Zwei Liechtensteiner haben in diesem Jahr Autorennsport-Geschichte geschrieben. Zum einen der Gampriner Matthias Kaiser, welcher als erster Rennfahrer überhaupt den Titel im Deutschen Porsche Sports-Cup erfolgreich verteidigen konnte. Und dann auch noch
Fabienne Wohlwend: Als erste Frau schaffte die Schellenbergerin einen Rennsieg in der Ferrari-Challenge.
Von Christoph Kindle
In dieser Serie will die 20-jährige Vollblut-Rennfahrerin auch im 2018 für Schlagzeilen sorgen. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe war der Vertrag zwar noch nicht unterschrieben, doch es sieht ganz danach aus, als ob Fabienne Wohlwend nächste Saison voll auf die Ferrari-Challenge setzen wird.
Grandioser Sieg in Imola
In diesem Jahr war Fabienne Wohlwend in der Ferrari-Challenge bei drei Rennen als Gastfahrerin am Start. Höhepunkt war der Sieg auf ihrer Lieblingsstrecke in Imola, als erste Frau überhaupt. Auch beim Weltfinale in Mugello stand die Liechtensteinerin auf dem Podest. «Das Team war von meinen Leistungen angetan, deshalb läuft es auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit hinaus.» Nicht ganz zufrieden war Fabienne Wohlwend mit ihrem Abschneiden im Audi Sport TT-Cup. «Es war eine harte Saison und letztlich hab ich mein Ziel, in der Gesamtwertung unter die top ten zu kommen, um drei Punkte verpasst. Immerhin: Es war eine sehr lehrreiche Saison.»
Keine Schonung von den Männern
Fabienne Wohlwend musste auch in der vergangenen Saison wieder erfahren, dass es im Rennsport absolut keinen «Frauen-Bonus»gibt, im Gegenteil. Die Männer nehmen absolut keine Rücksicht auf das angeblich schwache Geschlecht. «Ja, das ist so», sagt Fabienne Wohlwend. «Es wird uns nichts geschenkt. Wenn wir den Helm aufsetzen und im Auto sitzen, wird keine Rücksicht mehr genommen. Viele Männer sehen es nicht gerne, wenn wir Frauen schneller sind. Insgesamt aber werden wir auf und auch neben der Strecke fair behandelt.»
Ziel bleibt Profi-Rennfahrerin
Fabienne Wohlwend ist eine absolute Vollblut-Rennfahrerin, das spürt man selbst beim Interview. Ihre Augen funkeln, wenn sie über ihre Leidenschaft Autorennen spricht. Noch ist es mehrheitlich ein Hobby, doch dabei soll es nicht bleiben. «Mein Ziel ist und bleibt Profirennfahrerin zu werden. Kurzfristig versuche ich, ohne eigene finanzielle Mittel Rennen fahren zu können. Ich bin um jede Unterstützung dankbar, der Motorsport ist sehr teuer.» Noch ist Fabienne Wohlwend bei der VP Bank zu 100 Prozent berufstätig. Die Ferientage investiert die 20-jährige voll und ganz in den Rennsport.
An eine mögliche Zukunft in der Königsklasse Formel 1 denkt die Schellenbergerin nicht. «Da braucht man nebst Talent vor allem gute Beziehungen und viel Geld. Ein Traum wäre die Deutsche Tourenwagen Meisterschaft DTM, aber auch bis dahin ist es ein steiniger Weg.» Eine mögliche Option für die weitere Zukunft wäre für Fabienne Wohlwend eine Serie mit Langstreckenrennen.
Nomination für die Sportlerwahl
Sehr gefreut hat sich Fabienne Wohlwend über ihre Nomination für die Wahl Liechtensteiner Sportlerin des Jahres 2017. «Das hab ich mit grosser Freude zur Kenntnis genommen. Es ehrt mich natürlich, neben Sportgrössen wie Tina Weirather oder Julia Hassler auf der Liste zu stehen.»
Die neue Rennsport-Saison beginnt für Fabienne Wohlwend voraussichtlich im März. Bis dahin wird sie weiter an ihrer Fitness arbeiten oder im Simulator üben. Und so ganz ohne Action auf der Strecke geht’s sowieso nicht. «Wenns die Verhältnisse zulassen, werde ich in Norditalien ab und zu etwas Kart fahren.» Mit dem Kartsport hat bei der Schellenbergerin bekanntlich alles begonnen…