Jonas Meier (21) aus Mauren ist ein Jugendlicher mit bewundernswert zielstrebigem Elan. Kürzlich konnte er sich mit seinem hervorragenden Lehrabschluss als Physiklaborant FZ mit der Note 5,5 auf Schloss Vaduz ins Goldene Buch eintragen. Seine weiteren Ziele sind die Berufsmatura und später ein Studium in einem naturwissenschaftlichen Fach. Im Gespräch gibt er einen interessanten Einblick, wie er über diverse Themen denkt und welche Ideen er dazu hat.
Wie erlebst du und wie erleben die Jugendlichen im Allgemeinen die Corona-Zeit mit ihren einschneidenden gesellschaftlichen Auswirkungen?
Jonas Meier: Ich vermute, dass praktisch alle Jugendlichen die Schutzmassnahmen als einschneidend für das öffentliche Leben beurteilen. Weil ich selbst kein grosser Partygänger bin, komme ich mit der aktuellen Situation recht gut klar. Natürlich verstehe ich, dass es für manche sehr schwierig ist, da das Angebot für Jugendliche schon vor Corona eher eingeschränkt war. Was ich persönlich sehr schade finde, ist, dass traditionelle Veranstaltungen wie z.B. Jahrmärkte und Oktoberfeste abgesagt werden mussten und so das gesellschaftliche Leben stark eingeschränkt wird.
Können die Wirtschaft und Gesellschaft, sollte sich die Situation verschärfen, wieder solche einschneidende Lockdown-Massnahmen verkraften?
Wie man sieht, tun sich gewisse Branchen jetzt schon sehr schwer. Ein weiterer Lockdown würde in vielen Bereichen verheerenden Schaden anrichten. So haben z.B. die Restaurantschliessungen, die Absagen von Events und der geschwächte Tourismus nicht nur negative Auswirkungen aus wirtschaftlicher, sondern auch gesellschaftlicher Sicht. Aufgrund dieses Zusammenhangs bin ich der Meinung, dass eine starke Verschärfung der Massnahmen beiderseits kaum verkraftbar wäre.
Gerne wird das Lippenkenntnis gegeben, dass die Jugend sowie deren Ausbildung eine unserer wichtigsten Ressourcen ist. Wie wichtig erscheinen dir Auslandaufenthalte für Schülerinnen und Schüler?
Um von einer fremdsprachigen Person verstanden zu werden und sich mit ihr unterhalten zu können, muss man kein Profi in Rechtschreibung und Grammatik sein. Trotzdem finde ich es wichtig, dass man sich in diesem Bereich eine Basis erarbeitet, damit man auch in Situationen, in denen Schreibkompetenz gefragt ist, gerüstet ist. Ich selbst war noch nie an einem Sprachaufenthalt, doch aus meinem Kollegenkreis bekomme ich mit, dass das Bedürfnis besteht. Während eines Sprachaufenthalts profitiert man nicht nur von der sprachlichen Entwicklung, sondern lernt auch andere Kulturen kennen, was für mich im Umgang mit Menschen anderer Herkunft genauso viel bedeutet.
Welchen gesellschaftspolitischen Themen sollte sich die Politik deines Erachtens dringend mehr annehmen? Wo erwartest du mehr Mut von den Volkvertretern?
Durch unseren hohen Lebensstandard und unser «egoistisches Verhalten» belasten wir die Umwelt grundlegend schon in sehr hohem Masse. Aus diesem Grund sollten Umweltsünden dringend vermieden werden. Weil bei uns viel zu wenig gegen Littering vorgegangen wird, sehe ich dies als Angelegenheit unserer Politik. Wie soll Umweltschutz im grossen Stil funktionieren, wenn es schon bei den kleinen Dingen hapert.
Mit 16 darf man bald Auto fahren lernen, in den USA gar früher, in einzelnen Ländern dürfen die Jugendlichen mit 16 an Wahlen teilnehmen: Wie stehst du zu einer Senkung des aktiven Wahlrechts in unserem Land?
Es gibt sicher gute Gründe für und gegen das Wahlrechtsalter 16. Aus meiner eigenen Erfahrung mit Schnupperlehrlingen habe ich das Gefühl, dass sich die wenigsten Jugendlichen in diesem Alter mit weitgreifenden Themen auseinandersetzen. Ihre Denkweise unterscheidet sich entscheidend von der eines Erwachsenen. Als ich 16 Jahre alt war, hätte ich mich niemals als geistig erwachsen eingeschätzt. Viele Jugendliche sehen die Probleme unserer Gesellschaft und bringen auch konkrete Lösungsansätze. Dass die Umsetzung aber auch massgebliche Konsequenzen mit sich zieht und es ohne Kompromisse nicht funktionieren wird, bleibt wahrscheinlich oft zu sehr im Hintergrund.