«Wir verbringen viele Wochenenden im Malbun»

Louis Gassner wuchs in Triesenberg auf und kann auf eine bewegte und aktive Vergangenheit in der Politik, im Beruf und im Tourismus zurückblicken. Noch heute verfolgt der 74-Jährige mit grossem Interesse das Geschehen im Land und verbringt gerne Zeit im Berggebiet und mit seinen Enkelkindern.

Herr Gassner, Sie haben einen vielfältigen Lebenslauf, sowohl beruflich als auch politisch. Wie hat sich das entwickelt?
Louis Gassner:
Ich habe eine Lehre als Vermessungszeichner absolviert und begann danach das Technikum in Zürich. 1968 stieg ich dann um nach Vaduz, wo es neu die Möglichkeit gab, sich am Abendtechnikum (ATV) zum Bau-Ingenieur ausbilden zu lassen.

Ihr Abschluss verzögerte sich aber um ein paar Jahre. Was war der Grund?
Ja, während dem Studium bekam ich Tuberkulose und ich musste für 6 Monate nach Davos zur Kur. Leider gab es damals nur alle 4 Jahre eine Bau-Klasse und so verzögerte sich alles bis ich meinen Abschluss 1978 machen konnte.

Das eigene Ingenieurbüro haben Sie aber bereits 1973 gegründet.
Genau, zusammen mit Xaver Hoch gründete ich mein Unternehmen mit einem Büro in Triesenberg und einem Sitz in Triesen. Im Laufe der Zeit konnten wir rund 20 Mitarbeiter
beschäftigen.

Parallel zu Ihrer Berufstätigkeit sind Sie auch in die Politik gekommen. Wie kam es dazu?
Ich kam bereits 1972 erstmals in den Triesenberger Gemeinderat, der damals noch nach dem Majorz-System gewählt wurde. Die Aufteilung war damals 3 Vertreter der FBP und 14 Vertreter der VU (inkl. Vorsteher) 1975 wurde dann zum Proporzsystem gewechselt. Ich war bis 1983 im Gemeinderat.

1978 kandidierte ich für den Landtag. Von 1978 bis 1982 war ich Stellvertreter und von 1982 ordentliches Mitglied. Von 1984 bis 1993 war ich nebst Landtagsabgeordneter auch noch Mitglied der Europaratsdelegation.

Sie waren ein Teil der Europarats-Delegation. Eine bedeutende Zeit…
Liechtenstein hatte damals vorerst nur Beobachter-Status. Man wollte uns erst nicht aufnehmen. Das nicht vorhandene Frauen-Stimmrecht war ein Hindernis. Wir mussten gewisse Sachen einhalten und Gesetze anpassen. 1978 wurden wir in den Europarat aufgenommen.

Auch der EWR-Entscheid fiel in Ihre Zeit im Landtag. Wie beurteilen Sie den Entscheid aus heutiger Sicht?
Es hatte Vor- und Nachteile, aber es war richtig und wichtig für die Industrie. Betreffs des Abstimmungstermins gab es dazumal, im Jahre l992 noch Diskussionen mit S.D. dem Landesfürsten. Es wurde aber ein vernünftiger Kompromiss
gefunden. 

Was waren Ihre wichtigsten Geschäfte während Ihrer Landtags-Periode?
Es gab viele Themen. Wegen meines beruflichen Hintergrunds beschäftigte ich mich zwangsläufig mit Bausachen. Dem Strassenbau, der Verkehrsproblematik etc. Aber auch das neue Strafgesetz fiel damals als komplexes, aber wichtiges Thema, in meine Periode. Auch das Waldsterben und der Umweltschutz waren in den 80er-Jahren bereits auf dem Tisch.

Wie beurteilen Sie die Tätigkeit des Landtags damals aus heutiger Sicht?
Wir waren damals nur 15 Abgeordnete, 7 FBP- und 8 VU Vertreter plus Stellvertreter. Es war zeitlich schwierig bei der LT-Fraktion sich mit so vielen Themen zu befassen. In der Zwischenzeit sind die Aufgaben noch mehr gewachsen, so dass es heute noch schwieriger ist, diese nebenberuflich zu bewältigen. Der Landtag sollte sich mit grundsätzlichen Dingen
befassen und nicht allzu weit ins Detail gehen.

Wo muss der Landtag heute Ihrer Meinung nach noch «Gas geben»?
Das Verkehrsproblem besteht weiterhin und muss gelöst werden, sonst entwickelt es sich aufgrund der stetigen Verkehrszunahme bald zu einem Riesenproblem. Egal, was wir umsetzen, es wird nicht von heute auf morgen möglich sein. Man denke an eine S-Bahn FL-A-CH oder mehr Bus-Spuren. Es braucht Jahrzehnte, um das zu realisieren.

Welche Themen brennen noch?
Die ganze Sozialproblematik und die Alterspflege. Es gibt zu wenig Alterswohnungen und Pflegeheime. Die Finanzierung ist ein Thema. Dasselbe gilt für das Spital und das Gesundheitswesen, das auch noch finanzierbar sein muss. Zwei Vorschläge der von der Regierung vorgeschlagenen Varianten müssten favorisiert und näher überprüft werden.

Neben Ihrer beruflichen und politischen Tätigkeit waren Sie auch als Präsident bei den Bergbahnen und im Triesenberg-Malbun-Steg-Tourismus tätig. Wie schätzen Sie aktuell die Situation ein? 
Es war eine bewegte Zeit, in der auch das heutige Konzept entstand. Die Finanzierung war immer schwierig, aber es ist in der letzten Zeit viel gebaut und investiert worden. 

Sehen Sie für Malbun eine Zukunft als Wintersportort?
Ja, selbstverständlich. Es wird zwar allgemein schwieriger im Wintersport. Die Anzahl der Skifahrer ging in den letzten Jahren zurück. Aufgrund der Klimaerwärmung muss man mehr investieren. Die Beschneiung führt teils zur Verschuldung der Gebiete, ist aber im Konkurrenzkampf fast unerlässlich. Es führt kein Weg daran vorbei, auch die Sommersaison zu stärken. Das Wandern hat zugenommen, davon profitiert auch Malbun. Gleichzeitig müssen aber auch für den Winter Alternativen geboten werden. 

Welche?
Man muss die Angebote fürs Rodeln, Wandern und Touren ausbauen. Es müssen mehr Skitouren und Wanderwege angeboten werden. Eine Rodelbahn ab Sareis war einmal geplant, scheiterte aber an den Finanzen. Sie ist auf Eis gelegt, könnte aber jederzeit wieder aufgegriffen werden.

Das Parken ist auch immer wieder ein Thema.
Beim Parkhaus haben wir eine Lösung gefunden. 90 Plätze sind für die Allgemeinheit freigegeben. Natürlich reicht das zu den Stosszeiten nicht, wird es auch nie. Zusammen mit dem ÖV – der Bus ist von Steg ins Malbun gratis – ist das gut gelöst. In der Saison fährt der Bus zudem im 30-Minuten-Takt von Vaduz nach Malbun. 

Sie haben selber eine Wohnung in Malbun.
Ja wir haben eine Ferienwohnung und verbringen viele Wochenenden. im Malbun. Früher besass ich eine Ferienhütte, diese wurde 1999 von einer Lawine zerstört. Aber jetzt schätze ich meine Wohnung sehr. 

Sie sind seit rund 10 Jahren pensioniert. Wie gestalten Sie Ihre Tage? Pflegen Sie noch Hobbys?
Ich bin Mitglied der Harmoniemusik, fahre Ski und gehe langlaufen und im Sommer gehe ich viel in die Berge. Ich mache noch eine Hausverwaltung und als Teilhaber einer Kanalfernsehfirma bin ich im Moment mit der Übergabe beschäftigt. Auch bin ich noch mein Privatbüro am Räumen und finde immer wieder Akten die ich noch durchsehen möchte. So beansprucht das Ganze natürlich etwas mehr Zeit (lacht). Ab und zu gehe ich an einen Stammtisch, aber diese sterben langsam aus. Und natürlich hüten meine Frau und ich regelmässig unsere drei Enkelkinder. In absehbarer Zeit möchten wir in eine Wohnung ziehen und unser Haus unserem Sohn übergeben. Das bedeutet auch, Sachen aussortieren und entsorgen.

Louis Gassner mit seinen drei Enkelkindern.

Kurz gefragt

Wie starten Sie in den Tag?
Ich stehe um 7 Uhr auf, lese die Zeitungen und frühstücke.

Was schätzen Sie an Ihrer Wohngemeinde?
Die Landschaft, die Aussicht und dass ich innert zehn Minuten in unserem Berg- und Feriengebiet bin. 

Welches ist Ihr liebster Ort in Liechtenstein?
Malbun. Schon als Junge war ich mit meinem Onkel auf der Alp, habe Skifahren gelernt und war oft Wandern und sogar Klettern. 

Welches Buch liegt derzeit auf Ihrem Nachttisch?
Keins, aber im Wohnzimmer habe ich immer Lektüre über die Politik und das Weltgeschehen, die ich vor dem Zubettgehen studieren kann.

Ein Lieblingszitat?
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.

Ein Reiseziel, das Sie noch interessieren würde?
Australien und Neuseeland. Ich würde gerne einmal die andere Seite der Welt bereisen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Gesund und zufrieden bleiben, meine Enkel aufwachsen sehen und mich noch gut bewegen und das Leben geniessen können.