Hasler gleich zu Beginn der Pressekonferenz fest. Die Strategie dient als Orientierungsrahmen für die Weiterentwicklung des Bildungssystems in den kommenden Jahren. Sie definiert die Vision, die Mission und das Bildungsverständnis des liechtensteinischen Bildungswesens und zeigt die strategischen Ziele zu deren Verwirklichung auf.
Der Bildungsstrategie 2025 plus wurde die Vision zugrunde gelegt, dass das Bildungssystem alle Menschen in Liechtenstein bei der Entfaltung ihrer individuellen Potenziale unterstützt und sie dazu befähigt, sich aktiv an einer demokratischen Gesellschaft zu beteiligen. „Die Gesellschaft befindet sich in Zeiten grosser Veränderungen, die sich direkt auf das Bildungssystem auswirken. Mit der vorliegenden Strategie werden wichtige Weichen für ein zukunftsfähiges liechtensteinisches Bildungssystem gestellt“, sagte Bildungsministerin Hasler. Grosser Wert sei bei der Erarbeitung auf einen breiten Miteinbezug der Anspruchsgruppen gelegt worden, die durch die Bildungsstrategie wiederum wichtige Impulse für ihre Arbeit erhielten.
Langfristiges strategisches Denken
Die Mission des Bildungswesens besteht darin, eine nachhaltige und zukunftsgerichtete gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Langfristiges strategisches Denken im Bildungsbereich muss die Megatrends und ihre möglichen künftigen Entwicklungen berücksichtigen. Gemäss Bildungsministerin Hasler gehe man auch in Liechtenstein davon aus, dass sich die folgenden Megatrends auf die Bildung auswirken: „Globale Schwerpunktverlagerung“, „Öffentliche Angelegenheiten: Demokratie und staatsbürgerliches Engagement“, „Sicherheit in einer unsicheren Welt“, „Länger und besser leben“ und „Moderne Lebensformen“.
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung muss sich auch das Bildungssystem anpassen und weiterentwickeln, um die damit verbundenen Chancen zu nutzen und gleichzeitig die Risiken zu minimieren. „Nach dem Blick nach aussen gilt es, auch einen Blick nach innen zu werfen“, sagte Anette Leimbeck vom Schulamt, Projektleiterin Bildungsstrategie2025 plus . Die Infrastruktur des liechtensteinischen Bildungssystems werde derzeit stark ausgebaut. Der im Schuljahr 2019/20 an den Pflichtschulen eingeführte Liechtensteiner Lehrplan (LiLe) verfolge einen ganzheitlichen Ansatz und beschreibe die Lernziele anhand fachlicher und überfachlicher Kompetenzen.
Vorhandene Potenziale weiter nutzen
Projektleiterin Leimbeck hob zudem hervor, dass Liechtenstein im Bereich der Berufsbildung und der tertiären Bildung sowie im Bereich der Forschung sehr eng mit der Schweiz und Österreich zusammenarbeite. Diese Kooperationen und die entsprechende Abstimmung auf die vorgelagerten Bildungsstufen seien für das liechtensteinische Bildungssystem fundamental wichtig. Derzeit unternähmen viele Länder grosse Anstrengungen zum Ausbau der Berufsbildung. Somit sei auch Liechtenstein gefordert, die Berufsbildung weiter zu stärken. Die Evaluationen der internationalen Bildungsprogramme, an denen sich Liechtenstein beteilige, seien durchwegs positiv und sollten daher weitergeführt und intensiviert werden.
Neben dem Blick auf die Stärken wurden an der Pressekonferenz auch Entwicklungspotenziale identifiziert. Potenzial wird in der stetigen Weiterentwicklung der Bildungsqualität im Rahmen eines Qualitätszyklus sowie in der Erweiterung der Gestaltungsspielräume der Bildungsinstitutionen gesehen, damit diese flexibler werden, um die vielfältigen Anforderungen noch besser bewältigen zu können. Weitere Potenziale bestehen im Ausbau der Inklusion, in der Sicherstellung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, im Schaffen von Standards in der frühkindlichen Förderung sowie im Erhalt eines sowohl horizontal wie vertikal optimal durchlässigen Bildungssystems.
Wechselwirkung von Bildungsstrategie und Bildungsbericht
Zur Verwirklichung der Vision, der Mission und des Bildungsverständnisses wurden auch strategische Ziele abgeleitet wie beispielsweise die Weiterentwicklung der Qualität des Bildungswesens, der Gestaltungsspielraum für Bildungsinstitutionen, die Individualisierung von Bildungswegen oder die frühkindliche Förderung. Anhand verschiedener Handlungsfelder wurden Möglichkeiten zur Erreichung der strategischen Ziele aufgezeigt. Die Zielerreichung wird dann in einem Bildungsbericht reflektiert, der erstmals im Jahr 2022 oder 2023 erscheinen und dann alle vier Jahre veröffentlicht wird. Damit stehen der Bildungsbericht und die Bildungsstrategie in einer Wechselwirkung zueinander. Die Zielerreichung wird anhand der Effektivität, der Effizienz und der Equity
(Chancengerechtigkeit) gemessen.
Das Liechtenstein-Institut stellte den Bildungsbericht Liechtenstein – Pilotstudie vor. „Der Bildungsbericht wird möglichst regional und international vergleichend Daten und Informationen aus Statistik, Forschung und Verwaltung zum gesamten Bildungswesen Liechtensteins liefern“, sagte Kristina Budimir, Projektleiterin Bildungsbericht. Er biete erstmals einen gesamtheitlichen Überblick zu den Entwicklungen, die das gegenwärtige Bildungssystem nachhaltig beeinflusst hätten. Christian Frommelt, Direktor des Liechtenstein-Instituts betonte: „Der Bildungsbericht ist aber letztlich mehr als nur ein Rechenschaftsbericht. Seine Wirkungsmöglichkeiten entfaltet er gerade dort, wo er anregt, über künftige Entwicklungen nachzudenken.“
Die im Pilotbericht erfassten Daten reichen bis zur Einführung des LiLe und zeigen evidenzbasiert auf, in welchem Ausmass Bildungsziele gemäss der Bildungsstrategie 2020 erreicht wurden. In dieser fundierten Analyse wurden einerseits die Stärken des Bildungssystems aufgezeigt, andererseits aber auch das Verbesserungspotenzial im Hinblick zu den anvisierten Zielen – sowie im internationalen Vergleich – sichtbar gemacht. „Der Bericht bietet ein sachliches, systematisches und international vergleichendes Bildungscontrolling, auf das in weiteren Bildungsberichten als fundierte Grundlage für das Monitoring unseres Bildungssystems zurückgegriffen wird“, sagte Bildungsministerin Hasler. Nachfolgende Bildungsberichte würden sich in Zukunft schwerpunktmässig jeweils einem bildungsrelevanten Thema widmen.