Der Ausschuss für Finanzmarktstabilität (AFMS) hat in seiner sechsten Sitzung am 28. September 2020 die aktuelle konjunkturelle Lage, die Entwicklungen an den Finanzmärkten und die in Liechtenstein getroffenen Policy-Massnahmen im Lichte der Coronavirus-Krise diskutiert.
Trotz der Finanzmarktturbulenzen zeigte sich der Bankensektor vom globalen Abschwung bisher weitgehend unbeeindruckt und konnte im ersten Halbjahr die Profitabilität weiter steigern. Eine aktuelle Risikoeinschätzung durch die FMA, welche als Vorbereitung für die Publikation des diesjährigen Finanzmarktstabilitätsberichts erarbeitet wurde, zeigt sich ebenfalls zuversichtlich, dass der liechtensteinische Finanzsektor trotz der tiefgreifenden globalen Rezession gut für die kommenden Herausforderungen gerüstet ist. Trotzdem können negative Zweitrundeneffekte auch angesichts der nach wie vor hohen Unsicherheit – sowohl aus gesundheits- als auch aus wirtschaftspolitischer Sicht – in Zukunft nicht ausgeschlossen werden. Der AFMS beobachtet die Situation weiterhin aufmerksam und wird der Regierung stabilisierende Massnahmen vorschlagen, falls dies als notwendig erachtet werden sollte.
Antizyklischer Kapitalpuffer bleibt unverändert
Im Zuge seiner quartalsmässigen Beurteilung hat der AFMS ausserdem empfohlen, die Quote für den Antizyklischen Kapitalpuffer (AZKP) weiterhin bei 0% der risikogewichteten Aktiva zu belassen. Der Hauptindikator der standardisierten Methode, die sogenannte Kreditlücke, hat in Liechtenstein zuletzt zugenommen und drehte damit nach einer Datenrevision in den leicht positiven Bereich. Unter Berücksichtigung der niedrigen Kreditlücke sowie von weiteren relevanten Indikatoren hat der AFMS daher beschlossen, den AZKP unverändert bei 0% zu belassen, da derzeit kein exzessives Kreditwachstum feststellbar ist.
Vertiefte Analyse des Hypothekarmarktes
Basierend auf einer Empfehlung des Finanzmarktstabilitätsberichtes 2019 erarbeitet die FMA derzeit eine vertiefte Analyse zur hohen Verschuldung der privaten Haushalte in Liechtenstein sowie den damit verbundenen Risiken im Immobilien- und Hypothekarmarkt. Die Analyse greift dabei auf neu verfügbare Verschuldungsdaten auf Haushaltsebene zurück. Auf Basis der vorläufigen Ergebnisse der Risikoanalyse wurde im Rahmen des AFMS über mögliche Massnahmen zur Adressierung der aufgezeigten Risiken diskutiert. Der finale Bericht der FMA, der nicht nur eine Risikoeinschätzung zur hohen Verschuldung, sondern auch einen Überblick über die Entwicklungen im liechtensteinischen Immobilien- und Hypothekarmarkt in den letzten Jahren enthält, wird voraussichtlich im ersten Halbjahr 2021 der Öffentlichkeit präsentiert.
Informationen zum AFMS
Der Ausschuss für Finanzmarktstabilität ist das zentrale Gremium der makroprudenziellen Aufsicht in Liechtenstein. Seine Aufgabe besteht darin, den identifizierten Systemrisiken mit effizienten makroprudenziellen Instrumenten, Empfehlungen und Risikohinweisen entgegenzuwirken, um die Finanzmarktstabilität in Liechtenstein zu stärken. Die Mitglieder des AFMS werden von der FMA sowie dem Ministerium für Präsidiales und Finanzen in den Ausschuss entsendet.