Flavio Meyerhans aus Mauren ist 20 Jahre alt, von Beruf Möbelschreiner und in der Jugendszene seit seiner Zeit der Lehrausbildung sehr aktiv. Über vier Jahr war er ab Alter von 15 Präsident der Jugendgruppe Mauren. Im nachstehenden Interview gibt er einen eindrücklichen Einblick in seine Einstellungen und über das, was ihn beschäftigt.
Flavio, wie erlebst du aktuell die einschneidende Corona-Krise, bei der das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben buchstäblich auf den Kopf gestellt wurde?
Flavio Meyerhans: Ich hatte ziemlich Probleme mit dieser plötzlich auftauchenden Corona-Pandemie. Meine Freundin lebt in Österreich und da die Grenzen abrupt geschlossen wurden, haben wir uns rund sechs Wochen lang nicht mehr gesehen. Zudem spürten wir in der kleinen Firma, in der ich arbeitete, die Auswirkungen der Corona-Krise sehr arg und die Arbeitsaufträge gingen stark zurück. Da ich bereits einen Stellenwechsel in Aussicht hatte, hatte ich die Chance, zu meinem früheren Arbeitgeber als Möbelschreiner zu wechseln. Dort habe ich auch gute Perspektiven, mich in die Position des Produktionsleiters einzuarbeiten.
Macht diese Zeit der Jugend Angst oder macht sie sie nachdenklich?
Diese Zeit geht an uns schon nicht spurlos vorbei, sie macht die Jugendlichen eher nachdenklich. Man hat keine Angst, da Covid-19 für junge und gesunde Menschen nicht ernsthaft gefährlich ist, man beginnt jedoch, kleine Sachen viel mehr zu schätzen. Das finde ich sehr positiv und diese Wahrnehmung habe ich bereits von vielen jungen Leuten gehört.
Was meinst du, welche Themenbereiche beschäftigen die Jugend insbesondere, wenn sie an ihre Zukunft denkt?
Es geht um die Themen Vorsorge und Selbständigkeit. Das Bestreben ist vorhanden, finanziell abgesichert zu sein und doch will man die Freizeit und die Freiräume haben, um nicht nur die ganze Lebenszeit in die Arbeit zu stecken. Selbständig Geld zu verdienen und so eine solide Eigenständigkeit zu erreichen, ist schon wichtig.
Die Politik und Gesellschaft steht in diesem Jahr bezüglich der Mobilitätszukunft vor einer wichtigen Weichenstellung. So wird es mit grösster Wahrscheinlichkeit zu einer Abstimmung bezüglich einer künftigen S-Bahn-Liechtenstein kommen? Wie siehst du dieses Thema?
Die jungen Leute haben zu den öffentlichen Verkehrsmitteln ein viel natürlicheres Verhältnis als vielleicht viele ältere Leute, die sich noch sehr ans Auto gebunden fühlen. Eine gut funktionierende S-Bahn kombiniert mit einem dichten Busfahrplan wäre für die Zukunft für unser Land schon sehr wichtig, da der PKW- und LKW-Verkehr immer mehr zunehmen. Der Verkehr erreicht heute schon mit den Staus seine Kapazitätsgrenzen. Wenn heute die Leute noch nicht umsteigen möchten, sollte man diese Chance jedoch für die zukünftige Generation nicht verbauen – das wäre gegenüber der Jugend nicht fair.
Wird in der Bildung für die Schüler und Jugendlichen in Liechtenstein genug getan, um sie für das Berufsleben vorzubereiten?
Ich denke, dass unsere Schule eine gute Grundausbildung bietet, sodass man für eine Lehre oder ein Studium gute Voraussetzungen hat. Was die Sprachen anbelangt, hätte ich in der weiterführenden Schule gerne Spanisch-Unterricht genommen, ein solcher wurde jedoch nicht angeboten.
Welchen anderen Themen sollte sich die Politik deines Erachtens dringend annehmen?
Ich beschäftige mich mit der Politik nicht so sehr, da mich andere Sachen viel mehr ansprechen. Es geht uns in unserem Land ganz gut und ich bin eigentlich sehr zufrieden. Ich denke, dass auf unsere Politiker Verlass ist und sie das schon auf die Reihe bekommen, damit es der Bevölkerung gut geht.
Wie informiert sich die Jugend heutzutage über die Landespolitik und auf welche Kanäle sollten Politiker und Parteien vermehrt setzen, um die jungen Leute zu erreichen?
Ich glaube, dass viele junge Leute gleicher Meinung sind wie ich und sich nicht so sehr für die Politik interessieren. Aber wenn man die jungen Leute erreichen will, dann geht es am besten über die Sozialen Medien.