Episoden aus längst vergangenen Zeiten

In der fünfteiligen Buchreihe «Menschen, Bilder & Geschichten – Mauren von 1800 bis heute» des Ahnenforschungsvereins Mauren finden wir neben den genealogischen Erforschungen der Familiengeschlechter eine Fülle von Erzählungen und Episoden aus längst vergangenen Zeiten. Lesen Sie im 1. Teil unserer Erzählungsreihe einige solcher Geschichten:  Von Herbert Oehri

 

Für tot erklärt

Franz Josef Kaiser (1855-1926) aus der späteren Linie der «Schnider Ferdi-Kaiser», verheiratet mit Theodora Frick (1856-1925), wanderte im Jahre 1882 in die USA aus. Er liess seine Frau und vier unmündige Kinder zurück. Wie wir aus mündlicher Überlieferung von Ewald Kaiser dazu erfahren haben, fuhr Franz Josef Kaiser allein nach Amerika. Die Familie sollte später nachkommen, wenn er eine Arbeit gefunden und etwas Geld auf die Seite gebracht hätte. Es bestand lange Zeit Briefkontakt zwischen dem Auswanderer und seiner Frau Theodora. Doch sollten sie sich nicht mehr sehen. Am 1. August 1926 erklärte das F.L. Landgericht Franz Josef für tot. Ein Jahr zuvor ist seine Frau Theodora verstorben. (Erzählt von Edwin Kaiser am 9.August 1982)

Maria Jäger-Batliner (1904-1999)

«I bi scho z’freda»

Adolf Jäger «Krummenacker-Jäger» (1897-1982) war ein guter Zimmermann und Stiegenbauer. Er betrieb neben seinem Beruf zusammen mit seiner Frau Maria geb. Batliner (1904-1999) aus Nendeln eine kleine Landwirtschaft im Ortsteil Binza.

An einem Stammtisch im Gasthaus «Freihof» in Mauren bemerkte der Sattler Eduard Ritter zu Adolf gewandt: «Du bischt o guat verhürotet. Du häscht a flissige und töchtige Frau, wo dir alls macht. Du muascht jo an zfredna Maa si.» Adolf: «I bi scho zfreda, aber mini Frau dafüar net!»

 

Adolf Jäger (1897-1982)

Fürstentreue 

Adolf Jäger (1897-1982), Zimmermann und Bauersmann, wohnhaft in der Binza, Mauren wird nachgesagt, dass er sehr fürstentreu gewesen sei. Beim Fürstenfest am 15. August 1976 hat das Liechtensteiner Volksblatt eine Strassenbefragung in Vaduz durchgeführt. Adolf Jäger wurde gefragt, was er über das Fest denke, ob es ihm gefalle und was er dem Fürsten schenken würde. Daraufhin sagte Adolf: «Das Fest ist schön, ein bisschen viele Ausländer. Wenn ich dem Fürsten etwas schenken dürfte? – Ich würde ihm meine Treue schenke- ja, meine Treue.» (Erzählt von Theo Jäger sen. Vaduz und nachzulesen im Volksblatt, Montag, 16. August 1976.

„Veschta-Huus“ Nr. 3, heute «Pepe» Meier

«Du bischt an Narr»

Ein späterer Bewohner des sog. «Veschta-Huus», Philipp Kieber, ledig, erzielte in der Lotterie einen hohen Gewinn, war deshalb viel unterwegs und unternahm auch Auslandsreisen. Er schritt stolz des Weges und bei Hochgefühl redete Philipp hochdeutsch. Von einer Reise zurückgekehrt und abends von der Bahnstation Schaanwald über das Maurer Riet schreitend, begegnete er auf der Eschebrücke Andreas Marock («dr dick Marock») und sprach ihn an: «Na, was sagen denn die Leute von mir?» Die direkte Antwort von Marock war ernüchternd: «O, du seischt an Narr…» Erzählt von Adolf Marxer, «Dökterle», Meldina 23, Mauren aus Aufzeichnungen von Pfarrer Fridolin Tschugmell.