Am 5. November 2018 hat in Baden bei Wien die Verleihung der European Energy Award für die europäischen Gemeinden in der Kategorie Gold stattgefunden. Vertreter aus 27 Gemeinden in ganz Europa versammelten sich in der niederösterreichischen Kaiserstadt, um die Auszeichnung für langjähriges und konsequentes Engagement im Klimaschutz entgegenzunehmen. Neben Städten wie Bielefeld, Dornbirn und Lausanne zeigten auch kleine Gemeinden wie Planken und Ruggell mit ihren Beispielen im Kongresssaal exemplarisch auf, mit welchen Massnahmen sie aktiv zur Nachhaltigkeit und zum Klimaschutz beitragen.
Der European Energy Award ist ein internationales Qualitätsmanagement und Zertifizierungsinstrument für kommunalen Klimaschutz. 12 Nationen und mehr als 1‘400 Städte und Gemeinden mit 40 Millionen BürgerInnen nehmen aktuell an diesem Programm teil. Setzt eine Gemeinde sogar mehr als 75 Prozent aller möglichen energie- und klimarelevanten Massnahmen um, wird sie mit dem European Energy Award in Gold ausgezeichnet. In Liechtenstein und der Schweiz ist das Programm unter dem Namen «Energiestadt» bekannt. Alle elf Liechtensteiner Gemeinden sind bereits «Energiestädte», Planken und Ruggell sind nun die ersten «Gold-Energiestädte» im Lande.
Die kleinste Energiestadt Planken mit grossen Resultaten
Planken ist ein «Sackgasse-Dorf», es gibt keine Durchfahrtsstrasse. Trotz des geringen Verkehrsaufkommens gibt es ein umfassendes Strategiepapier zur Mobilität. Die Strategie zeigt, dass Planken bereits viel umgesetzt hat. Zudem arbeitet die Gemeinde im AggloProgramm Werdenberg Liechtenstein mit. Eine Stärke von Planken liegt in der Produktion und Nutzung von erneuerbarer Energie. Die gesamte öffentliche Beleuchtung sowie die gemeindeeigenen Liegenschaften werden mit Ökostrom versorgt. Die Energiestadt-Kommission arbeitet effizient und Projekte können deshalb schnell realisiert werden. Seit der ersten Zertifizierung 2006 hat sich Planken sukzessive und mit grossen Schritten verbessert. 2018 erreichte sie verdient die GOLD-Zertifizierung mit einem Erfüllungsgrad von 80 Prozent. Die Gemeinde Planken will in den kommenden Jahren ein Parkplatzkonzept gemäss dem Strategiepapier «Mobilität Planken» erstellen und umsetzen, die Nutzergruppe des Projektes «Carsharing» erhöhen sowie die Sensibilisierung der Bevölkerung bezüglich Energie- und Umweltthemen mittels Infoveranstaltungen vorantreiben.
Etappenweise zur 2000-Watt-Gesellschaft in Ruggell
Ruggell hat es geschafft, sich innerhalb von zehn Jahren vom Programmeintritt mit einem Erfüllungsgrad von 78 Prozent zur Energiestadt-GOLD weiterzuentwickeln. Verschiedene Ziele wurden erreicht und umgesetzt, wie unter anderem der ausschliessliche Bezug von Biogas und Ökostrom für die Gemeindeliegenschaften, ein Elektroauto als Car-Sharing für die Bevölkerung, Richtlinien und Standards für öffentliche Bauten sowie konkrete Beschaffungsrichtlinien innerhalb der gesamten Verwaltung. Ausserdem bekennt sich die Gemeinde zur 2000-Watt-Gesellschaft und hat sich konkrete Ziele hinsichtlich CO2-Emissionen und Energieverbrauch gesetzt. Um die Erreichung der Ziele zu gewährleisten, kontrolliert die Gemeinde die Effektivität der Massnahmen anhand von Etappenzielen. Dank dem Förderprogramm für die Einwohner der Gemeinde wird der Einsatz von erneuerbarer Energie vorangetrieben. In naher Zukunft will die Gemeinde auch das Projekt Pendlermobilität PEMO weiterführen sowie das Projekt «Wohnen und Leben im Alter» gemeinsam mit Gamprin und Schellenberg vorantreiben. Die Gemeinde kommuniziert zudem regelmässig über Energiethemen, organisiert Informationsveranstaltungen und lanciert Projekte zu Umweltthemen.
Grosse Freude und Motivation in beiden Gemeinden
Sowohl in Planken als auch in Ruggell ist die Freude gross. Die Anstrengungen haben sich gelohnt, die Massnahmen zeigen ihre Wirkung und prägen sichtlich die Gemeinden. In den letzten zehn Jahren konnten beide Gemeinden ihre vielseitigen Erfahrungen mit Energiestadt machen und folglich ihren eigenen, kontinuierlichen Weg im Engagement für eine effiziente Nutzung von Energie, dem Klimaschutz und erneuerbaren Energien finden. Auf den Lorbeeren ausruhen möchten sich jedoch beide Gemeinden nicht, dazu Plankens Vorsteher Rainer Beck: «Wir haben ambitionierte Jahre vor uns bis 2030: Unsere Gemeinde engagiert sich für die Umsetzung der energiepolitischen Zielsetzungen durch konkrete Massnahmen und die positive Beeinflussung des Verbrauchsverhaltens. Die Motivation der Bevölkerung steht dabei im Vordergrund. Das Förderprogramm soll deshalb beibehalten werden. Die damit unterstützten Projekte ermöglichen uns das Weiterkommen als ganze Gemeinde».
Ruggells Vorsteherin Maria Kaiser-Eberle ergänzt: «Bei der letzten Zertifizierung haben wir uns zum Ziel gesetzt, ein gutes Resultat zu erreichen. Das haben wir mit der Gold-Verleihung nun mehr als nur erreicht und die Vorgaben entsprechend erfüllt. Die verwaltungsinterne Zusammenarbeit sowie mit der Bevölkerung und ansässigen Unternehmen war mir dabei immer sehr wichtig. Wir haben auch gemerkt, dass wir mit dem Förderprogramm die richtigen Personen erreichen und so wirkungsvolle Projekte unterstützen können. Darunter fallen das energieeffiziente Bauen, die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energie am Gesamtmix sowie das Errichten von entsprechenden Anlagen oder das Fördern von ÖV-Abos. Mit den konkreten Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft haben wir den Fokus nun langfristig gelegt. Das Vorhaben wird nicht leicht, doch packen wir es an.»