Ende Juli und Anfang August 2020 hätten die XXXII. Olympischen Sommerspiele in Tokio (Japan) stattfinden sollen. Aufgrund der Corona-Pandemie sind die Spiele exakt um ein Jahr auf 2021 verschoben worden. Die zwei Liechtensteiner Synchronschwimmerinnen (neu nennt sich die Sportart Artistic Swimming) Lara Mechnig und Marluce Schierscher hatten bislang das Ticket für ihre Teilnahme noch nicht im Gepäck und standen
unmittelbar vor dem entscheidenden Wettkampf für die Olympia-Qualifikation, an dem noch drei Startplätze zu holen gewesen wären.
Ursprünglich hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) nach Ausbruch der Corona-Pandemie den Entscheid über die Durchführung der Olympischen Spiele Ende Juli 2020 auf Ende April preisgeben wollen. Aufgrund des Druckes einiger Nationen entschied das IOC jedoch früher. «Aus Gründen der Fairness war es der richtige Schritt, denn es gibt nur wenige Athleten, die momentan trainieren können. Deshalb wären die Spiele in diesem Jahr nicht fair gewesen. Die Gesundheit wäre nicht gewährleistet gewesen, wenn sich derart viele Leute zu einem sportlichen Grossanlass treffen», gibt Lara Mechnig zu bedenken. Sie und Marluce Schierscher haben ihr Trainingspensum in jüngster Zeit etwas heruntergefahren, zumal der Leistungssport eine enorme mentale Belastung sei. «Wir trainierten zuletzt alternativ. Was im Wasser nicht möglich ist, versuchen wir so gut wie möglich an Land zu kompensieren», erläutert Mechnig.
Öffnen die Schwimmbäder?
Die Schwimmbäder sind schon seit Wochen geschlossen. «Kollegen, die zu Hause einen Pool haben, ermöglichten uns gewisse Wassereinheiten, damit wir das Wassergefühl nicht verlieren», ist Mechnig über diesen Goodwill erleichtert. Die Lockerung im Sport, welche die Schweizer Bundesregierung auch für Spitzensportler angekündigt hat, trat bislang nicht ein, obwohl Sportministerin Viola Amherd erklärt hat, dass die Schwimmbäder für Schwimmer und Schwimmvereine ab 11. Mai geöffnet werden. «Die Hallenbäder bleiben geschlossen. Wir wissen, dass derzeit das LOC bemüht ist, eine Genehmigung für uns zu erhalten», hofft Lara Mechnig auf einen möglichst raschen positiven Entscheid.
«Ein harter Schlag»
Grundsätzlich stünde das Liechtensteiner Duett, das in den letzten vier Jahren als Liechtensteins Team des Jahres ausgezeichnet worden ist, derzeit mitten im Wettkampfmodus, doch die Coronakrise warf alles Bemühen über den Haufen. Den Lockdown im heimischen Sport bezeichnet Lara Mechnig als «harten Schlag, denn wir haben uns in der gesamten laufenden Saison sehr intensiv auf Olympia vorbereitet». Per Ende April 2020 wäre das Duett Mechnig / Schierscher in Tokio gewesen, um sich auf den Qualifikations-Wettkampf vorzubereiten. «Aufgrund jenes Aspekts ist die Zeit aktuell als schwierig einzustufen», räumt Mechnig ein und ergänzte: «Schliesslich befanden wir uns auf einem sehr guten Weg, denn wir bestritten bereits einen internationalen Wettkampf, die World Series in Paris, im laufenden Jahr, in dem wir zweieinhalb Punkte mehr gesammelt haben als noch im vergangenen Sommer an der WM. Es handelte sich um einen enormen sportlichen Fortschritt. Wir konnten etliche Konkurrenten wie die Deutschen und Schweizer hinter uns lassen, die zuletzt noch vor uns klassiert waren. Wir befinden uns auf dem richtigen Weg.»
Das Liechtensteiner Duett überzeugte in der französischen Metropole, erhielt dank Rang sechs ein gutes Feedback von der Konkurrenz und der Fachwelt. Dennoch sieht ihre Trainerin Francesca Zampieri noch Potenzial. «Wir liegen im Vergleich zur Konkurrenz in der Schwierigkeit der Kür noch etwas zurück. Wir haben in diesem Jahr sehr stark auf die Ausführung geachtet, damit alle Bewegungen synchron sind. Wir haben den Schwierigkeitsgrad an zweite Stelle gesetzt, könnten noch etwas mehr Schwierigkeiten einbauen, um vorne mitzuhalten», relativiert Mechnig, die glaubt, dass das Liechtensteiner Duett aktuell in der Weltrangliste Position 20 oder 21 einnimmt. 22 Duetts qualifizieren sich übrigens für Tokio 2021.
Lara Mechnig glaubt, dass alle weiteren World-Series-Events in diesem Jahr fix abgesagt werden. Der Internationale Schwimmverband (FINA) hat bislang jedoch noch nicht klar kommuniziert, ob gewisse Wettkämpfe im Spätherbst ausgetragen werden. Die Olympia-Qualifikation werde wohl erst im kommenden Jahr im Mai in Japan ausgetragen. «Die genauen Daten liegen noch nicht vor. Die meisten Duetts müssen sich noch für Olympia qualifizieren», so Lara Mechnig, die sich vorerst mit ihrer Partnerin Marluce Schierscher auf die EM Ende August in Budapest (Ung) fokussiert.